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Peter August Böckstiegel (1889-1951)


Verkauft


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TITEL  Weihnachtsfeier im Soldatenheim

TECHNIK  Holzschnitt auf dünnem Büttenpapier

SIGNATUR  Unten "Aug. Böckstiegel 1916"

ENTSTEHUNGSJAHR  1916

GRÖSSE (H x B)  39,6 x 49,7 cm (47,4 x 59 cm)

AUFLAGE  Mind. 1 Abzug (I. Zustand), mind. 3 Abzüge (II. Zustand)

RAHMEN  Holzrahmen mit säurefreiem Passepartout und UV-Schutzverglasung

ZUSTAND  Gut erhalten; unter dem Passepartout lt. Lichtrand

PROVENIENZ  Privatsammlung, Berlin

 

KUNSTWERK

"Weihnachtsfeier im Soldatenheim", Holzschnitt auf dünnem Büttenpapier, 1916, 39,6 x 49,7 cm, I. Zustand, mit Bleistift signiert und bezeichnet "Org. Holzschnitt  Druck 1.  Aug. Böckstiegel  1916  im Osten   Weihnachtsfeier.", im Stock unten links monogrammiert "AB", Werkverzeichnis Matuszak 68 (Abb. S. 83).

Bei diesem Exemplar handelt es sich wohl um den bisher unbekannten I. Zustand des Holzschnittes "Weihnachtsfeier im Soldatenheim". Im Gegensatz zu den bisher bekannten Exemplaren weist der I. Zustand in der Platte das frühe Monogramm "AB" aus (II. Zustand "P.A.B"). Weiterhin hat Böckstiegel im II. Zustand einige Flächen bereinigt (u.a. Köpfe der Soldaten). Der Künstler hat den I. Zustand mit "1916" datiert. Die Drucke des II. Zustandes weisen das Jahr "1917" auf. Böckstiegel hat den vorliegenden Holzschnitt wohl direkt vor Ort geschaffen und gedruckt ("Druck 1."). Exemplare des II. Zustandes befinden Sie in den Sammlungen des Böckstiegel-Museums in Werther, des Lindenau-Museums in Altenburg und der Staatlichen Kunstsammlungen in Dresden.

 

KÜNSTLER

Peter August Böckstiegel (* 7. April 1889 in Arrode (heute Werther (Westfalen)); † 22. März 1951 ebenda) war ein deutscher Maler und Vertreter des Westfälischen Expressionismus.

Peter August Böckstiegel wuchs als fünftes von sechs Kindern in Arrode, das heute zu Werther (Westfalen) gehört, in einer Kleinbauern- und Leineweberfamilie in einfachsten Verhältnissen auf. Bereits in der Volksschule in Werther wurde seine künstlerische Begabung deutlich. 1903 begann er eine Maler- und Glaserlehre im benachbarten Bielefeld.

Nach dem erfolgreichen Abschluss der Gesellenprüfung als Maler im Jahr 1907 besuchte Böckstiegel die neu gegründete Handwerker- und Kunstgewerbeschule Bielefeld, wo er den Bildhauer Erich Lossie, sowie die Maler Victor Tuxhorn, Ernst Sagewka und Heinz Lewerenz kennenlernte. Ludwig Godewols, Lehrer für Zeichnen nach der Natur an der Fachschule der Malerinnung in Bielefeld, erkannte Böckstiegels ungewöhnliches künstlerisches Talent und förderte ihn.

Im Jahr 1909 besuchte er mit Godewols und Mitschülern das Folkwang-Museum in Hagen, wo Werke von Paul Gauguin, Paul Cézanne, Édouard Manet, Auguste Renoir, Auguste Rodin und Anselm Feuerbach ausgestellt wurden. Böckstiegel wird im gleichen Jahr Mitglied der Bielefelder Künstlergruppe "Rote Erde".

Erste datierte Bilder Böckstiegels stammen aus dem Jahr 1910. Obwohl in der Kunstgewerbeschule auf naturalistische Darstellungen äußersten Wert gelegt wurde und durch Böckstiegel akademische Zeichnungen mit klassischen Schattierungen und Verwischungen entstanden, fand Böckstiegel schon früh zu seinem eigenen Stil.

Im Jahr 1912 besuchte Böckstiegel mit seinem Lehrer Godewols und einigen Mitschülern die Sonderbund-Ausstellung in Köln, wo ihn besonders Vincent van Gogh beeindruckte.

Zum Wintersemester 1913 wechselte er mit Hilfe eines privaten Stipendiums an die Akademie der Bildenden Künste nach Dresden, wo er vor allem auch den acht Jahre jüngeren Conrad Felixmüller und wenig später dessen Schwester Hanna Müller († 1988) kennenlernte. Seine Lehrer waren Oskar Zwintscher und später Otto Gussmann, bei dem er später Meisterschüler wurde. Gegen Widerstände im Lehrbetrieb, in dem er vor allem das „jugendliche Brennen der Brücke-Maler“ vermisste, behielt er seinen bereits entwickelten Stil bei und beeinflusste nach Einschätzung Felixmüllers durch seine befreiend wirkende farbige Kraft, seinen unmittelbaren Vortrag und seine Naturverbundenheit nicht nur das Schaffen seiner Mitschüler, sondern auch seines Lehrers Gussmann. Im Jahr 1914 entstand eines der beeindruckendsten Porträts dieser Zeit, das Conrad Felixmüller breitbeinig und Pfeife rauchend vor einer wild geblümten Tapete als selbstbewussten Künstler zeigt.

Zu Beginn des Jahres 1915 wurde Böckstiegel zum Kriegsdienst herangezogen. Am 1. Januar 1915 vollendete er das Bild Abschied, das ihn und seine Verlobte Hanna vor einem leuchtend gelb-orangen Hintergrund zeigt. Während Böckstiegel aufrecht stehend in beiden Händen und im Mund Pinsel hält, schmiegt sich Hanna an ihn, wobei ihr Gesicht in grünen und gelben Tönen gehalten ist. Im Krieg musste er als Landsturmmann dienen, behielt aber die Möglichkeit, nebenher künstlerisch zu arbeiten. In den Jahren 1916 bis 1919 wurde er in Russland, Rumänien und in der Ukraine eingesetzt.

Während des Krieges brachen seine Kontakte zur Dresdner Szene nicht ab. Er schloss sich 1917 mit Conrad Felixmüller, Bernhard Kretzschmar, Otto Lange und Constantin von Mitschke-Collande zur Gruppe 1917 zusammen, deren Werke nun gemeinsam mit denen der Brücke-Künstler gezeigt wurden.

Ein englisches Schiff brachte ihn und seine Kameraden im März 1919 von Nykolajew am Schwarzen Meer zurück nach Deutschland.

1919 gründete sich die Dresdner Sezession Gruppe 1919, zu deren Mitgliedern Conrad Felixmüller, Otto Dix, Otto Schubert, Gela Foster, Otto Lange, Lasar Segall, Constantin von Mitschke-Collande, Wilhelm Heckrott, Hugo Zehder und als auswärtiges Mitglied Oskar Kokoschka gehörten. Nach seiner Rückkehr aus dem Krieg im März schloss Böckstiegel sich der Gruppe an. Im Juli 1919 heiratete er seine Verlobte Hanna Müller. Ende des Jahres verließ er gemeinsam mit Felixmüller und Schubert die Gruppe 1919.

Im Jahr 1920 wurde seine Tochter Sonja († 2005) geboren. Im gleichen Jahr gewährte ihm die Dresdner Akademie der Bildenden Künste das Carlo Torniamentische Reise-Stipendium.

Im Jahr 1921 erhielt er anstelle des auch Rompreis genannten Großen Sächsischen Staatspreises, den er als Bürger Preußens nicht erhalten konnte, ein Ehrenzeugnis mit dem dazugehörigen Geldpreis.

1925 kam sein Sohn Vincent († 2007) zur Welt.

Im Jahr 1929 begann Böckstiegel mit der Fertigung erster plastischer Arbeiten. Noch im selben Jahr starb seine Mutter. Wenig später (1931) starb Böckstiegels Vater. Böckstiegel verlor mit ihnen die Menschen, von denen er selbst schrieb, dass sie ihm als erdverbundene Menschen, die unermüdlich ihr ganzes Leben lang, mit ausdauerndem Fleiß und größter Liebe ihr Ackerland in Arrode bebauten, in seiner Arbeit zum Sinnbild des Menschentums wurden.

Eine deutliche Zäsur erfuhr sein Schaffen in der Zeit des Dritten Reiches. Zwar wurde Böckstiegel nicht mit einem Ausstellungsverbot belegt, jedoch wurden seine Werke zur „entarteten Kunst“ erklärt, abgehängt, zurückgewiesen, beschlagnahmt oder gar zerstört. 1933 wurden sein Gemälde Bauernkind mit Äpfeln zunächst aus der Dresdner Gemäldegalerie und anschließend weitere Werke von anderen Museen aus den Sammlungen entfernt. 1937/1938 wurden über 100 seiner Werke beschlagnahmt und, soweit sie nicht gegen Devisen im Ausland verkauft werden konnten, auf dem Hof der Berliner Hauptfeuerwache verbrannt.

Bei der Bombardierung Dresdens am 13./14. Februar 1945 wurden sein Atelier am Antonsplatz 1 und über tausend seiner Werke, Plastiken, Gemälde, Zeichnungen, Druckstöcke und Radierplatten vernichtet. Böckstiegel selbst entging dem Bombardement nur knapp, nachdem er zuvor versucht hatte, Teile seines Werkes auszulagern. Er kehrte mit seiner Familie zurück in sein Elternhaus nach Werther, das den Krieg unbeschadet überstanden hatte. Dort ging er an den Ausbau des Hauses, um sich ein neues Atelier und eine dauerhafte Bleibe zu schaffen.

Im Jahr 1947 wurde Böckstiegel Erster Vorsitzender der „Westfälischen Sezession 1945“.

In den Jahren 1948 und 1949 porträtierte Böckstiegel meist unter der Überschrift „Stumme Anklage“ eine Reihe von durch Krieg, Not, Flucht und Vertreibung gezeichneten Flüchtlingen, die nach Westfalen gekommen und bei den Bauern seiner Nachbarschaft untergebracht worden waren.

1949 kehrte Böckstiegel nach Dresden zurück und beteiligte sich an der 2. Deutschen Kunstausstellung. Er erhielt ein Ehrenatelier in der Akademie in Dresden. Noch im gleichen Jahr besuchte er mit seinem Sohn Vincent die Ruine am Antonsplatz 1. Aus dem verschütteten Keller barg er beschädigte Plastiken und einen Teil der Fragmente.

In den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden begann 1950 eine umfassende Einzelausstellung, die über Böckstiegels Tod hinaus in vielen Städten zu sehen war.

Am 22. März 1951 verstarb Peter August Böckstiegel in seinem durch sein künstlerisches Schaffen durch und durch geprägten Elternhaus in Arrode. Er liegt auf dem Evangelischen Friedhof in Werther begraben.

Böckstiegels Platz in der Kunstgeschichte heute
Sein Frühwerk ab 1910 ist zunächst noch impressionistisch verhaftet. Aufgrund seines Schaffens in der Zeit von 1913 bis 1925 gehört er zu den wichtigsten Vertretern des späten Expressionismus. Zusammen mit August Macke, Heinrich Campendonk, Wilhelm Morgner, Hermann Stenner und Christian Rohlfs gehört er zu den herausragenden Vertretern des rheinisch-westfälischen Expressionismus.

Hervorzuheben sind die Vielfalt der von ihm meisterlich beherrschten künstlerischen Ausdrucksformen, ausgehend von der Malerei über die Grafik, insbesondere auch der Druckgrafik, die Plastik, dekorative Werke (wie Reliefs, Mosaike und künstlerisch gestaltete Glasfenster) bis hin zur künstlerischen Gestaltung seines Eltern- und Wohnhauses durch Farbgebung und Schnitzereien.

Seine Liebe zur Natur, seine lebenslange Verbundenheit zu seiner Familie, vor allem seinen Eltern, seiner Frau und seinen zwei Kindern, den Nachbarn und seinem Elternhaus und seiner westfälischen Heimat prägen sein Werk.

