Christian Rohlfs (1849-1938)


Verkauft

 


TITEL  Die Heiligen Drei Könige

TECHNIK  Holzschnitt / Kohlestift / Papier

SIGNATUR  Rechts unten monogrammiert "CR 18"

ENTSTEHUNGSJAHR  1918

GRÖSSE  (H x B) 37 x 26,5 cm

RAHMEN  Klassischer Holzrahmen mit säurefreiem Passepartout

ZUSTAND  Schönes Exemplar. Leichter Knick im unteren Bereich.

PROVENIENZ  Familie Dr. Franz Goerger, Neuss; Privatsammlung Nordrhein-Westfalen

LITERATUR  Vgl. WVZ Vogt, WVZ.-Nr. 22

 

KUNSTWERK

Caspar, Melchior und Balthasar, die drei Weisen aus dem Morgenland, folgen dem Stern von Bethlehem zu Jesu Geburt. In den Händen halten Sie Ihre Gaben: Gold für den König, Weihrauch für Gott und Myrrhe für den sterblichen Menschen. Der Stern, das Licht der Welt, umfängt die drei Heiligen auf Ihrem Weg mit seinen Strahlen. So stellt es Christian Rohlfs in seinem bekannten Holzschnitt dar. Das Bildzentrum des Holzschnittes "Die heiligen drei Könige" wird von den großen Königsgestalten aus dem Morgenland eingenommen, von denen der Erste dem Betrachter den Rücken zuwendet. Die anderen beiden halten in ihren Händen die Geschenke für das Christuskind. Über ihnen erstrahlt der Stern von Bethlehem, der ihnen den Weg zu Jesus zeigt. Das vorliegende Blatt ist ein Einzelstück, da es durch Christian Rohlfs mit Kohlestift bearbeitet und monogrammiert und datiert wurde.

1910 schuf Christian Rohlfs den Holzschnitt "Die Heiligen drei Könige". 1918 wurde er in der 1. Mappe des ersten Jahrgangs in "Die Schaffenden" aus dem Verlag Gustav Kiepenheuer, Weimar in einer Auflage von 125 Stück veröffentlicht (Siehe auch Sammlung des MoMa, New York). Mitten im Krieg eine neue Kunstzeitschrift gründen und sogar durchsetzen: 1915 war das möglich. Paul Westheim gewann den Weimarer Literaturverleger Gustav Kiepenheuer für sein „Kunstblatt“ als Forum zunächst der expressionistischen Kunst. „Sie müssen diese Jungen so herausbringen, als ob es Rembrandts wären“, hatte van de Velde geraten, und so startete Westheim noch 1918, im Jahr der Auflösung des Kaiserreichs, „Die Schaffenden“, eine „Zeitschrift in Mappenform“. Vorbildlich im Druck und um der Qualität willen strikt auf eine Auflage von 125 limitiert, enthielt jede der auf vier Ausgaben im Jahr geplanten Mappen zehn signierte Originalgraphiken. Die erste Mappe versammelt einen Gutteil der wichtigsten Expressionisten – in der damaligen Weite des Begriffs –: Pechstein, Heckel, Mueller, Schmidt-Rottluff, Klee, Feininger, Rohlfs und Paula Modersohn-Becker. Später nahm Westheim auch unbekannte, junge Künstler hinzu, die sich so neben Kubin und Kokoschka oder den Bildhauern Lehmbruck und Archipenko fanden. Neue Strömungen sind in den „Schaffenden“ früh vertreten, so Grosz und Schlichter oder schon 1918 Niklaus Stoecklin, der spätere Schweizer Neusachliche. Im „Kunstblatt“ ließ Westheim ja 1922 mit der Umfrage „Ein neuer Naturalismus?“ erstmals die nachexpressiven Richtungen umfassend zu Wort kommen (aus: DIE ZEIT, 9. November 1984).

Der Holzschnitt stammte aus der Familie von Dr. Franz Goerger. Er war Gründungsmitglied der »Gesellschaft zur Förderung Deutscher Kunst des 20. Jahrhunderts e.V.« in Neuss. Er hat dort zahlreiche Ankäufe von Expressionisten aus den Jahresausstellungen getätigt. Vor allem Angehörige des gehobenen Mittelstandes hatten sich in dem Kunstverein zusammengeschlossen. Jedes Mitglied entrichtete einen Jahresbeitrag von 500 Mark. Mit dem Gesamtertrag wurden Werke zeitgenössischer Künstler angekauft. Sie wurden jedoch nicht öffentlich ausgestellt, sondern blieben im Besitz der Mitglieder und konnten unter diesen getauscht werden. 

 

KÜNSTLER

Christian Rohlfs (* 22. Dezember 1849 in Groß Niendorf, Kreis Segeberg; † 8. Januar 1938 in Hagen) war ein deutscher Maler der Moderne.

