Ernst Wilhelm Nay (1902-1968)


Verkauft

 

 

TITEL  Farbaquatinta 1962 (NOR) nach einer Aquarellvorlage

TECHNIK Farbradierung / Papier

SIGNATUR  Unten rechts "Nay 62"

ENTSTEHUNGSJAHR  1962

GRÖSSE (H x B) 17,5 x 14 cm (25,5 x 21 cm)

AUFLAGE  150 Exemplare (weitere 20 Ex. vorhanden) 

RAHMEN  Holzrahmen in Weißgold mit säurefreiem Passepartout und Museumsglas

ZUSTAND  Sehr gut erhalten

PROVENIENZ  Privatsammlung Baden-Württemberg

 

KUNSTWERK

"Farbaquatinta 1962 (NOR) nach einer Aquarellvorlage", 1962, Farbradierung / Papier, 17,5 x 14 cm, signiert, datiert, nummeriert, Exemplar 41/150, Werkverzeichnis Gabler 66.

Nach einer Aquarellvorlage. Beilage zur Vorzugsausgabe des Kataloges der Nay-Ausstellung im Museum Folkwang in Essen aus Anlaß des 60. Geburtstages des Künstlers. Druck von drei Platten: Gelb, Grün, Hell- und Dunkelblau, Rot, Ocker, Grau, Schwarz. Druck: Georges Visat, Paris.

Der Original-Katalog des Folkwang-Museums von 1962 liegt dem Kunstwerk bei (siehe Foto).

In seiner wohl bekanntesten, längsten und bis heute erfolgreichsten Schaffensperiode macht Nay die Rundform der Scheibe – in allen ihren Variationen – zum Hauptmotiv seiner Malerei, die er jetzt auch verstärkt theoretisch reflektiert. 1955 veröffentlicht er seine Schrift „Vom Gestaltwert der Farbe“, in welcher er die Grundlagen seines „ersten Systems“ der „punktuellen Setzung“ der Farbe darlegt. Wie Nay die „Scheibe“ als zentrales Gestaltungselement entdeckte, beschreibt er selbst so: „So fing ich mit sehr harmlosen neuen Versuchen an und stellte fest: Wenn ich mit einem Pinsel auf die Leinwand gehe, gibt es einen kleinen Klecks, vergrößere ich den, dann habe ich eine Scheibe. Diese Scheibe tut natürlich auf der Fläche schon eine ganze Menge. Setze ich andere Scheiben hinzu, so entsteht ein System von zumindest farbigen und quantitativen Größenverhältnissen, die man nun kombinieren und weiterhin zu größeren Bildkomplexen zusammenbauen könnte.“ Nachdem Nay die Scheiben anfangs noch mit graphischen Elementen kombiniert hatte, werden sie ab 1955 zum alleinigen Bildmotiv und es entstehen die aus heutiger Sicht „klassischen“ Werke dieser Periode. Ab 1957/58 verändert Nay die äußere Erscheinungsform seiner Scheiben, indem er sie zunächst in ihren Konturen offener und weicher gestaltet („Rondo“, 1958, WV 871), dann mehr aus der kreisenden Bewegung des Pinsels heraus entwickelt („Chorisch Grau“, 1960, WV 971) und schließlich mit teils heftiger Gestik „durchzustreichen“ beginnt („Ekstatisches Blau“, WV 990, 1961). Dahinter stand, dass Nay spürte, dass er sein bis dahin stringent durchgehaltenes System der punktuellen Setzung der Farbe irgendwann auch wieder „eröffnen“ bzw. „überwinden“ musste, um nicht in einer „modernen Akademie der Malerei“ stecken zu bleiben.

 

KÜNSTLER

Ernst Wilhelm Nay (* 11. Juni 1902 in Berlin; † 8. April 1968 in Köln) war ein deutscher Maler und Grafiker der klassischen Moderne. Er gilt als einer der bedeutendsten Maler der deutschen Nachkriegskunst.

Nay entstammte einer Berliner Beamtenfamilie. Er wurde als zweiter Sohn von sechs Kindern geboren. Sein Vater Johannes Nay fiel 1914 als Hauptmann in Belgien. Seine humanistische Schulausbildung schloss Nay 1921 mit dem Abitur an der Landesschule Pforta in Thüringen ab. Aus dieser Zeit stammen die ersten Malversuche und es wächst sein Interesse an Kunst. Im selben Jahr begann Nay eine Buchhandelslehre in der Berliner Buchhandlung Gsellius, die er nach einem Jahr wieder abbrach. Danach schlug er sich mit Gelegenheitsjobs durch und begann Selbstbildnisse und Landschaften zu malen.