Böckstiegels Werke zeigen vor allem die bäuerliche Lebenswelt. Als sein Vorbild bezeichnete der Maler den Franzosen Jean-François Millet. Denn so echt und bäuerlich groß wollte er auch malen. Böckstiegels Œuvre zeigt enge Bezüge zu van Gogh, nicht nur sein Selbstbildnis von 1914, sondern auch diverse Gemälde mit Sonnenblumen sind Indizien für seine intensive Auseinandersetzung mit Werken von Vincent van Gogh.
(Quelle: Wikipedia.de)

 

AUSSTELLUNGEN

Seine Bilder und Arbeiten wurden in einer Vielzahl von Ausstellungen in Europa und den USA gezeigt, u.a.:

1916: Zweite Ausstellung „Dresdner Künstler“
1917: Herbstausstellung Dresden
1918: 46. Ausstellung „Der expressionistische Holzschnitt“
1919: Galerie Emil Richter „Dresdner Sezession Gruppe 1919“
1919: Kunstausstellung Berlin 1919
1920: Sommerausstellung – Freie Secession
1920: Galerie Alice Frank – Kunstausstellung Berlin
1921: Galerie Alfred Flechtheim – Große Berliner Kunstausstellung
1921: Künstlervereinigung Dresden, Sommer Ausstellung
1923: Sommer Ausstellung Künstlervereinigung Dresden
1924: Sommer Ausstellung Künstlervereinigung Dresden
1925: Sommer Ausstellung Künstlervereinigung Dresden
1926: Sächsischer Kunstverein; Große Aquarell-Ausstellung, Brühlsche Terrasse
1927: Graphische Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes, Städtisches Kunstausstellungsgebäude Dresden
1928: Deutsche Kunst der Gegenwart, Norishalle Nürnberg
1928 Deutscher Künstlerbund, Kunstverein Hannover
1929: III. Große Westfälische Kunstausstellung – Münster
1929: Paris, Exposition Des Peintres Graveurs Allemands Contemporains
1929: Ausstellung Dresdner Handzeichnungen und Aquarelle der Gegenwart – Nürnberg
1931: Ausstellung Essen – Deutscher Künstlerbund
1933: Ausstellung Magdeburg – Deutscher Künstlerbund
1941: Große Westfälische Kunstausstellung, Städtisches Kulturamt Dortmund
1943: Ausstellung Deutsche Holzschnitte der Gegenwart, Kunstverein Flensburg August-September 1943
1943: Kunstausstellung Gau Sachsen, Brühlsche Terrassen
1947: Karl-Ernst-Osthaus-Museum Hagen, „2. Ausstellung Westfälische Sezession 1945“
1949: Dresden, Stadthalle am Nordplatz, „2. Deutsche Kunstausstellung“
1950: Staatliche Kunstsammlungen Dresden
1951: Kunstverein Bielefeld
1956: LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster
1969: LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster / Westfälischer Kunstverein Münster
1970: Kunsthalle Bielefeld
1975: Karl-Ernst-Osthaus-Museum Hagen, „Rohlfs Böckstiegel Morgner“
1975: Kunstmuseum Düsseldorf
1978/1979: Museumsgesellschaft Ettlingen
1979: Berlin, „Gedächtnisausstellung Peter August Böckstiegel“
1988: „German Expressionism. 1915–1925. The Second Generation“, Fort Worth, Texas, Modern Art Museum of Fort Worth
1989: LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster
1990: Jüdisches Museum Frankfurt, Expressionismus und Exil. Die Sammlung Ludwig und Rosy Fischer
1999: Hamburger Kunsthalle, Die Sammlung Bunte
2001: Kreishaus Gütersloh, „Peter August Böckstiegel. Das Werk sehen. Den Künstler entdecken“
2003: Gesicht - Maske - Farbe, Frauenbilder des frühen 20. Jahrhunderts, Westfälisches Landesmuseum Münster
2006: Städtische Galerie Dresden, „Arbeitswelten – Conrad Felixmüller, Peter August Böckstiegel“
2007: Kunsthalle Bielefeld, „Arbeitswelten – Conrad Felixmüller, Peter August Böckstiegel“ (rund 45.000 Besucher)
2009: Wilhelm-Morgner-Haus Soest, „Menschenbilder“
2010: Kunsthalle Bielefeld, „Westfälischer Expressionismus“
2012: Haus Opherdicke, „Mit der Erde verbunden“
2015: Stadtmuseum Gütersloh, „Peter August Böckstiegels ‚Familienbild‘. Vom Suchen, Finden und vom Restaurieren“

Einige wichtige Werke Böckstiegels befinden sich in großen Sammlungen und Museen: Stedelijk Museum Amsterdam, Düsseldorf, Dresden, Berlin, Hamburg, Stuttgart, LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster, Kunsthalle Bielefeld und Los Angeles County Museum of Art.

 

Stichwörter: Kunst, Maler, Künstler, Gemälde, Ölgemälde, Bild, Bilder, Galerie, Kunsthandel, Malerei, Museum, kaufen, 20. Jahrhundert, Gemäldegalerie, Bad Iburg, Osnabrück, Münster, Bielefeld, Werther, Arrode, Kunsthalle, Expressionismus, Expressionist, Klassische Moderne, Westfalen, Henneken, Kunsthandlung, Dresden, Godewols, P.A. Böckstiegel, Freundeskreis, Dresdner, Bielefelder, www.böckstiegel.de, Kauf, Verkauf, verkaufen.

 


Peter August Böckstiegel (1889-1951)


Verkauft


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TITEL  Kinderbegräbnis in Südrussland

TECHNIK  Holzschnitt auf bräunlichem Karton

SIGNATUR  Unten rechts "P.A. Böckstiegel 1918"

ENTSTEHUNGSJAHR  1918

GRÖSSE (H x B)  28,6 x 40,7 cm (40,2 x 52,6 cm)

AUFLAGE  Mind. 5 Abzüge (lt. WVZ Matuszak)

RAHMEN  Holzrahmen mit säurefreiem Passepartout und UV-Schutzverglasung

ZUSTAND  Guter Erhaltungszustand, unter dem Passepartout lt. Lichtrand

PROVENIENZ  Privatbesitz, Berlin

   

KUNSTWERK

"Kinderbegräbnis in Südrussland", Holzschnitt auf bräunlichem Karton, 1918, 28,6 x 40,7 cm, unter dem Holzschnitt signiert, datiert, betitelt und bezeichnet: "Org. Holzschnitt. (Handdruck)  Kinderbegräbnis in Südrussland /  P.A. Böckstiegel 1918 Südrussland", in der Platte monogrammiert "P.A.B.", Werkverzeichnis: Matuszak 72 (Abb. S. 10 und S. 85). 

"Im Jahr 1918 wird Böckstiegels Regiment in die Ukraine abgerufen. In Nikolajew am Schwarzen Meer, wo Böckstiegel Truppe nach dem Friedensschluss gestrandet ist und unter primitivsten Voraussetzungen überleben muß, skizziert er die vielen Zigeuner, die, vor den immer wieder aufflammenden Kämpfen in Russland geflüchtet, einer ungewissen Zukunft entgegensehen. Er beobachtet sie mit Anteilnahme, wie sie unter schwierigsten räumlich beengten Bedingungen ihre familiäre Geschlossenheit bewahren und ausharren. Unter ihnen findet er Motive, die er weiter verarbeitet in formal verknappten Holzschnitten mit allgemein anklagender Thematik. Der flächige zweidimensionale Holzschnitt wird zum wichtigsten Motivträger. Wieder interessieren ihn in Südrussland die Kinderschicksale, wie im schemenhaften »Kinderbegräbnis« (Matuszak 72)" (aus: Peter August Böckstiegel - Menschen und Landschaften, Monographie und Werkverzeichnis, Hülsewig-Johnen/v. Wedel, 1997, S. 30).

Am 11.9.1918 schreibt Böckstiegel in einem Brief an Hanna: "Eben habe ich den Holzstock »Kinderbeerdigung« an Godewols Bielefeld gesandt, um Abzüge zu drucken. Ich versuchte nur einen groben Druck zu machen, aber mit Stiefelschmiere ist nichts zu machen". 

Weitere Exemplare des Holzschnitts befinden sich im Bestand des Museums Peter August Böckstiegel in Werther, des LWL-Museums für Kunst und Kultur in Münster und der Staatlichen Kunstsammlungen in Dresden.

Der Holzschnitt "Kinderbegräbnis in Südrussland" ist u.a. abgebildet in

  • P.A. Böckstiegel - Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, graphische und plastische Werke, Thomas & Kurzberg, Bielefeld 1969, Kat-Nr. 82
  • Peter August Böckstiegel - Menschen und Landschaften, Monographie und Werkverzeichnis, Hülsewig-Johnen/v. Wedel, 1997, Abb. S. 30
  • Peter August Böckstiegel - Das druckgraphische Werk, Thomas Matuszak, 1998, Abb. S. 10 und S. 85

  

KÜNSTLER

Peter August Böckstiegel (* 7. April 1889 in Arrode (heute Werther (Westfalen)); † 22. März 1951 ebenda) war ein deutscher Maler und Vertreter des Westfälischen Expressionismus.

Peter August Böckstiegel wuchs als fünftes von sechs Kindern in Arrode, das heute zu Werther (Westfalen) gehört, in einer Kleinbauern- und Leineweberfamilie in einfachsten Verhältnissen auf. Bereits in der Volksschule in Werther wurde seine künstlerische Begabung deutlich. 1903 begann er eine Maler- und Glaserlehre im benachbarten Bielefeld.

Nach dem erfolgreichen Abschluss der Gesellenprüfung als Maler im Jahr 1907 besuchte Böckstiegel die neu gegründete Handwerker- und Kunstgewerbeschule Bielefeld, wo er den Bildhauer Erich Lossie, sowie die Maler Victor Tuxhorn, Ernst Sagewka und Heinz Lewerenz kennenlernte. Ludwig Godewols, Lehrer für Zeichnen nach der Natur an der Fachschule der Malerinnung in Bielefeld, erkannte Böckstiegels ungewöhnliches künstlerisches Talent und förderte ihn.

Im Jahr 1909 besuchte er mit Godewols und Mitschülern das Folkwang-Museum in Hagen, wo Werke von Paul Gauguin, Paul Cézanne, Édouard Manet, Auguste Renoir, Auguste Rodin und Anselm Feuerbach ausgestellt wurden. Böckstiegel wird im gleichen Jahr Mitglied der Bielefelder Künstlergruppe "Rote Erde".

Erste datierte Bilder Böckstiegels stammen aus dem Jahr 1910. Obwohl in der Kunstgewerbeschule auf naturalistische Darstellungen äußersten Wert gelegt wurde und durch Böckstiegel akademische Zeichnungen mit klassischen Schattierungen und Verwischungen entstanden, fand Böckstiegel schon früh zu seinem eigenen Stil.

Im Jahr 1912 besuchte Böckstiegel mit seinem Lehrer Godewols und einigen Mitschülern die Sonderbund-Ausstellung in Köln, wo ihn besonders Vincent van Gogh beeindruckte.

Zum Wintersemester 1913 wechselte er mit Hilfe eines privaten Stipendiums an die Akademie der Bildenden Künste nach Dresden, wo er vor allem auch den acht Jahre jüngeren Conrad Felixmüller und wenig später dessen Schwester Hanna Müller († 1988) kennenlernte. Seine Lehrer waren Oskar Zwintscher und später Otto Gussmann, bei dem er später Meisterschüler wurde. Gegen Widerstände im Lehrbetrieb, in dem er vor allem das „jugendliche Brennen der Brücke-Maler“ vermisste, behielt er seinen bereits entwickelten Stil bei und beeinflusste nach Einschätzung Felixmüllers durch seine befreiend wirkende farbige Kraft, seinen unmittelbaren Vortrag und seine Naturverbundenheit nicht nur das Schaffen seiner Mitschüler, sondern auch seines Lehrers Gussmann. Im Jahr 1914 entstand eines der beeindruckendsten Porträts dieser Zeit, das Conrad Felixmüller breitbeinig und Pfeife rauchend vor einer wild geblümten Tapete als selbstbewussten Künstler zeigt.

Zu Beginn des Jahres 1915 wurde Böckstiegel zum Kriegsdienst herangezogen. Am 1. Januar 1915 vollendete er das Bild Abschied, das ihn und seine Verlobte Hanna vor einem leuchtend gelb-orangen Hintergrund zeigt. Während Böckstiegel aufrecht stehend in beiden Händen und im Mund Pinsel hält, schmiegt sich Hanna an ihn, wobei ihr Gesicht in grünen und gelben Tönen gehalten ist. Im Krieg musste er als Landsturmmann dienen, behielt aber die Möglichkeit, nebenher künstlerisch zu arbeiten. In den Jahren 1916 bis 1919 wurde er in Russland, Rumänien und in der Ukraine eingesetzt.

Während des Krieges brachen seine Kontakte zur Dresdner Szene nicht ab. Er schloss sich 1917 mit Conrad Felixmüller, Bernhard Kretzschmar, Otto Lange und Constantin von Mitschke-Collande zur Gruppe 1917 zusammen, deren Werke nun gemeinsam mit denen der Brücke-Künstler gezeigt wurden.

Ein englisches Schiff brachte ihn und seine Kameraden im März 1919 von Nykolajew am Schwarzen Meer zurück nach Deutschland.

1919 gründete sich die Dresdner Sezession Gruppe 1919, zu deren Mitgliedern Conrad Felixmüller, Otto Dix, Otto Schubert, Gela Foster, Otto Lange, Lasar Segall, Constantin von Mitschke-Collande, Wilhelm Heckrott, Hugo Zehder und als auswärtiges Mitglied Oskar Kokoschka gehörten. Nach seiner Rückkehr aus dem Krieg im März schloss Böckstiegel sich der Gruppe an. Im Juli 1919 heiratete er seine Verlobte Hanna Müller. Ende des Jahres verließ er gemeinsam mit Felixmüller und Schubert die Gruppe 1919.

Im Jahr 1920 wurde seine Tochter Sonja († 2005) geboren. Im gleichen Jahr gewährte ihm die Dresdner Akademie der Bildenden Künste das Carlo Torniamentische Reise-Stipendium.

Im Jahr 1921 erhielt er anstelle des auch Rompreis genannten Großen Sächsischen Staatspreises, den er als Bürger Preußens nicht erhalten konnte, ein Ehrenzeugnis mit dem dazugehörigen Geldpreis.

1925 kam sein Sohn Vincent († 2007) zur Welt.

Im Jahr 1929 begann Böckstiegel mit der Fertigung erster plastischer Arbeiten. Noch im selben Jahr starb seine Mutter. Wenig später (1931) starb Böckstiegels Vater. Böckstiegel verlor mit ihnen die Menschen, von denen er selbst schrieb, dass sie ihm als erdverbundene Menschen, die unermüdlich ihr ganzes Leben lang, mit ausdauerndem Fleiß und größter Liebe ihr Ackerland in Arrode bebauten, in seiner Arbeit zum Sinnbild des Menschentums wurden.