Christian Rohlfs wird am 20.12.1849 als jüngster Sohn eines Kätners in Niendorf geboren. Als 15-Jähriger verletzt er sich am rechten Knie und muss zwei Jahre im Bett verbringen. Während dieser Krankenzeit beginnt Christian Rohlfs zu zeichnen. Der Dichter Theodor Storm, der die Zeichnungen des Jungen sieht, schickt ihn 1869 zu dem Kunstkritiker Ludwig Pietsch nach Berlin. Dieser gibt ihm ein Empfehlungsschreiben für die Großherzogliche Akademie in Weimar, wo Rohlfs 1870-1874 studiert. Rohlfs wird vom Großherzog gefördert, sodass Rohlfs viele Jahre finanziell gesichert leben und arbeiten kann. 1871 verschlimmert sich das Beinleiden, 1873 wird ihm schließlich das rechte Bein amputiert. 1876 wechselt Rohlfs an der Akademie in Weimar. Ab 1884 ist Christian Rohlfs als freier Maler tätig.  1901 lernt Rohlfs durch Henry van de Velde Karl Ernst Osthaus kennen. Dieser beruft ihn an die geplante Folkwang-Schule in Hagen, deren Lehrbetrieb jedoch niemals zustande kommt. 1903 sieht Rohlfs im Folkwang-Museum erstmals Werke von Vincent van Gogh und von den zeitgenössischen französischen Malern. Die Anfänge der Malweise von Christian Rohlfs entspringen dem Naturalismus der Weimarer Malschule, bevor sich ab ca. 1880 eine Hinwendung zum Impressionismus zeigt. In den 1890er Jahren nehmen seine Gemälde an Farbigkeit zu. Über eine neoimpressionistische Phase gelangt Christian Rohlfs um 1906 zu seinem expressiven Spätstil. Die Hinwendung zum Expressionismus erfolgt wohl nach der Bekanntschaft mit Emil Nolde, den Rohlfs 1905 während seines Aufenthalts in den Sommermonaten in Soest kennenlernt. Sein eigentliches Werk schafft Christian Rohlfs dann in den Folgejahren, bereits über 50-jährig. Die kraftvollsten Arbeiten malt er zwischen dem 70. und 80. Lebensjahr.  1907 schließt sich Christian Rohlfs dem "Sonderbund westdeutscher Kunstfreunde und Künstler" an, der von Karl Ernst Osthaus geleitet wird. 1911 wird er Mitglied der "Neuen Secession", 1914 der "Freien Secession". Zu seinem 75. Geburtstag ehrt ihn die Stadt Hagen mit der Ernennung zum Ehrenbürger, im selben Jahr wird Rohlfs auch Mitglied der Preußischen Akademie der Künste. 1937 wird Rohlfs von den Nazis verfemt und erhält Ausstellungsverbot. 412 seiner Arbeiten werden aus deutschen Museen als "entartete Kunst" entfernt. 1927-1937 hält sich Christian Rohlfs jedes Jahr in den Sommermonaten in Ascona auf. 1929 wird zu Ehren des 80-Jährigen das Christian-Rohlfs-Museum in Hagen gegründet. Am 8.1.1938 stirbt Christian Rohlfs in Hagen.

Christian Rohlfs wurde als einer der wichtigen Künstlers Westfalens aufgenommen in den Band «100 Meisterwerke westfälischer Kunst«, Klaus Kösters, Aschendorff Verlag, Münster 2011, S. 160/161.

 

MUSEEN UND SAMMLUNGEN

  • Kunstmuseum Walter im Glaspalast, Augsburg
  • Buchheim Museum der Phantasie – Sammlung Buchheim, Bernried
  • Museum Gunzenhauser, Chemnitz
  • Lehmbruck Museum, Duisburg
  • Kunsthalle in Emden
  • Museum Folkwang Essen
  • Karl-Ernst-Osthaus-Museum, Hagen
  • Sprengel Museum Hannover
  • Kunsthalle zu Kiel
  • Wilhelm Hack Museum, Ludwigshafen
  • Städtisches Museum Abteiberg, Mönchengladbach
  • Clemens-Sels-Museum, Neuss
  • Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg
  • Wilhelm-Morgner-Haus, Soest
  • Märkisches Museum Witten
  • Von der Heydt Museum, Wuppertal
  • Musée cantonal des Beaux-Arts, Lausanne, Schweiz
  • Museo Cantonale d´Arte Lugano, Lugano, Schweiz
  • ms - Muzeum Sztuki Lodz, Polen
  • Los Angeles County Museum of Art - LACMA, Los Angeles, USA
  • Fine Arts Museum of San Francisco, San Francisco, USA

 

LINKS

FAZ  18.11.2010

DIE ZEIT  14.11.2013

 

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