Mit drei seiner autodidaktisch gemalten Bilder („Bildnis meiner Mutter“, 1924, WV 3; „Bildnis Ruth“, 1924, WV 4 und „Bildnis Franz Reuter“, 1925, WV 6) stellte er sich 1924 bei Karl Hofer (1878–1955) an der Hochschule der Bildenden Künste in Berlin vor. In seinen „Regesten zu Leben und Werk“, aufgezeichnet 1958, erinnert sich Nay: „Mit diesen drei Bildern fuhr ich eines Sonntags zu Hofer und zeigte sie ihm. Er war von dem Bildnis des jungen Mannes sehr begeistert und bestimmte, ich solle es auf die Akademie-Ausstellung am Pariserplatz geben, die Frühjahrausstellung. Die war damals die beste moderne Ausstellung in Berlin.“ Hofer erkannte Nays Begabung, vermittelte ihm ein Stipendium und nahm ihn in seine Malklasse auf. An der Hochschule lernte Nay seine spätere Frau Helene (Elly) Kirchner (1901–1986) kennen, die dort als Modell tätig war. Er beendete sein Studium im Jahr 1928 als Meisterschüler Hofers. Im selben Jahr macht Nay eine erste Studienreise nach Paris.

1930 vermittelte der Kunsthistoriker Carl Georg Heise (1890–1979) Nay ein Stipendium für einen Aufenthalt auf der dänischen Insel Bornholm, wo er die sogenannten „Strandbilder“ schuf. Ein Jahr später erhielt er durch die Preußische Akademie der Künste ein Stipendium für einen neunmonatigen Aufenthalt an der Deutschen Akademie (Villa Massimo) in Rom, wo kleinformatige, surrealistisch-abstrakte Bilder entstanden. 1932 heiratete Nay Elly Kirchner. Im folgenden Jahr beteiligte er sich an der Ausstellung „Lebendige deutsche Kunst“ in den Galerien Alfred Flechtheim und Paul Cassirer. In einem Hetzartikel der Nationalsozialisten im „Völkischen Beobachter“ vom 25. Februar 1933 wurde sein Bild „Liebespaar“, 1930, als „Meisterwerk der Gemeinheit“ verhöhnt. Bei Sommeraufenthalten 1935 und 1936 an der Ostsee in Vietzkerstrand (Pommern) entstanden großformatige Rohrfederzeichnungen, die sogenannten „Fischerzeichnungen“ und später im Atelier die sogenannten „Dünnen-und Fischerbilder“. Im Jahr 1937 wurden zwei seiner Ölgemälde („Fischerboote an der Hafenmole“, 1930, WV 81 und „Fischerdorf Teju auf Bornholm“, 1930, WV 83) in der Ausstellung „Entartete Kunst“ gezeigt. Durch die Vermittlung von C. G. Heise erhält Nay eine finanzielle Unterstützung von Edward Munch, was ihm eine Reise auf die norwegischen Lofoten ermöglichte, wo er großformatige Aquarelle malte. Nach den Motiven dieser Aquarelle entstanden später, im Berliner Atelier, die sogenannten „Lofoten-Bilder“ (1937–1938).

1940 meldete sich Nay zum Kriegsdienst. Zunächst gelangte er als Infanterist nach Süd-Frankreich, dann in die Bretagne. 1942 wurde er als Kartenzeichner nach Le Mans versetzt. Dort erfährt Nay eine weitere Ambivalenz seiner Lebenssituation. Er, der im eigenen Lande als „entarteter“ Maler verfemt ist, erlebt hier im besetzen Frankreich wohltuende Hilfsbereitschaft, Freundschaft und unerwartete Wertschätzung seiner Malerei durch französische Intellektuelle. Hier lernte er auch den Amateurbildhauer Pierre de Thérouanne kennen, der ihm sein Atelier zur Verfügung stellte und sogar Malmaterial besorgte. In diesen Jahren entstanden einige kleinere Ölbilder und vor allem Arbeiten auf Papier: „Der Krieg kam, schließlich zog ich ein erträgliches Los, wurde Kartenzeichner in einem Stab. Obergefreiter. Ich habs nie weiter gebracht, ich war allzu unmilitärisch. Ich konnte sogar zuweilen malen in Frankreich. Es entstanden Aquarelle, Gouachen und später auch Bilder. Es kamen glückhafte Malereien zutage, fern aller Tages- und Kriegsfragen und doch nicht idyllisch.“ Bereits im Mai 1945 wurde Nay nach kurzer Gefangenschaft von den Amerikanern entlassen. Weil seine Berliner Wohnung, die ihm zugleich als Atelier diente, bei einem Bombenangriff 1943 zerstört worden war, zog er nach Hofheim/ Ts. und konnte dort, durch Vermittlung der Sammlerin und Kunsthändlerin Hanna Bekker vom Rath (1893–1983), ein kleines Atelierhaus beziehen.