Eine deutliche Zäsur erfuhr sein Schaffen in der Zeit des Dritten Reiches. Zwar wurde Böckstiegel nicht mit einem Ausstellungsverbot belegt, jedoch wurden seine Werke zur „entarteten Kunst“ erklärt, abgehängt, zurückgewiesen, beschlagnahmt oder gar zerstört. 1933 wurden sein Gemälde Bauernkind mit Äpfeln zunächst aus der Dresdner Gemäldegalerie und anschließend weitere Werke von anderen Museen aus den Sammlungen entfernt. 1937/1938 wurden über 100 seiner Werke beschlagnahmt und, soweit sie nicht gegen Devisen im Ausland verkauft werden konnten, auf dem Hof der Berliner Hauptfeuerwache verbrannt.

Bei der Bombardierung Dresdens am 13./14. Februar 1945 wurden sein Atelier am Antonsplatz 1 und über tausend seiner Werke, Plastiken, Gemälde, Zeichnungen, Druckstöcke und Radierplatten vernichtet. Böckstiegel selbst entging dem Bombardement nur knapp, nachdem er zuvor versucht hatte, Teile seines Werkes auszulagern. Er kehrte mit seiner Familie zurück in sein Elternhaus nach Werther, das den Krieg unbeschadet überstanden hatte. Dort ging er an den Ausbau des Hauses, um sich ein neues Atelier und eine dauerhafte Bleibe zu schaffen.

Im Jahr 1947 wurde Böckstiegel Erster Vorsitzender der „Westfälischen Sezession 1945“.

In den Jahren 1948 und 1949 porträtierte Böckstiegel meist unter der Überschrift „Stumme Anklage“ eine Reihe von durch Krieg, Not, Flucht und Vertreibung gezeichneten Flüchtlingen, die nach Westfalen gekommen und bei den Bauern seiner Nachbarschaft untergebracht worden waren.

1949 kehrte Böckstiegel nach Dresden zurück und beteiligte sich an der 2. Deutschen Kunstausstellung. Er erhielt ein Ehrenatelier in der Akademie in Dresden. Noch im gleichen Jahr besuchte er mit seinem Sohn Vincent die Ruine am Antonsplatz 1. Aus dem verschütteten Keller barg er beschädigte Plastiken und einen Teil der Fragmente.

In den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden begann 1950 eine umfassende Einzelausstellung, die über Böckstiegels Tod hinaus in vielen Städten zu sehen war.

Am 22. März 1951 verstarb Peter August Böckstiegel in seinem durch sein künstlerisches Schaffen durch und durch geprägten Elternhaus in Arrode. Er liegt auf dem Evangelischen Friedhof in Werther begraben.

Böckstiegels Platz in der Kunstgeschichte heute
Sein Frühwerk ab 1910 ist zunächst noch impressionistisch verhaftet. Aufgrund seines Schaffens in der Zeit von 1913 bis 1925 gehört er zu den wichtigsten Vertretern des späten Expressionismus. Zusammen mit August Macke, Heinrich Campendonk, Wilhelm Morgner, Hermann Stenner und Christian Rohlfs gehört er zu den herausragenden Vertretern des rheinisch-westfälischen Expressionismus.

Hervorzuheben sind die Vielfalt der von ihm meisterlich beherrschten künstlerischen Ausdrucksformen, ausgehend von der Malerei über die Grafik, insbesondere auch der Druckgrafik, die Plastik, dekorative Werke (wie Reliefs, Mosaike und künstlerisch gestaltete Glasfenster) bis hin zur künstlerischen Gestaltung seines Eltern- und Wohnhauses durch Farbgebung und Schnitzereien.

Seine Liebe zur Natur, seine lebenslange Verbundenheit zu seiner Familie, vor allem seinen Eltern, seiner Frau und seinen zwei Kindern, den Nachbarn und seinem Elternhaus und seiner westfälischen Heimat prägen sein Werk.

Böckstiegels Werke zeigen vor allem die bäuerliche Lebenswelt. Als sein Vorbild bezeichnete der Maler den Franzosen Jean-François Millet. Denn so echt und bäuerlich groß wollte er auch malen. Böckstiegels Œuvre zeigt enge Bezüge zu van Gogh, nicht nur sein Selbstbildnis von 1914, sondern auch diverse Gemälde mit Sonnenblumen sind Indizien für seine intensive Auseinandersetzung mit Werken von Vincent van Gogh.
(Quelle: Wikipedia.de)

 

AUSSTELLUNGEN

Seine Bilder und Arbeiten wurden in einer Vielzahl von Ausstellungen in Europa und den USA gezeigt, u.a.:

1916: Zweite Ausstellung „Dresdner Künstler“
1917: Herbstausstellung Dresden
1918: 46. Ausstellung „Der expressionistische Holzschnitt“
1919: Galerie Emil Richter „Dresdner Sezession Gruppe 1919“
1919: Kunstausstellung Berlin 1919
1920: Sommerausstellung – Freie Secession
1920: Galerie Alice Frank – Kunstausstellung Berlin
1921: Galerie Alfred Flechtheim – Große Berliner Kunstausstellung
1921: Künstlervereinigung Dresden, Sommer Ausstellung
1923: Sommer Ausstellung Künstlervereinigung Dresden
1924: Sommer Ausstellung Künstlervereinigung Dresden
1925: Sommer Ausstellung Künstlervereinigung Dresden
1926: Sächsischer Kunstverein; Große Aquarell-Ausstellung, Brühlsche Terrasse
1927: Graphische Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes, Städtisches Kunstausstellungsgebäude Dresden
1928: Deutsche Kunst der Gegenwart, Norishalle Nürnberg
1928 Deutscher Künstlerbund, Kunstverein Hannover
1929: III. Große Westfälische Kunstausstellung – Münster
1929: Paris, Exposition Des Peintres Graveurs Allemands Contemporains
1929: Ausstellung Dresdner Handzeichnungen und Aquarelle der Gegenwart – Nürnberg
1931: Ausstellung Essen – Deutscher Künstlerbund
1933: Ausstellung Magdeburg – Deutscher Künstlerbund
1941: Große Westfälische Kunstausstellung, Städtisches Kulturamt Dortmund
1943: Ausstellung Deutsche Holzschnitte der Gegenwart, Kunstverein Flensburg August-September 1943
1943: Kunstausstellung Gau Sachsen, Brühlsche Terrassen
1947: Karl-Ernst-Osthaus-Museum Hagen, „2. Ausstellung Westfälische Sezession 1945“
1949: Dresden, Stadthalle am Nordplatz, „2. Deutsche Kunstausstellung“
1950: Staatliche Kunstsammlungen Dresden
1951: Kunstverein Bielefeld
1956: LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster
1969: LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster / Westfälischer Kunstverein Münster
1970: Kunsthalle Bielefeld
1975: Karl-Ernst-Osthaus-Museum Hagen, „Rohlfs Böckstiegel Morgner“
1975: Kunstmuseum Düsseldorf
1978/1979: Museumsgesellschaft Ettlingen
1979: Berlin, „Gedächtnisausstellung Peter August Böckstiegel“
1988: „German Expressionism. 1915–1925. The Second Generation“, Fort Worth, Texas, Modern Art Museum of Fort Worth
1989: LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster
1990: Jüdisches Museum Frankfurt, Expressionismus und Exil. Die Sammlung Ludwig und Rosy Fischer
1999: Hamburger Kunsthalle, Die Sammlung Bunte
2001: Kreishaus Gütersloh, „Peter August Böckstiegel. Das Werk sehen. Den Künstler entdecken“
2003: Gesicht - Maske - Farbe, Frauenbilder des frühen 20. Jahrhunderts, Westfälisches Landesmuseum Münster
2006: Städtische Galerie Dresden, „Arbeitswelten – Conrad Felixmüller, Peter August Böckstiegel“
2007: Kunsthalle Bielefeld, „Arbeitswelten – Conrad Felixmüller, Peter August Böckstiegel“ (rund 45.000 Besucher)
2009: Wilhelm-Morgner-Haus Soest, „Menschenbilder“
2010: Kunsthalle Bielefeld, „Westfälischer Expressionismus“
2012: Haus Opherdicke, „Mit der Erde verbunden“
2015: Stadtmuseum Gütersloh, „Peter August Böckstiegels ‚Familienbild‘. Vom Suchen, Finden und vom Restaurieren“

Einige wichtige Werke Böckstiegels befinden sich in großen Sammlungen und Museen: Stedelijk Museum Amsterdam, Düsseldorf, Dresden, Berlin, Hamburg, Stuttgart, LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster, Kunsthalle Bielefeld und Los Angeles County Museum of Art.


Peter August Böckstiegel (1889-1951)


Verkauft

 

 

TITEL  Stehender weiblicher Akt

TECHNIK  Aquarell / Japanpapier / Karton

SIGNATUR  "P.A. Böckstiegel 1914" unten links

ENTSTEHUNGSJAHR  1914

GRÖSSE (H x B)  42,5 x 31,7 cm

RAHMEN  Holzrahmen mit säurefreiem Passepartout und UV-Schutzverglasung

ZUSTAND  Auf alten Karton montiert, leicht verblichen

PROVENIENZ  Privatbesitz; Kunsthandlung Otto Fischer, Bielefeld

 

KUNSTWERK

"Stehender weiblicher Akt", Aquarell auf dünnem Japanpapier / auf Karton montiert, 1914, 42,5 x 31,7 cm, signiert und datiert "P.A. Böckstiegel 1914", mit Bleistift bezeichnet "A352" und "VII 20.", nicht im Werkverzeichnis, verso ein alter Aufkleber der "Kunsthandlung Otto Fischer" aus Bielefeld.

"Im Jahr 1914, in Erwartung des drohenden Ausbruchs des Ersten Weltkrieges, entstehen vermehrt Aktstudien - zum Teil unschuldige Mädchenakte in freier Natur, die in Ihrer Qualität denen Cézannes kaum nachstehen (A41-A46)..." (aus: P.A. Böckstiegel, Werkverzeichnis der Pastelle, Aquarelle und Zeichnungen, Vita v. Wedel, Kerber Verlag 2001, S. 23).

Im Rahmen des Studiums an der Kunstakademie in Dresden hat Peter August Böckstiegel das Aktzeichnen gelernt. So entstanden in den Jahren 1913 und 1914 verschiedene Skizzen zu dem Thema (u.a. WVZ v. Wedel A25-A35). Im Sommer des Jahres 1914 hielt sich Peter August Böckstiegel mit einigen Kommilitonen in Goppeln bei Dresden auf. Es entstanden verschiedene Werke im Freien, darunter auch mehrere Aktzeichnungen und Aktaquarelle (WVZ v. Wedel A41-A45).

Die vorliegende Studie "Stehender weiblicher Akt" ist strukturell vergleichbar mit den Aquarellen "Weiblicher Akt" (42,5 x 32 cm, WVZ v. Wedel A42) aus dem Jahr 1914 und "Hockender weiblicher Akt" (42 x 31,5 cm, WVZ v. Wedel A26) aus dem Jahr 1913.  Das Modell in der Zeichnung "Weiblicher Akt auf Stuhl" (WVZ v. Wedel Z34) könnte das gleiche sein, wie in dem vorliegenden Aquarell "Stehender weiblicher Akt". Auf dieser Basis sind auch die Lithographien "Badende Frau" (WVZ Matuszak 36) und "Sitzender weiblicher Akt vor Tisch" (WVZ Matuszak 39) entstanden.

Auf der Rückseite des alten Trägerkartons befindet sich ein alter, farbiger Aufkleber der Kunsthandlung Otto Fischer aus Bielefeld. Otto Fischer (1879-1927) gründete 1901 eine Buchhandlung und begann 1902 Ausstellungen zu veranstalten. Zwischen 1902 und 1909 engagierte sich Fischer auch im Vorstand des „Kunstverein für Bielefeld und Umgebung“. Daß es in Bielefeld schon früh Interesse an der Avantgarde gab, belegt die Tatsache, dass der Buchhändler Otto Fischer schon 1907 Werke Edvard Munchs ausstellte. Peter August Böckstiegel war eng mit Otto Fischer verbunden und stellte mehrfach in dessen Kunsthandlung aus.

 

KÜNSTLER

Peter August Böckstiegel (* 7. April 1889 in Arrode (heute Werther (Westfalen)); † 22. März 1951 ebenda) war ein deutscher Maler und Vertreter des Westfälischen Expressionismus.

Peter August Böckstiegel wuchs als fünftes von sechs Kindern in Arrode, das heute zu Werther (Westfalen) gehört, in einer Kleinbauern- und Leineweberfamilie in einfachsten Verhältnissen auf. Bereits in der Volksschule in Werther wurde seine künstlerische Begabung deutlich. 1903 begann er eine Maler- und Glaserlehre im benachbarten Bielefeld.

Nach dem erfolgreichen Abschluss der Gesellenprüfung als Maler im Jahr 1907 besuchte Böckstiegel die neu gegründete Handwerker- und Kunstgewerbeschule Bielefeld, wo er den Bildhauer Erich Lossie, sowie die Maler Victor Tuxhorn, Ernst Sagewka und Heinz Lewerenz kennenlernte. Ludwig Godewols, Lehrer für Zeichnen nach der Natur an der Fachschule der Malerinnung in Bielefeld, erkannte Böckstiegels ungewöhnliches künstlerisches Talent und förderte ihn.

Im Jahr 1909 besuchte er mit Godewols und Mitschülern das Folkwang-Museum in Hagen, wo Werke von Paul Gauguin, Paul Cézanne, Édouard Manet, Auguste Renoir, Auguste Rodin und Anselm Feuerbach ausgestellt wurden. Böckstiegel wird im gleichen Jahr Mitglied der Bielefelder Künstlergruppe "Rote Erde".

Erste datierte Bilder Böckstiegels stammen aus dem Jahr 1910. Obwohl in der Kunstgewerbeschule auf naturalistische Darstellungen äußersten Wert gelegt wurde und durch Böckstiegel akademische Zeichnungen mit klassischen Schattierungen und Verwischungen entstanden, fand Böckstiegel schon früh zu seinem eigenen Stil.

Im Jahr 1912 besuchte Böckstiegel mit seinem Lehrer Godewols und einigen Mitschülern die Sonderbund-Ausstellung in Köln, wo ihn besonders Vincent van Gogh beeindruckte.

Zum Wintersemester 1913 wechselte er mit Hilfe eines privaten Stipendiums an die Akademie der Bildenden Künste nach Dresden, wo er vor allem auch den acht Jahre jüngeren Conrad Felixmüller und wenig später dessen Schwester Hanna Müller († 1988) kennenlernte. Seine Lehrer waren Oskar Zwintscher und später Otto Gussmann, bei dem er später Meisterschüler wurde. Gegen Widerstände im Lehrbetrieb, in dem er vor allem das „jugendliche Brennen der Brücke-Maler“ vermisste, behielt er seinen bereits entwickelten Stil bei und beeinflusste nach Einschätzung Felixmüllers durch seine befreiend wirkende farbige Kraft, seinen unmittelbaren Vortrag und seine Naturverbundenheit nicht nur das Schaffen seiner Mitschüler, sondern auch seines Lehrers Gussmann. Im Jahr 1914 entstand eines der beeindruckendsten Porträts dieser Zeit, das Conrad Felixmüller breitbeinig und Pfeife rauchend vor einer wild geblümten Tapete als selbstbewussten Künstler zeigt.

Zu Beginn des Jahres 1915 wurde Böckstiegel zum Kriegsdienst herangezogen. Am 1. Januar 1915 vollendete er das Bild Abschied, das ihn und seine Verlobte Hanna vor einem leuchtend gelb-orangen Hintergrund zeigt. Während Böckstiegel aufrecht stehend in beiden Händen und im Mund Pinsel hält, schmiegt sich Hanna an ihn, wobei ihr Gesicht in grünen und gelben Tönen gehalten ist. Im Krieg musste er als Landsturmmann dienen, behielt aber die Möglichkeit, nebenher künstlerisch zu arbeiten. In den Jahren 1916 bis 1919 wurde er in Russland, Rumänien und in der Ukraine eingesetzt.

Während des Krieges brachen seine Kontakte zur Dresdner Szene nicht ab. Er schloss sich 1917 mit Conrad Felixmüller, Bernhard Kretzschmar, Otto Lange und Constantin von Mitschke-Collande zur Gruppe 1917 zusammen, deren Werke nun gemeinsam mit denen der Brücke-Künstler gezeigt wurden.

Ein englisches Schiff brachte ihn und seine Kameraden im März 1919 von Nykolajew am Schwarzen Meer zurück nach Deutschland.

1919 gründete sich die Dresdner Sezession Gruppe 1919, zu deren Mitgliedern Conrad Felixmüller, Otto Dix, Otto Schubert, Gela Foster, Otto Lange, Lasar Segall, Constantin von Mitschke-Collande, Wilhelm Heckrott, Hugo Zehder und als auswärtiges Mitglied Oskar Kokoschka gehörten. Nach seiner Rückkehr aus dem Krieg im März schloss Böckstiegel sich der Gruppe an. Im Juli 1919 heiratete er seine Verlobte Hanna Müller. Ende des Jahres verließ er gemeinsam mit Felixmüller und Schubert die Gruppe 1919.

Im Jahr 1920 wurde seine Tochter Sonja († 2005) geboren. Im gleichen Jahr gewährte ihm die Dresdner Akademie der Bildenden Künste das Carlo Torniamentische Reise-Stipendium.

Im Jahr 1921 erhielt er anstelle des auch Rompreis genannten Großen Sächsischen Staatspreises, den er als Bürger Preußens nicht erhalten konnte, ein Ehrenzeugnis mit dem dazugehörigen Geldpreis.

1925 kam sein Sohn Vincent († 2007) zur Welt.

Im Jahr 1929 begann Böckstiegel mit der Fertigung erster plastischer Arbeiten. Noch im selben Jahr starb seine Mutter. Wenig später (1931) starb Böckstiegels Vater. Böckstiegel verlor mit ihnen die Menschen, von denen er selbst schrieb, dass sie ihm als erdverbundene Menschen, die unermüdlich ihr ganzes Leben lang, mit ausdauerndem Fleiß und größter Liebe ihr Ackerland in Arrode bebauten, in seiner Arbeit zum Sinnbild des Menschentums wurden.

Eine deutliche Zäsur erfuhr sein Schaffen in der Zeit des Dritten Reiches. Zwar wurde Böckstiegel nicht mit einem Ausstellungsverbot belegt, jedoch wurden seine Werke zur „entarteten Kunst“ erklärt, abgehängt, zurückgewiesen, beschlagnahmt oder gar zerstört. 1933 wurden sein Gemälde Bauernkind mit Äpfeln zunächst aus der Dresdner Gemäldegalerie und anschließend weitere Werke von anderen Museen aus den Sammlungen entfernt. 1937/1938 wurden über 100 seiner Werke beschlagnahmt und, soweit sie nicht gegen Devisen im Ausland verkauft werden konnten, auf dem Hof der Berliner Hauptfeuerwache verbrannt.

Bei der Bombardierung Dresdens am 13./14. Februar 1945 wurden sein Atelier am Antonsplatz 1 und über tausend seiner Werke, Plastiken, Gemälde, Zeichnungen, Druckstöcke und Radierplatten vernichtet. Böckstiegel selbst entging dem Bombardement nur knapp, nachdem er zuvor versucht hatte, Teile seines Werkes auszulagern. Er kehrte mit seiner Familie zurück in sein Elternhaus nach Werther, das den Krieg unbeschadet überstanden hatte. Dort ging er an den Ausbau des Hauses, um sich ein neues Atelier und eine dauerhafte Bleibe zu schaffen.

Im Jahr 1947 wurde Böckstiegel Erster Vorsitzender der „Westfälischen Sezession 1945“.

In den Jahren 1948 und 1949 porträtierte Böckstiegel meist unter der Überschrift „Stumme Anklage“ eine Reihe von durch Krieg, Not, Flucht und Vertreibung gezeichneten Flüchtlingen, die nach Westfalen gekommen und bei den Bauern seiner Nachbarschaft untergebracht worden waren.

1949 kehrte Böckstiegel nach Dresden zurück und beteiligte sich an der 2. Deutschen Kunstausstellung. Er erhielt ein Ehrenatelier in der Akademie in Dresden. Noch im gleichen Jahr besuchte er mit seinem Sohn Vincent die Ruine am Antonsplatz 1. Aus dem verschütteten Keller barg er beschädigte Plastiken und einen Teil der Fragmente.

In den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden begann 1950 eine umfassende Einzelausstellung, die über Böckstiegels Tod hinaus in vielen Städten zu sehen war.

Am 22. März 1951 verstarb Peter August Böckstiegel in seinem durch sein künstlerisches Schaffen durch und durch geprägten Elternhaus in Arrode. Er liegt auf dem Evangelischen Friedhof in Werther begraben.

Böckstiegels Platz in der Kunstgeschichte heute
Sein Frühwerk ab 1910 ist zunächst noch impressionistisch verhaftet. Aufgrund seines Schaffens in der Zeit von 1913 bis 1925 gehört er zu den wichtigsten Vertretern des späten Expressionismus. Zusammen mit August Macke, Heinrich Campendonk, Wilhelm Morgner, Hermann Stenner und Christian Rohlfs gehört er zu den herausragenden Vertretern des rheinisch-westfälischen Expressionismus.

Hervorzuheben sind die Vielfalt der von ihm meisterlich beherrschten künstlerischen Ausdrucksformen, ausgehend von der Malerei über die Grafik, insbesondere auch der Druckgrafik, die Plastik, dekorative Werke (wie Reliefs, Mosaike und künstlerisch gestaltete Glasfenster) bis hin zur künstlerischen Gestaltung seines Eltern- und Wohnhauses durch Farbgebung und Schnitzereien.

Seine Liebe zur Natur, seine lebenslange Verbundenheit zu seiner Familie, vor allem seinen Eltern, seiner Frau und seinen zwei Kindern, den Nachbarn und seinem Elternhaus und seiner westfälischen Heimat prägen sein Werk.

Böckstiegels Werke zeigen vor allem die bäuerliche Lebenswelt. Als sein Vorbild bezeichnete der Maler den Franzosen Jean-François Millet. Denn so echt und bäuerlich groß wollte er auch malen. Böckstiegels Œuvre zeigt enge Bezüge zu van Gogh, nicht nur sein Selbstbildnis von 1914, sondern auch diverse Gemälde mit Sonnenblumen sind Indizien für seine intensive Auseinandersetzung mit Werken von Vincent van Gogh.
(Quelle: Wikipedia.de)

 

AUSSTELLUNGEN

Seine Bilder und Arbeiten wurden in einer Vielzahl von Ausstellungen in Europa und den USA gezeigt, u.a.:

1916: Zweite Ausstellung „Dresdner Künstler“
1917: Herbstausstellung Dresden
1918: 46. Ausstellung „Der expressionistische Holzschnitt“
1919: Galerie Emil Richter „Dresdner Sezession Gruppe 1919“
1919: Kunstausstellung Berlin 1919
1920: Sommerausstellung – Freie Secession
1920: Galerie Alice Frank – Kunstausstellung Berlin
1921: Galerie Alfred Flechtheim – Große Berliner Kunstausstellung
1921: Künstlervereinigung Dresden, Sommer Ausstellung
1923: Sommer Ausstellung Künstlervereinigung Dresden
1924: Sommer Ausstellung Künstlervereinigung Dresden
1925: Sommer Ausstellung Künstlervereinigung Dresden
1926: Sächsischer Kunstverein; Große Aquarell-Ausstellung, Brühlsche Terrasse
1927: Graphische Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes, Städtisches Kunstausstellungsgebäude Dresden
1928: Deutsche Kunst der Gegenwart, Norishalle Nürnberg
1928 Deutscher Künstlerbund, Kunstverein Hannover
1929: III. Große Westfälische Kunstausstellung – Münster
1929: Paris, Exposition Des Peintres Graveurs Allemands Contemporains
1929: Ausstellung Dresdner Handzeichnungen und Aquarelle der Gegenwart – Nürnberg
1931: Ausstellung Essen – Deutscher Künstlerbund
1933: Ausstellung Magdeburg – Deutscher Künstlerbund
1941: Große Westfälische Kunstausstellung, Städtisches Kulturamt Dortmund
1943: Ausstellung Deutsche Holzschnitte der Gegenwart, Kunstverein Flensburg August-September 1943
1943: Kunstausstellung Gau Sachsen, Brühlsche Terrassen
1947: Karl-Ernst-Osthaus-Museum Hagen, „2. Ausstellung Westfälische Sezession 1945“
1949: Dresden, Stadthalle am Nordplatz, „2. Deutsche Kunstausstellung“
1950: Staatliche Kunstsammlungen Dresden
1951: Kunstverein Bielefeld
1956: LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster
1969: LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster / Westfälischer Kunstverein Münster
1970: Kunsthalle Bielefeld
1975: Karl-Ernst-Osthaus-Museum Hagen, „Rohlfs Böckstiegel Morgner“
1975: Kunstmuseum Düsseldorf
1978/1979: Museumsgesellschaft Ettlingen
1979: Berlin, „Gedächtnisausstellung Peter August Böckstiegel“
1988: „German Expressionism. 1915–1925. The Second Generation“, Fort Worth, Texas, Modern Art Museum of Fort Worth
1989: LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster
1990: Jüdisches Museum Frankfurt, Expressionismus und Exil. Die Sammlung Ludwig und Rosy Fischer
1999: Hamburger Kunsthalle, Die Sammlung Bunte
2001: Kreishaus Gütersloh, „Peter August Böckstiegel. Das Werk sehen. Den Künstler entdecken“
2003: Gesicht - Maske - Farbe, Frauenbilder des frühen 20. Jahrhunderts, Westfälisches Landesmuseum Münster
2006: Städtische Galerie Dresden, „Arbeitswelten – Conrad Felixmüller, Peter August Böckstiegel“
2007: Kunsthalle Bielefeld, „Arbeitswelten – Conrad Felixmüller, Peter August Böckstiegel“ (rund 45.000 Besucher)
2009: Wilhelm-Morgner-Haus Soest, „Menschenbilder“
2010: Kunsthalle Bielefeld, „Westfälischer Expressionismus“
2012: Haus Opherdicke, „Mit der Erde verbunden“
2015: Stadtmuseum Gütersloh, „Peter August Böckstiegels ‚Familienbild‘. Vom Suchen, Finden und vom Restaurieren“

Einige wichtige Werke Böckstiegels befinden sich in großen Sammlungen und Museen: Stedelijk Museum Amsterdam, Düsseldorf, Dresden, Berlin, Hamburg, Stuttgart, LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster, Kunsthalle Bielefeld und Los Angeles County Museum of Art.