Hier schuf Nay von 1945 bis 1949 die sogenannten „Hekatebilder“, denen ab 1949–1951 die „Fugalen Bilder“ folgten. Bereits 1946 war er Elisabeth Kerschbaumer, der Assistentin seines Galeristen Günther Franke in München begegnet, die er nach einvernehmlicher Scheidung von seiner ersten Frau Elly 1949 heiratete. 1950 fand eine erste Retrospektive des Künstlers in der Kestner-Gesellschaft in Hannover statt. Ein Jahr später übersiedelte er nach Köln, das bis zu seinem Tod 1968 sein Lebensmittelpunkt blieb. Im Jahr 1953 zeichnete er einen abstrakten Film („Eine Melodie, Vier Maler“, Regie: Herbert Seggelke) zusammen mit Jean Cocteau, Gino Severini und Hans Erni. In dieser Zeit entstanden auch die „Rhythmischen Bilder“ (1952–1953).

In den wohl bekanntesten Bildern des Künstlers, den sogenannten „Scheibenbildern“ (1954–1962), wurde die Kreisform der Scheibe in allen Abwandlungen zum dominierenden Motiv. Das prominenteste Beispiel dafür ist das 1956 entstandene „Freiburger Bild“ (2,55 × 6,55 m), das Nay als Wandbild für das Chemische Institut der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg malte. In einem Brief an Werner Haftmann vom 13. August 1960 schrieb Nay: „Das ‚Freiburger Bild‘ ist das Bild nach der Zeit der Struktur als Zeichnung, nach der Zeit der Struktur als Materie, nach der Zeit der Struktur der Monochromie, dieser Urstufe der Struktur als Farbe. Das ist eben meine Kunst, meine Malerei, meine Sache...“

1955 veröffentlichte Nay seine manifestartige Schrift „Vom Gestaltwert der Farbe“. In dieser Zeit fand sein Schaffen bald auch internationale Resonanz: 1955 wurde die erste Einzelausstellung in den USA gezeigt, ein Jahr später präsentierte Nay seine „Scheibenbilder“ als Einzelausstellung im deutschen Pavillon auf der Biennale in Venedig. Er nahm an den drei ersten documenta-Ausstellungen documenta I (1955), II (1959) und III (1964) in Kassel teil. Im Jahr 1960 publizierte der deutsche Kunsthistoriker Werner Haftmann (1912–1999) die erste umfassende Nay-Monographie, die im engen Kontakt zum Künstler entstanden war. Zwischen 1963 und 1964 entwickelte Nay die sogenannten „Augenbilder“. Aus dieser Werkphase stammen auch die auf Anregung von Arnold Bode gemalten, 4 × 4 m messenden sogenannten „documenta-Bilder“, die während der documenta III unter der Decke hängend präsentiert wurden (diese drei Bilder sind heute als Dauerleihgabe im Bundeskanzleramt in Berlin). Ab 1965 entstehen die „Späten Bilder“ Nays, an denen der Künstler bis zum Ende seines Lebens arbeitet. 1968 vollendete Nay die Entwürfe für das „Keramische Wandbild“ im Kernforschungszentrum Karlsruhe, dass allerdings erst posthum realisiert wurde. Anfang April entstand das letzte Gemälde „Weiß-Schwarz-Gelb“ (WV 1303). Kurz darauf starb Nay 65-jährig in seinem Kölner Haus an Herzversagen. Er wurde auf dem Melaten-Friedhof (Flur 43) beigesetzt.

 

MUSEEN (AUSWAHL)

  • Stedelijk Museum, Amsterdam, Niederlande
  • Museum Liner, Appenzell, Schweiz
  • Kunstmuseum Basel, Schweiz
  • Nationalgalerie Berlin
  • Indiana University Art Museum, Bloomington, IN, USA
  • Kunstmuseum Bonn
  • Musées royaux des Beaux-Arts de Belgique, Brüssel, Belgien
  • Albright-Knox-Gallery, Buffalo, NY, USA
  • Busch-Reisinger Museum, Cambridge, MA, USA
  • The Detroit Institute of Arts, Detroit, MI, USA
  • Folkwang Museum, Essen
  • Sprengel Museum, Hannover
  • Wadsworth Atheneum, Hartford, CT, USA
  • Museum Ludwig, Köln
  • Tate Modern, London, Großbritannien
  • The Metropolitan Museum of Art, New York, NY, USA
  • The Museum of Modern Art, New York, NY, USA
  • Nasjonalmuseet, Oslo, Norwegen
  • Centre Pompidou, Paris, Frankreich
  • Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris, Paris, Frankreich
  • The Saint Louis Art Museum, Saint Louis, MO, USA
  • Staatsgalerie Stuttgart
  • Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig, Wien, Österreich

 

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