 

Stichwörter: Kunst, Maler, Künstler, Gemälde, Ölgemälde, Bild, Bilder, Galerie, Kunsthandel, Malerei, Museum, kaufen, 20. Jahrhundert, Gemäldegalerie, Bad Iburg, Osnabrück, Münster, Bielefeld, Werther, Arrode, Kunsthalle, Expressionismus, Expressionist, Klassische Moderne, Westfalen, Henneken, Kunsthandlung, Dresden, Godewols, P.A. Böckstiegel, Freundeskreis, Dresdner, Bielefelder, www.böckstiegel.de, Kauf, Verkauf, verkaufen.

 


Peter August Böckstiegel (1889-1951)


Verkauft

 
                    
                       
  

Das Ende des Judas (Mt 27,3-5)

Als nun Judas, der ihn verraten hatte, sah, dass Jesus zum Tod verurteilt war, reute ihn seine Tat. Er brachte den Hohenpriestern und den Ältesten die dreißig Silberstücke zurück und sagte: Ich habe gesündigt, ich habe euch einen unschuldigen Menschen ausgeliefert. Sie antworteten: Was geht das uns an? Das ist deine Sache. Da warf er die Silberstücke in den Tempel; dann ging er weg und erhängte sich.

​                    

 

TITEL  Der Verräter

TECHNIK  Kaltnadelradierung

SIGNATUR  "P.A. Böckstiegel 1921" unten rechts

ENTSTEHUNGSJAHR  1921

GRÖSSE (H x B)  40 x 33,6 cm

AUFLAGE  
Seltenes Blatt. Mindestens sechs Abzüge. Weitere Abzüge des Holzschnittes befinden sich im Besitz der Peter-August-Böckstiegel-Stiftung in Arrode (Werther).

RAHMEN  Moderner Holzrahmen

ZUSTAND  Guter Erhaltungszustand. Wenige, kleinere Flecken im Papier. Nicht ausgerahmt.

PROVENIENZ  Privatsammlung NRW

AUSSTELLUNG  Werke von Peter August Böckstiegel • Historisches Museum Steinhagen • 30. Juni 2019

 

KUNSTWERK

Matuszak 121, Becker 128. Unter der Kaltnadelradierung signiert, datiert, betitelt und bezeichnet: "Orig. Radierung K.Nadel VI. Druck  Der Verräter  P.A. Böckstiegel 1921". In der Platte monogrammiert "P.A.B.". Abzüge mit Plattenton. Zur der Radierung existiert eine Vorzeichnung („Schauspieler“, WVZ Z105, S. 230). 

"Peter-August Böckstiegel gilt in erster Linie als Maler. Doch in jeder Phase seines Schaffens begleiten die druckgraphischen Arbeiten nicht lediglich seine malerischen Werke, sondern sie stehen vielmehr gleichwertig neben diesen. ... Das Individuell-Charakteristische ist herausgebildet, man erkennt die zitierten 'Runen des Menschen', die den Köpfen - Ackerfurchen gleich - eingezeichnet sind. “ (aus P.A. Böckstiegel, Das druckgraphische Werk, Thomas Matuszak, Abb. S. 104).

Es handelt sich hier um ein seltenes, ausdrucksstarkes Blatt aus einer Reihe von biblischen Themen aus den Jahren 1921/22 (siehe auch "Wiederkehr des Sohnes" (Matuszak 120), "Segnende Mutter" (Matuszak 123). Weitere Abzüge der Kaltnadelradierung befinden sich im Besitz der Peter-August-Böckstiegel-Stiftung in Arrode (Werther).

"Die Euphorie des Neubeginns kann aber die Aufarbeitung der verstörenden und Böckstiegel bis in die Grundfesten erschütternden Kriegsjahre nicht verdrängen. ...Die Böckstiegel seit Kindheit vertrauten Ursymbole der christlichen Legenden werden zu Vehikeln der Verarbeitung. In der Kaltnadelradierung 'Wiederkehr des Sohnes' (Matuszak 120) nimmt die Figur der Mutter Böckstiegels die Rolle des Vaters in der biblischen Legende ein: Die eigene Mutter ist für Böckstiegel offenbar das überzeugendere Sinnbild für die bedingungslose und vorurteilsfreie Liebe zum heimkehrenden Sohn. Der Sohn trägt nicht, wie vermutet werden könnte, die Züge Böckstiegels, sondern die eines Mannes mit vollem, wallenden Haar, der auch in einer zweiten Radierung, 'Der Verräter' (Matuszak 121), zu erkennen ist. Die Deutung der Blätter wäre einfacher, so Matuszak, wenn Böckstiegel sich selber ins Bild gesetzt hätte. Andererseits sind hier 'Sohn' und 'Verräter' als allgemeines Symbol der Zeit zu verstehen. Das Einsetzen eines anonymen Stellvertreters macht daher Sinn." (aus: P.A. Böckstiegel, Werkverzeichnis der Pastelle, Aquarelle und Zeichnungen, Vita von Wedel, S. 26).

 

KÜNSTLER

Peter August Böckstiegel (* 7. April 1889 in Arrode (heute Werther (Westfalen)); † 22. März 1951 ebenda) war ein deutscher Maler und Vertreter des Westfälischen Expressionismus.

Peter August Böckstiegel wuchs als fünftes von sechs Kindern in Arrode, das heute zu Werther (Westfalen) gehört, in einer Kleinbauern- und Leineweberfamilie in einfachsten Verhältnissen auf. Bereits in der Volksschule in Werther wurde seine künstlerische Begabung deutlich. 1903 begann er eine Maler- und Glaserlehre im benachbarten Bielefeld.

Nach dem erfolgreichen Abschluss der Gesellenprüfung als Maler im Jahr 1907 besuchte Böckstiegel die neu gegründete Handwerker- und Kunstgewerbeschule Bielefeld, wo er den Bildhauer Erich Lossie, sowie die Maler Victor Tuxhorn, Ernst Sagewka und Heinz Lewerenz kennenlernte. Ludwig Godewols, Lehrer für Zeichnen nach der Natur an der Fachschule der Malerinnung in Bielefeld, erkannte Böckstiegels ungewöhnliches künstlerisches Talent und förderte ihn.

Im Jahr 1909 besuchte er mit Godewols und Mitschülern das Folkwang-Museum in Hagen, wo Werke von Paul Gauguin, Paul Cézanne, Édouard Manet, Auguste Renoir, Auguste Rodin und Anselm Feuerbach ausgestellt wurden. Böckstiegel wird im gleichen Jahr Mitglied der Bielefelder Künstlergruppe "Rote Erde".

Erste datierte Bilder Böckstiegels stammen aus dem Jahr 1910. Obwohl in der Kunstgewerbeschule auf naturalistische Darstellungen äußersten Wert gelegt wurde und durch Böckstiegel akademische Zeichnungen mit klassischen Schattierungen und Verwischungen entstanden, fand Böckstiegel schon früh zu seinem eigenen Stil.

Im Jahr 1912 besuchte Böckstiegel mit seinem Lehrer Godewols und einigen Mitschülern die Sonderbund-Ausstellung in Köln, wo ihn besonders Vincent van Gogh beeindruckte.

Zum Wintersemester 1913 wechselte er mit Hilfe eines privaten Stipendiums an die Akademie der Bildenden Künste nach Dresden, wo er vor allem auch den acht Jahre jüngeren Conrad Felixmüller und wenig später dessen Schwester Hanna Müller († 1988) kennenlernte. Seine Lehrer waren Oskar Zwintscher und später Otto Gussmann, bei dem er später Meisterschüler wurde. Gegen Widerstände im Lehrbetrieb, in dem er vor allem das „jugendliche Brennen der Brücke-Maler“ vermisste, behielt er seinen bereits entwickelten Stil bei und beeinflusste nach Einschätzung Felixmüllers durch seine befreiend wirkende farbige Kraft, seinen unmittelbaren Vortrag und seine Naturverbundenheit nicht nur das Schaffen seiner Mitschüler, sondern auch seines Lehrers Gussmann. Im Jahr 1914 entstand eines der beeindruckendsten Porträts dieser Zeit, das Conrad Felixmüller breitbeinig und Pfeife rauchend vor einer wild geblümten Tapete als selbstbewussten Künstler zeigt.

Zu Beginn des Jahres 1915 wurde Böckstiegel zum Kriegsdienst herangezogen. Am 1. Januar 1915 vollendete er das Bild Abschied, das ihn und seine Verlobte Hanna vor einem leuchtend gelb-orangen Hintergrund zeigt. Während Böckstiegel aufrecht stehend in beiden Händen und im Mund Pinsel hält, schmiegt sich Hanna an ihn, wobei ihr Gesicht in grünen und gelben Tönen gehalten ist. Im Krieg musste er als Landsturmmann dienen, behielt aber die Möglichkeit, nebenher künstlerisch zu arbeiten. In den Jahren 1916 bis 1919 wurde er in Russland, Rumänien und in der Ukraine eingesetzt.

Während des Krieges brachen seine Kontakte zur Dresdner Szene nicht ab. Er schloss sich 1917 mit Conrad Felixmüller, Bernhard Kretzschmar, Otto Lange und Constantin von Mitschke-Collande zur Gruppe 1917 zusammen, deren Werke nun gemeinsam mit denen der Brücke-Künstler gezeigt wurden.

Ein englisches Schiff brachte ihn und seine Kameraden im März 1919 von Nykolajew am Schwarzen Meer zurück nach Deutschland.

1919 gründete sich die Dresdner Sezession Gruppe 1919, zu deren Mitgliedern Conrad Felixmüller, Otto Dix, Otto Schubert, Gela Foster, Otto Lange, Lasar Segall, Constantin von Mitschke-Collande, Wilhelm Heckrott, Hugo Zehder und als auswärtiges Mitglied Oskar Kokoschka gehörten. Nach seiner Rückkehr aus dem Krieg im März schloss Böckstiegel sich der Gruppe an. Im Juli 1919 heiratete er seine Verlobte Hanna Müller. Ende des Jahres verließ er gemeinsam mit Felixmüller und Schubert die Gruppe 1919.

Im Jahr 1920 wurde seine Tochter Sonja († 2005) geboren. Im gleichen Jahr gewährte ihm die Dresdner Akademie der Bildenden Künste das Carlo Torniamentische Reise-Stipendium.

Im Jahr 1921 erhielt er anstelle des auch Rompreis genannten Großen Sächsischen Staatspreises, den er als Bürger Preußens nicht erhalten konnte, ein Ehrenzeugnis mit dem dazugehörigen Geldpreis.

1925 kam sein Sohn Vincent († 2007) zur Welt.

Im Jahr 1929 begann Böckstiegel mit der Fertigung erster plastischer Arbeiten. Noch im selben Jahr starb seine Mutter. Wenig später (1931) starb Böckstiegels Vater. Böckstiegel verlor mit ihnen die Menschen, von denen er selbst schrieb, dass sie ihm als erdverbundene Menschen, die unermüdlich ihr ganzes Leben lang, mit ausdauerndem Fleiß und größter Liebe ihr Ackerland in Arrode bebauten, in seiner Arbeit zum Sinnbild des Menschentums wurden.

Eine deutliche Zäsur erfuhr sein Schaffen in der Zeit des Dritten Reiches. Zwar wurde Böckstiegel nicht mit einem Ausstellungsverbot belegt, jedoch wurden seine Werke zur „entarteten Kunst“ erklärt, abgehängt, zurückgewiesen, beschlagnahmt oder gar zerstört. 1933 wurden sein Gemälde Bauernkind mit Äpfeln zunächst aus der Dresdner Gemäldegalerie und anschließend weitere Werke von anderen Museen aus den Sammlungen entfernt. 1937/1938 wurden über 100 seiner Werke beschlagnahmt und, soweit sie nicht gegen Devisen im Ausland verkauft werden konnten, auf dem Hof der Berliner Hauptfeuerwache verbrannt.

Bei der Bombardierung Dresdens am 13./14. Februar 1945 wurden sein Atelier am Antonsplatz 1 und über tausend seiner Werke, Plastiken, Gemälde, Zeichnungen, Druckstöcke und Radierplatten vernichtet. Böckstiegel selbst entging dem Bombardement nur knapp, nachdem er zuvor versucht hatte, Teile seines Werkes auszulagern. Er kehrte mit seiner Familie zurück in sein Elternhaus nach Werther, das den Krieg unbeschadet überstanden hatte. Dort ging er an den Ausbau des Hauses, um sich ein neues Atelier und eine dauerhafte Bleibe zu schaffen.

Im Jahr 1947 wurde Böckstiegel Erster Vorsitzender der „Westfälischen Sezession 1945“.

In den Jahren 1948 und 1949 porträtierte Böckstiegel meist unter der Überschrift „Stumme Anklage“ eine Reihe von durch Krieg, Not, Flucht und Vertreibung gezeichneten Flüchtlingen, die nach Westfalen gekommen und bei den Bauern seiner Nachbarschaft untergebracht worden waren.

1949 kehrte Böckstiegel nach Dresden zurück und beteiligte sich an der 2. Deutschen Kunstausstellung. Er erhielt ein Ehrenatelier in der Akademie in Dresden. Noch im gleichen Jahr besuchte er mit seinem Sohn Vincent die Ruine am Antonsplatz 1. Aus dem verschütteten Keller barg er beschädigte Plastiken und einen Teil der Fragmente.

In den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden begann 1950 eine umfassende Einzelausstellung, die über Böckstiegels Tod hinaus in vielen Städten zu sehen war.

Am 22. März 1951 verstarb Peter August Böckstiegel in seinem durch sein künstlerisches Schaffen durch und durch geprägten Elternhaus in Arrode. Er liegt auf dem Evangelischen Friedhof in Werther begraben.

Böckstiegels Platz in der Kunstgeschichte heute
Sein Frühwerk ab 1910 ist zunächst noch impressionistisch verhaftet. Aufgrund seines Schaffens in der Zeit von 1913 bis 1925 gehört er zu den wichtigsten Vertretern des späten Expressionismus. Zusammen mit August Macke, Heinrich Campendonk, Wilhelm Morgner, Hermann Stenner und Christian Rohlfs gehört er zu den herausragenden Vertretern des rheinisch-westfälischen Expressionismus.

Hervorzuheben sind die Vielfalt der von ihm meisterlich beherrschten künstlerischen Ausdrucksformen, ausgehend von der Malerei über die Grafik, insbesondere auch der Druckgrafik, die Plastik, dekorative Werke (wie Reliefs, Mosaike und künstlerisch gestaltete Glasfenster) bis hin zur künstlerischen Gestaltung seines Eltern- und Wohnhauses durch Farbgebung und Schnitzereien.

Seine Liebe zur Natur, seine lebenslange Verbundenheit zu seiner Familie, vor allem seinen Eltern, seiner Frau und seinen zwei Kindern, den Nachbarn und seinem Elternhaus und seiner westfälischen Heimat prägen sein Werk.

Böckstiegels Werke zeigen vor allem die bäuerliche Lebenswelt. Als sein Vorbild bezeichnete der Maler den Franzosen Jean-François Millet. Denn so echt und bäuerlich groß wollte er auch malen. Böckstiegels Œuvre zeigt enge Bezüge zu van Gogh, nicht nur sein Selbstbildnis von 1914, sondern auch diverse Gemälde mit Sonnenblumen sind Indizien für seine intensive Auseinandersetzung mit Werken von Vincent van Gogh.
(Quelle: Wikipedia.de)

 

AUSSTELLUNGEN

Seine Bilder und Arbeiten wurden in einer Vielzahl von Ausstellungen in Europa und den USA gezeigt, u.a.:

1916: Zweite Ausstellung „Dresdner Künstler“
1917: Herbstausstellung Dresden
1918: 46. Ausstellung „Der expressionistische Holzschnitt“
1919: Galerie Emil Richter „Dresdner Sezession Gruppe 1919“
1919: Kunstausstellung Berlin 1919
1920: Sommerausstellung – Freie Secession
1920: Galerie Alice Frank – Kunstausstellung Berlin
1921: Galerie Alfred Flechtheim – Große Berliner Kunstausstellung
1921: Künstlervereinigung Dresden, Sommer Ausstellung
1923: Sommer Ausstellung Künstlervereinigung Dresden
1924: Sommer Ausstellung Künstlervereinigung Dresden
1925: Sommer Ausstellung Künstlervereinigung Dresden
1926: Sächsischer Kunstverein; Große Aquarell-Ausstellung, Brühlsche Terrasse
1927: Graphische Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes, Städtisches Kunstausstellungsgebäude Dresden
1928: Deutsche Kunst der Gegenwart, Norishalle Nürnberg
1928 Deutscher Künstlerbund, Kunstverein Hannover
1929: III. Große Westfälische Kunstausstellung – Münster
1929: Paris, Exposition Des Peintres Graveurs Allemands Contemporains
1929: Ausstellung Dresdner Handzeichnungen und Aquarelle der Gegenwart – Nürnberg
1931: Ausstellung Essen – Deutscher Künstlerbund
1933: Ausstellung Magdeburg – Deutscher Künstlerbund
1941: Große Westfälische Kunstausstellung, Städtisches Kulturamt Dortmund
1943: Ausstellung Deutsche Holzschnitte der Gegenwart, Kunstverein Flensburg August-September 1943
1943: Kunstausstellung Gau Sachsen, Brühlsche Terrassen
1947: Karl-Ernst-Osthaus-Museum Hagen, „2. Ausstellung Westfälische Sezession 1945“
1949: Dresden, Stadthalle am Nordplatz, „2. Deutsche Kunstausstellung“
1950: Staatliche Kunstsammlungen Dresden
1951: Kunstverein Bielefeld
1956: LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster
1969: LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster / Westfälischer Kunstverein Münster
1970: Kunsthalle Bielefeld
1975: Karl-Ernst-Osthaus-Museum Hagen, „Rohlfs Böckstiegel Morgner“
1975: Kunstmuseum Düsseldorf
1978/1979: Museumsgesellschaft Ettlingen
1979: Berlin, „Gedächtnisausstellung Peter August Böckstiegel“
1988: „German Expressionism. 1915–1925. The Second Generation“, Fort Worth, Texas, Modern Art Museum of Fort Worth
1989: LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster
1990: Jüdisches Museum Frankfurt, Expressionismus und Exil. Die Sammlung Ludwig und Rosy Fischer
1999: Hamburger Kunsthalle, Die Sammlung Bunte
2001: Kreishaus Gütersloh, „Peter August Böckstiegel. Das Werk sehen. Den Künstler entdecken“
2003: Gesicht - Maske - Farbe, Frauenbilder des frühen 20. Jahrhunderts, Westfälisches Landesmuseum Münster
2006: Städtische Galerie Dresden, „Arbeitswelten – Conrad Felixmüller, Peter August Böckstiegel“
2007: Kunsthalle Bielefeld, „Arbeitswelten – Conrad Felixmüller, Peter August Böckstiegel“ (rund 45.000 Besucher)
2009: Wilhelm-Morgner-Haus Soest, „Menschenbilder“
2010: Kunsthalle Bielefeld, „Westfälischer Expressionismus“
2012: Haus Opherdicke, „Mit der Erde verbunden“
2015: Stadtmuseum Gütersloh, „Peter August Böckstiegels ‚Familienbild‘. Vom Suchen, Finden und vom Restaurieren“

Einige wichtige Werke Böckstiegels befinden sich in großen Sammlungen und Museen: Stedelijk Museum Amsterdam, Düsseldorf, Dresden, Berlin, Hamburg, Stuttgart, LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster, Kunsthalle Bielefeld und Los Angeles County Museum of Art.

 

Stichwörter: Kunst, Maler, Künstler, Gemälde, Ölgemälde, Bild, Bilder, Galerie, Kunsthandel, Malerei, Museum, kaufen, 20. Jahrhundert, Gemäldegalerie, Bad Iburg, Osnabrück, Münster, Bielefeld, Werther, Arrode, Kunsthalle, Expressionismus, Expressionist, Klassische Moderne, Westfalen, Henneken, Kunsthandlung, Dresden, Godewols, P.A. Böckstiegel, Freundeskreis, Dresdner, Bielefelder, www.böckstiegel.de, Kauf, Verkauf, verkaufen.

 

Peter August Böckstiegel (1889-1951)


Verkauft


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TITEL  Sitzender weiblicher Akt vor Tisch

TECHNIK  Lithographie auf Japanpapier

SIGNATUR  Unten links "P.A. Böckstiegel"

ENTSTEHUNGSJAHR  1914

GRÖSSE (H x B)  60 x 43 cm (70,7 x 50,2 cm)

AUFLAGE  10 Abzüge

RAHMEN  Neuer Galerierahmen aus Eichenholz mit säurefreiem Passepartout und UV-Schutzverglasung

ZUSTAND  Sehr gut erhalten

PROVENIENZ  Auktionshaus Reiss & Sohn, Königstein; Privatsammlung, Berlin

 

KUNSTWERK

"Sitzender weiblicher Akt vor Tisch", Lithographie auf Japanpapier, 1914, 60 x 43 cm, signiert in Tusche "Ag Böckstiegel 1914" und in Bleistift "P.A. Böckstiegel", handschriftlich betitelt "Weib", Werkverzeichnis Matuszak 39 (Abb. S. 74).

Eine entspannte und lockere Situation: Eine junge, nackte Frau sitzt auf einem einfachen Stuhl. Der Stuhl wird durch ein weißes Laken abgedeckt. Um den Hals trägt sie eine Kette. Lässig legt sie ihren rechten Arm auf die Stuhllehne und den linken auf ihr Knie. Sie scheint zu lächeln. Hinter ihr sieht der Betrachter einen gedeckten Tisch. Es scheint sich um eine typische Szenerie in einem Künstleratelier zu handeln. 

"Im Jahr 1914, in Erwartung des drohenden Ausbruchs des Ersten Weltkrieges, entstehen vermehrt Aktstudien - zum Teil unschuldige Mädchenakte in freier Natur, die in Ihrer Qualität denen Cézannes kaum nachstehen..." (aus: P.A. Böckstiegel, Werkverzeichnis der Pastelle, Aquarelle und Zeichnungen, Vita v. Wedel, Kerber Verlag 2001, S. 23).

Im Rahmen des Studiums an der Kunstakademie in Dresden hat Peter August Böckstiegel das Aktzeichnen gelernt. So entstanden in den Jahren 1913 und 1914 verschiedene Skizzen zu dem Thema. Im Sommer des Jahres 1914 hielt sich Peter August Böckstiegel mit einigen Kommilitonen in Goppeln bei Dresden auf. Es entstanden verschiedene Werke im Freien, darunter auch mehrere Aktzeichnungen und Aktaquarelle. In dieser Zeit an der Königlich Sächsischen Akademie der Bildenden Künste in Dresden schuf P.A. Böckstiegel auch die beiden Lithographien "Sitzender weiblicher Akt vor Tisch" (WVZ 39) und "Badende Frau" (WVZ 36). Die Vorzeichnung "Weiblicher Akt auf Stuhl" (WVZ Z34) befindet sich in der Sammlung des Museum Peter August Böckstiegel in Werther (Westf.).

 

KÜNSTLER

Peter August Böckstiegel (* 7. April 1889 in Arrode (heute Werther (Westfalen)); † 22. März 1951 ebenda) war ein deutscher Maler und Vertreter des Westfälischen Expressionismus.

Peter August Böckstiegel wuchs als fünftes von sechs Kindern in Arrode, das heute zu Werther (Westfalen) gehört, in einer Kleinbauern- und Leineweberfamilie in einfachsten Verhältnissen auf. Bereits in der Volksschule in Werther wurde seine künstlerische Begabung deutlich. 1903 begann er eine Maler- und Glaserlehre im benachbarten Bielefeld.

Nach dem erfolgreichen Abschluss der Gesellenprüfung als Maler im Jahr 1907 besuchte Böckstiegel die neu gegründete Handwerker- und Kunstgewerbeschule Bielefeld, wo er den Bildhauer Erich Lossie, sowie die Maler Victor Tuxhorn, Ernst Sagewka und Heinz Lewerenz kennenlernte. Ludwig Godewols, Lehrer für Zeichnen nach der Natur an der Fachschule der Malerinnung in Bielefeld, erkannte Böckstiegels ungewöhnliches künstlerisches Talent und förderte ihn.

Im Jahr 1909 besuchte er mit Godewols und Mitschülern das Folkwang-Museum in Hagen, wo Werke von Paul Gauguin, Paul Cézanne, Édouard Manet, Auguste Renoir, Auguste Rodin und Anselm Feuerbach ausgestellt wurden. Böckstiegel wird im gleichen Jahr Mitglied der Bielefelder Künstlergruppe "Rote Erde".

Erste datierte Bilder Böckstiegels stammen aus dem Jahr 1910. Obwohl in der Kunstgewerbeschule auf naturalistische Darstellungen äußersten Wert gelegt wurde und durch Böckstiegel akademische Zeichnungen mit klassischen Schattierungen und Verwischungen entstanden, fand Böckstiegel schon früh zu seinem eigenen Stil.

Im Jahr 1912 besuchte Böckstiegel mit seinem Lehrer Godewols und einigen Mitschülern die Sonderbund-Ausstellung in Köln, wo ihn besonders Vincent van Gogh beeindruckte.

Zum Wintersemester 1913 wechselte er mit Hilfe eines privaten Stipendiums an die Akademie der Bildenden Künste nach Dresden, wo er vor allem auch den acht Jahre jüngeren Conrad Felixmüller und wenig später dessen Schwester Hanna Müller († 1988) kennenlernte. Seine Lehrer waren Oskar Zwintscher und später Otto Gussmann, bei dem er später Meisterschüler wurde. Gegen Widerstände im Lehrbetrieb, in dem er vor allem das „jugendliche Brennen der Brücke-Maler“ vermisste, behielt er seinen bereits entwickelten Stil bei und beeinflusste nach Einschätzung Felixmüllers durch seine befreiend wirkende farbige Kraft, seinen unmittelbaren Vortrag und seine Naturverbundenheit nicht nur das Schaffen seiner Mitschüler, sondern auch seines Lehrers Gussmann. Im Jahr 1914 entstand eines der beeindruckendsten Porträts dieser Zeit, das Conrad Felixmüller breitbeinig und Pfeife rauchend vor einer wild geblümten Tapete als selbstbewussten Künstler zeigt.

Zu Beginn des Jahres 1915 wurde Böckstiegel zum Kriegsdienst herangezogen. Am 1. Januar 1915 vollendete er das Bild Abschied, das ihn und seine Verlobte Hanna vor einem leuchtend gelb-orangen Hintergrund zeigt. Während Böckstiegel aufrecht stehend in beiden Händen und im Mund Pinsel hält, schmiegt sich Hanna an ihn, wobei ihr Gesicht in grünen und gelben Tönen gehalten ist. Im Krieg musste er als Landsturmmann dienen, behielt aber die Möglichkeit, nebenher künstlerisch zu arbeiten. In den Jahren 1916 bis 1919 wurde er in Russland, Rumänien und in der Ukraine eingesetzt.

Während des Krieges brachen seine Kontakte zur Dresdner Szene nicht ab. Er schloss sich 1917 mit Conrad Felixmüller, Bernhard Kretzschmar, Otto Lange und Constantin von Mitschke-Collande zur Gruppe 1917 zusammen, deren Werke nun gemeinsam mit denen der Brücke-Künstler gezeigt wurden.

Ein englisches Schiff brachte ihn und seine Kameraden im März 1919 von Nykolajew am Schwarzen Meer zurück nach Deutschland.

1919 gründete sich die Dresdner Sezession Gruppe 1919, zu deren Mitgliedern Conrad Felixmüller, Otto Dix, Otto Schubert, Gela Foster, Otto Lange, Lasar Segall, Constantin von Mitschke-Collande, Wilhelm Heckrott, Hugo Zehder und als auswärtiges Mitglied Oskar Kokoschka gehörten. Nach seiner Rückkehr aus dem Krieg im März schloss Böckstiegel sich der Gruppe an. Im Juli 1919 heiratete er seine Verlobte Hanna Müller. Ende des Jahres verließ er gemeinsam mit Felixmüller und Schubert die Gruppe 1919.

Im Jahr 1920 wurde seine Tochter Sonja († 2005) geboren. Im gleichen Jahr gewährte ihm die Dresdner Akademie der Bildenden Künste das Carlo Torniamentische Reise-Stipendium.

Im Jahr 1921 erhielt er anstelle des auch Rompreis genannten Großen Sächsischen Staatspreises, den er als Bürger Preußens nicht erhalten konnte, ein Ehrenzeugnis mit dem dazugehörigen Geldpreis.

1925 kam sein Sohn Vincent († 2007) zur Welt.

Im Jahr 1929 begann Böckstiegel mit der Fertigung erster plastischer Arbeiten. Noch im selben Jahr starb seine Mutter. Wenig später (1931) starb Böckstiegels Vater. Böckstiegel verlor mit ihnen die Menschen, von denen er selbst schrieb, dass sie ihm als erdverbundene Menschen, die unermüdlich ihr ganzes Leben lang, mit ausdauerndem Fleiß und größter Liebe ihr Ackerland in Arrode bebauten, in seiner Arbeit zum Sinnbild des Menschentums wurden.

Eine deutliche Zäsur erfuhr sein Schaffen in der Zeit des Dritten Reiches. Zwar wurde Böckstiegel nicht mit einem Ausstellungsverbot belegt, jedoch wurden seine Werke zur „entarteten Kunst“ erklärt, abgehängt, zurückgewiesen, beschlagnahmt oder gar zerstört. 1933 wurden sein Gemälde Bauernkind mit Äpfeln zunächst aus der Dresdner Gemäldegalerie und anschließend weitere Werke von anderen Museen aus den Sammlungen entfernt. 1937/1938 wurden über 100 seiner Werke beschlagnahmt und, soweit sie nicht gegen Devisen im Ausland verkauft werden konnten, auf dem Hof der Berliner Hauptfeuerwache verbrannt.

Bei der Bombardierung Dresdens am 13./14. Februar 1945 wurden sein Atelier am Antonsplatz 1 und über tausend seiner Werke, Plastiken, Gemälde, Zeichnungen, Druckstöcke und Radierplatten vernichtet. Böckstiegel selbst entging dem Bombardement nur knapp, nachdem er zuvor versucht hatte, Teile seines Werkes auszulagern. Er kehrte mit seiner Familie zurück in sein Elternhaus nach Werther, das den Krieg unbeschadet überstanden hatte. Dort ging er an den Ausbau des Hauses, um sich ein neues Atelier und eine dauerhafte Bleibe zu schaffen.

Im Jahr 1947 wurde Böckstiegel Erster Vorsitzender der „Westfälischen Sezession 1945“.

In den Jahren 1948 und 1949 porträtierte Böckstiegel meist unter der Überschrift „Stumme Anklage“ eine Reihe von durch Krieg, Not, Flucht und Vertreibung gezeichneten Flüchtlingen, die nach Westfalen gekommen und bei den Bauern seiner Nachbarschaft untergebracht worden waren.

1949 kehrte Böckstiegel nach Dresden zurück und beteiligte sich an der 2. Deutschen Kunstausstellung. Er erhielt ein Ehrenatelier in der Akademie in Dresden. Noch im gleichen Jahr besuchte er mit seinem Sohn Vincent die Ruine am Antonsplatz 1. Aus dem verschütteten Keller barg er beschädigte Plastiken und einen Teil der Fragmente.

In den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden begann 1950 eine umfassende Einzelausstellung, die über Böckstiegels Tod hinaus in vielen Städten zu sehen war.

Am 22. März 1951 verstarb Peter August Böckstiegel in seinem durch sein künstlerisches Schaffen durch und durch geprägten Elternhaus in Arrode. Er liegt auf dem Evangelischen Friedhof in Werther begraben.

Böckstiegels Platz in der Kunstgeschichte heute
Sein Frühwerk ab 1910 ist zunächst noch impressionistisch verhaftet. Aufgrund seines Schaffens in der Zeit von 1913 bis 1925 gehört er zu den wichtigsten Vertretern des späten Expressionismus. Zusammen mit August Macke, Heinrich Campendonk, Wilhelm Morgner, Hermann Stenner und Christian Rohlfs gehört er zu den herausragenden Vertretern des rheinisch-westfälischen Expressionismus.

Hervorzuheben sind die Vielfalt der von ihm meisterlich beherrschten künstlerischen Ausdrucksformen, ausgehend von der Malerei über die Grafik, insbesondere auch der Druckgrafik, die Plastik, dekorative Werke (wie Reliefs, Mosaike und künstlerisch gestaltete Glasfenster) bis hin zur künstlerischen Gestaltung seines Eltern- und Wohnhauses durch Farbgebung und Schnitzereien.

Seine Liebe zur Natur, seine lebenslange Verbundenheit zu seiner Familie, vor allem seinen Eltern, seiner Frau und seinen zwei Kindern, den Nachbarn und seinem Elternhaus und seiner westfälischen Heimat prägen sein Werk.

Böckstiegels Werke zeigen vor allem die bäuerliche Lebenswelt. Als sein Vorbild bezeichnete der Maler den Franzosen Jean-François Millet. Denn so echt und bäuerlich groß wollte er auch malen. Böckstiegels Œuvre zeigt enge Bezüge zu van Gogh, nicht nur sein Selbstbildnis von 1914, sondern auch diverse Gemälde mit Sonnenblumen sind Indizien für seine intensive Auseinandersetzung mit Werken von Vincent van Gogh.
(Quelle: Wikipedia.de)

 

AUSSTELLUNGEN

Seine Bilder und Arbeiten wurden in einer Vielzahl von Ausstellungen in Europa und den USA gezeigt, u.a.:

1916: Zweite Ausstellung „Dresdner Künstler“
1917: Herbstausstellung Dresden
1918: 46. Ausstellung „Der expressionistische Holzschnitt“
1919: Galerie Emil Richter „Dresdner Sezession Gruppe 1919“
1919: Kunstausstellung Berlin 1919
1920: Sommerausstellung – Freie Secession
1920: Galerie Alice Frank – Kunstausstellung Berlin
1921: Galerie Alfred Flechtheim – Große Berliner Kunstausstellung
1921: Künstlervereinigung Dresden, Sommer Ausstellung
1923: Sommer Ausstellung Künstlervereinigung Dresden
1924: Sommer Ausstellung Künstlervereinigung Dresden
1925: Sommer Ausstellung Künstlervereinigung Dresden
1926: Sächsischer Kunstverein; Große Aquarell-Ausstellung, Brühlsche Terrasse
1927: Graphische Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes, Städtisches Kunstausstellungsgebäude Dresden
1928: Deutsche Kunst der Gegenwart, Norishalle Nürnberg
1928 Deutscher Künstlerbund, Kunstverein Hannover
1929: III. Große Westfälische Kunstausstellung – Münster
1929: Paris, Exposition Des Peintres Graveurs Allemands Contemporains
1929: Ausstellung Dresdner Handzeichnungen und Aquarelle der Gegenwart – Nürnberg
1931: Ausstellung Essen – Deutscher Künstlerbund
1933: Ausstellung Magdeburg – Deutscher Künstlerbund
1941: Große Westfälische Kunstausstellung, Städtisches Kulturamt Dortmund
1943: Ausstellung Deutsche Holzschnitte der Gegenwart, Kunstverein Flensburg August-September 1943
1943: Kunstausstellung Gau Sachsen, Brühlsche Terrassen
1947: Karl-Ernst-Osthaus-Museum Hagen, „2. Ausstellung Westfälische Sezession 1945“
1949: Dresden, Stadthalle am Nordplatz, „2. Deutsche Kunstausstellung“
1950: Staatliche Kunstsammlungen Dresden
1951: Kunstverein Bielefeld
1956: LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster
1969: LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster / Westfälischer Kunstverein Münster
1970: Kunsthalle Bielefeld
1975: Karl-Ernst-Osthaus-Museum Hagen, „Rohlfs Böckstiegel Morgner“
1975: Kunstmuseum Düsseldorf
1978/1979: Museumsgesellschaft Ettlingen
1979: Berlin, „Gedächtnisausstellung Peter August Böckstiegel“
1988: „German Expressionism. 1915–1925. The Second Generation“, Fort Worth, Texas, Modern Art Museum of Fort Worth
1989: LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster
1990: Jüdisches Museum Frankfurt, Expressionismus und Exil. Die Sammlung Ludwig und Rosy Fischer
1999: Hamburger Kunsthalle, Die Sammlung Bunte
2001: Kreishaus Gütersloh, „Peter August Böckstiegel. Das Werk sehen. Den Künstler entdecken“
2003: Gesicht - Maske - Farbe, Frauenbilder des frühen 20. Jahrhunderts, Westfälisches Landesmuseum Münster
2006: Städtische Galerie Dresden, „Arbeitswelten – Conrad Felixmüller, Peter August Böckstiegel“
2007: Kunsthalle Bielefeld, „Arbeitswelten – Conrad Felixmüller, Peter August Böckstiegel“ (rund 45.000 Besucher)
2009: Wilhelm-Morgner-Haus Soest, „Menschenbilder“
2010: Kunsthalle Bielefeld, „Westfälischer Expressionismus“
2012: Haus Opherdicke, „Mit der Erde verbunden“
2015: Stadtmuseum Gütersloh, „Peter August Böckstiegels ‚Familienbild‘. Vom Suchen, Finden und vom Restaurieren“

Einige wichtige Werke Böckstiegels befinden sich in großen Sammlungen und Museen: Stedelijk Museum Amsterdam, Düsseldorf, Dresden, Berlin, Hamburg, Stuttgart, LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster, Kunsthalle Bielefeld und Los Angeles County Museum of Art.

 

Stichwörter: Kunst, Maler, Künstler, Gemälde, Ölgemälde, Bild, Bilder, Galerie, Kunsthandel, Malerei, Museum, kaufen, 20. Jahrhundert, Gemäldegalerie, Bad Iburg, Osnabrück, Münster, Bielefeld, Werther, Arrode, Kunsthalle, Expressionismus, Expressionist, Klassische Moderne, Westfalen, Henneken, Kunsthandlung, Dresden, Godewols, P.A. Böckstiegel, Freundeskreis, Dresdner, Bielefelder, www.böckstiegel.de, Kauf, Verkauf, verkaufen.

 


Peter August Böckstiegel (1889-1951)


Verkauft

 

 

TITEL  Badende Frau

TECHNIK  Lithographie / Japanbütten

SIGNATUR  "P.A. Böckstiegel" unten rechts

ENTSTEHUNGSJAHR  1914

GRÖSSE (H x B)  67 × 41,5 cm (79,9 × 60 cm)

AUFLAGE  Mindestens 12 Abzüge

RAHMEN  Neuer Galerierahmen aus Eichenholz mit säurefreiem Passepartout und UV-Schutzverglasung

ZUSTAND  Gute Erhaltung. Kleine Knickfalten

PROVENIENZ  Privatbesitz

 

KUNSTWERK

"Badende Frau", Lithographie auf Japanbütten, 1914, 67 × 41,5 cm, signiert "P.A. Böckstiegel" und im Stein signiert und datiert "Ag. Böckstiegel 1914", Werkverzeichnis: Matuszak 36, unten links handschriftlich bezeichnet "N 546  Badende Frau  Aufl. 1-12".

"Im Jahr 1914, in Erwartung des drohenden Ausbruchs des Ersten Weltkrieges, entstehen vermehrt Aktstudien - zum Teil unschuldige Mädchenakte in freier Natur, die in Ihrer Qualität denen Cézannes kaum nachstehen (A41-A46)..." (aus: P.A. Böckstiegel, Werkverzeichnis der Pastelle, Aquarelle und Zeichnungen, Vita v. Wedel, Kerber Verlag 2001, S. 23).

Im Rahmen des Studiums an der Kunstakademie in Dresden hat Peter August Böckstiegel das Aktzeichnen gelernt. So entstanden in den Jahren 1913 und 1914 verschiedene Skizzen zu dem Thema (u.a. WVZ v. Wedel A25-A35). Im Sommer des Jahres 1914 hielt sich Peter August Böckstiegel mit einigen Kommilitonen in Goppeln bei Dresden auf. Es entstanden verschiedene Werke im Freien, darunter auch mehrere Aktzeichnungen und Aktaquarelle (WVZ v. Wedel A41-A45).

 

KÜNSTLER

Peter August Böckstiegel (* 7. April 1889 in Arrode (heute Werther (Westfalen)); † 22. März 1951 ebenda) war ein deutscher Maler und Vertreter des Westfälischen Expressionismus.

Peter August Böckstiegel wuchs als fünftes von sechs Kindern in Arrode, das heute zu Werther (Westfalen) gehört, in einer Kleinbauern- und Leineweberfamilie in einfachsten Verhältnissen auf. Bereits in der Volksschule in Werther wurde seine künstlerische Begabung deutlich. 1903 begann er eine Maler- und Glaserlehre im benachbarten Bielefeld.

Nach dem erfolgreichen Abschluss der Gesellenprüfung als Maler im Jahr 1907 besuchte Böckstiegel die neu gegründete Handwerker- und Kunstgewerbeschule Bielefeld, wo er den Bildhauer Erich Lossie, sowie die Maler Victor Tuxhorn, Ernst Sagewka und Heinz Lewerenz kennenlernte. Ludwig Godewols, Lehrer für Zeichnen nach der Natur an der Fachschule der Malerinnung in Bielefeld, erkannte Böckstiegels ungewöhnliches künstlerisches Talent und förderte ihn.

Im Jahr 1909 besuchte er mit Godewols und Mitschülern das Folkwang-Museum in Hagen, wo Werke von Paul Gauguin, Paul Cézanne, Édouard Manet, Auguste Renoir, Auguste Rodin und Anselm Feuerbach ausgestellt wurden. Böckstiegel wird im gleichen Jahr Mitglied der Bielefelder Künstlergruppe "Rote Erde".

Erste datierte Bilder Böckstiegels stammen aus dem Jahr 1910. Obwohl in der Kunstgewerbeschule auf naturalistische Darstellungen äußersten Wert gelegt wurde und durch Böckstiegel akademische Zeichnungen mit klassischen Schattierungen und Verwischungen entstanden, fand Böckstiegel schon früh zu seinem eigenen Stil.

Im Jahr 1912 besuchte Böckstiegel mit seinem Lehrer Godewols und einigen Mitschülern die Sonderbund-Ausstellung in Köln, wo ihn besonders Vincent van Gogh beeindruckte.

Zum Wintersemester 1913 wechselte er mit Hilfe eines privaten Stipendiums an die Akademie der Bildenden Künste nach Dresden, wo er vor allem auch den acht Jahre jüngeren Conrad Felixmüller und wenig später dessen Schwester Hanna Müller († 1988) kennenlernte. Seine Lehrer waren Oskar Zwintscher und später Otto Gussmann, bei dem er später Meisterschüler wurde. Gegen Widerstände im Lehrbetrieb, in dem er vor allem das „jugendliche Brennen der Brücke-Maler“ vermisste, behielt er seinen bereits entwickelten Stil bei und beeinflusste nach Einschätzung Felixmüllers durch seine befreiend wirkende farbige Kraft, seinen unmittelbaren Vortrag und seine Naturverbundenheit nicht nur das Schaffen seiner Mitschüler, sondern auch seines Lehrers Gussmann. Im Jahr 1914 entstand eines der beeindruckendsten Porträts dieser Zeit, das Conrad Felixmüller breitbeinig und Pfeife rauchend vor einer wild geblümten Tapete als selbstbewussten Künstler zeigt.

Zu Beginn des Jahres 1915 wurde Böckstiegel zum Kriegsdienst herangezogen. Am 1. Januar 1915 vollendete er das Bild Abschied, das ihn und seine Verlobte Hanna vor einem leuchtend gelb-orangen Hintergrund zeigt. Während Böckstiegel aufrecht stehend in beiden Händen und im Mund Pinsel hält, schmiegt sich Hanna an ihn, wobei ihr Gesicht in grünen und gelben Tönen gehalten ist. Im Krieg musste er als Landsturmmann dienen, behielt aber die Möglichkeit, nebenher künstlerisch zu arbeiten. In den Jahren 1916 bis 1919 wurde er in Russland, Rumänien und in der Ukraine eingesetzt.

Während des Krieges brachen seine Kontakte zur Dresdner Szene nicht ab. Er schloss sich 1917 mit Conrad Felixmüller, Bernhard Kretzschmar, Otto Lange und Constantin von Mitschke-Collande zur Gruppe 1917 zusammen, deren Werke nun gemeinsam mit denen der Brücke-Künstler gezeigt wurden.

Ein englisches Schiff brachte ihn und seine Kameraden im März 1919 von Nykolajew am Schwarzen Meer zurück nach Deutschland.

1919 gründete sich die Dresdner Sezession Gruppe 1919, zu deren Mitgliedern Conrad Felixmüller, Otto Dix, Otto Schubert, Gela Foster, Otto Lange, Lasar Segall, Constantin von Mitschke-Collande, Wilhelm Heckrott, Hugo Zehder und als auswärtiges Mitglied Oskar Kokoschka gehörten. Nach seiner Rückkehr aus dem Krieg im März schloss Böckstiegel sich der Gruppe an. Im Juli 1919 heiratete er seine Verlobte Hanna Müller. Ende des Jahres verließ er gemeinsam mit Felixmüller und Schubert die Gruppe 1919.

Im Jahr 1920 wurde seine Tochter Sonja († 2005) geboren. Im gleichen Jahr gewährte ihm die Dresdner Akademie der Bildenden Künste das Carlo Torniamentische Reise-Stipendium.

Im Jahr 1921 erhielt er anstelle des auch Rompreis genannten Großen Sächsischen Staatspreises, den er als Bürger Preußens nicht erhalten konnte, ein Ehrenzeugnis mit dem dazugehörigen Geldpreis.

1925 kam sein Sohn Vincent († 2007) zur Welt.

Im Jahr 1929 begann Böckstiegel mit der Fertigung erster plastischer Arbeiten. Noch im selben Jahr starb seine Mutter. Wenig später (1931) starb Böckstiegels Vater. Böckstiegel verlor mit ihnen die Menschen, von denen er selbst schrieb, dass sie ihm als erdverbundene Menschen, die unermüdlich ihr ganzes Leben lang, mit ausdauerndem Fleiß und größter Liebe ihr Ackerland in Arrode bebauten, in seiner Arbeit zum Sinnbild des Menschentums wurden.

Eine deutliche Zäsur erfuhr sein Schaffen in der Zeit des Dritten Reiches. Zwar wurde Böckstiegel nicht mit einem Ausstellungsverbot belegt, jedoch wurden seine Werke zur „entarteten Kunst“ erklärt, abgehängt, zurückgewiesen, beschlagnahmt oder gar zerstört. 1933 wurden sein Gemälde Bauernkind mit Äpfeln zunächst aus der Dresdner Gemäldegalerie und anschließend weitere Werke von anderen Museen aus den Sammlungen entfernt. 1937/1938 wurden über 100 seiner Werke beschlagnahmt und, soweit sie nicht gegen Devisen im Ausland verkauft werden konnten, auf dem Hof der Berliner Hauptfeuerwache verbrannt.

Bei der Bombardierung Dresdens am 13./14. Februar 1945 wurden sein Atelier am Antonsplatz 1 und über tausend seiner Werke, Plastiken, Gemälde, Zeichnungen, Druckstöcke und Radierplatten vernichtet. Böckstiegel selbst entging dem Bombardement nur knapp, nachdem er zuvor versucht hatte, Teile seines Werkes auszulagern. Er kehrte mit seiner Familie zurück in sein Elternhaus nach Werther, das den Krieg unbeschadet überstanden hatte. Dort ging er an den Ausbau des Hauses, um sich ein neues Atelier und eine dauerhafte Bleibe zu schaffen.

Im Jahr 1947 wurde Böckstiegel Erster Vorsitzender der „Westfälischen Sezession 1945“.

In den Jahren 1948 und 1949 porträtierte Böckstiegel meist unter der Überschrift „Stumme Anklage“ eine Reihe von durch Krieg, Not, Flucht und Vertreibung gezeichneten Flüchtlingen, die nach Westfalen gekommen und bei den Bauern seiner Nachbarschaft untergebracht worden waren.

1949 kehrte Böckstiegel nach Dresden zurück und beteiligte sich an der 2. Deutschen Kunstausstellung. Er erhielt ein Ehrenatelier in der Akademie in Dresden. Noch im gleichen Jahr besuchte er mit seinem Sohn Vincent die Ruine am Antonsplatz 1. Aus dem verschütteten Keller barg er beschädigte Plastiken und einen Teil der Fragmente.

In den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden begann 1950 eine umfassende Einzelausstellung, die über Böckstiegels Tod hinaus in vielen Städten zu sehen war.

Am 22. März 1951 verstarb Peter August Böckstiegel in seinem durch sein künstlerisches Schaffen durch und durch geprägten Elternhaus in Arrode. Er liegt auf dem Evangelischen Friedhof in Werther begraben.

Böckstiegels Platz in der Kunstgeschichte heute
Sein Frühwerk ab 1910 ist zunächst noch impressionistisch verhaftet. Aufgrund seines Schaffens in der Zeit von 1913 bis 1925 gehört er zu den wichtigsten Vertretern des späten Expressionismus. Zusammen mit August Macke, Heinrich Campendonk, Wilhelm Morgner, Hermann Stenner und Christian Rohlfs gehört er zu den herausragenden Vertretern des rheinisch-westfälischen Expressionismus.

Hervorzuheben sind die Vielfalt der von ihm meisterlich beherrschten künstlerischen Ausdrucksformen, ausgehend von der Malerei über die Grafik, insbesondere auch der Druckgrafik, die Plastik, dekorative Werke (wie Reliefs, Mosaike und künstlerisch gestaltete Glasfenster) bis hin zur künstlerischen Gestaltung seines Eltern- und Wohnhauses durch Farbgebung und Schnitzereien.

Seine Liebe zur Natur, seine lebenslange Verbundenheit zu seiner Familie, vor allem seinen Eltern, seiner Frau und seinen zwei Kindern, den Nachbarn und seinem Elternhaus und seiner westfälischen Heimat prägen sein Werk.

Böckstiegels Werke zeigen vor allem die bäuerliche Lebenswelt. Als sein Vorbild bezeichnete der Maler den Franzosen Jean-François Millet. Denn so echt und bäuerlich groß wollte er auch malen. Böckstiegels Œuvre zeigt enge Bezüge zu van Gogh, nicht nur sein Selbstbildnis von 1914, sondern auch diverse Gemälde mit Sonnenblumen sind Indizien für seine intensive Auseinandersetzung mit Werken von Vincent van Gogh.
(Quelle: Wikipedia.de)

 

AUSSTELLUNGEN

Seine Bilder und Arbeiten wurden in einer Vielzahl von Ausstellungen in Europa und den USA gezeigt, u.a.:

1916: Zweite Ausstellung „Dresdner Künstler“
1917: Herbstausstellung Dresden
1918: 46. Ausstellung „Der expressionistische Holzschnitt“
1919: Galerie Emil Richter „Dresdner Sezession Gruppe 1919“
1919: Kunstausstellung Berlin 1919
1920: Sommerausstellung – Freie Secession
1920: Galerie Alice Frank – Kunstausstellung Berlin
1921: Galerie Alfred Flechtheim – Große Berliner Kunstausstellung
1921: Künstlervereinigung Dresden, Sommer Ausstellung
1923: Sommer Ausstellung Künstlervereinigung Dresden
1924: Sommer Ausstellung Künstlervereinigung Dresden
1925: Sommer Ausstellung Künstlervereinigung Dresden
1926: Sächsischer Kunstverein; Große Aquarell-Ausstellung, Brühlsche Terrasse
1927: Graphische Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes, Städtisches Kunstausstellungsgebäude Dresden
1928: Deutsche Kunst der Gegenwart, Norishalle Nürnberg
1928 Deutscher Künstlerbund, Kunstverein Hannover
1929: III. Große Westfälische Kunstausstellung – Münster
1929: Paris, Exposition Des Peintres Graveurs Allemands Contemporains
1929: Ausstellung Dresdner Handzeichnungen und Aquarelle der Gegenwart – Nürnberg
1931: Ausstellung Essen – Deutscher Künstlerbund
1933: Ausstellung Magdeburg – Deutscher Künstlerbund
1941: Große Westfälische Kunstausstellung, Städtisches Kulturamt Dortmund
1943: Ausstellung Deutsche Holzschnitte der Gegenwart, Kunstverein Flensburg August-September 1943
1943: Kunstausstellung Gau Sachsen, Brühlsche Terrassen
1947: Karl-Ernst-Osthaus-Museum Hagen, „2. Ausstellung Westfälische Sezession 1945“
1949: Dresden, Stadthalle am Nordplatz, „2. Deutsche Kunstausstellung“
1950: Staatliche Kunstsammlungen Dresden
1951: Kunstverein Bielefeld
1956: LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster
1969: LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster / Westfälischer Kunstverein Münster
1970: Kunsthalle Bielefeld
1975: Karl-Ernst-Osthaus-Museum Hagen, „Rohlfs Böckstiegel Morgner“
1975: Kunstmuseum Düsseldorf
1978/1979: Museumsgesellschaft Ettlingen
1979: Berlin, „Gedächtnisausstellung Peter August Böckstiegel“
1988: „German Expressionism. 1915–1925. The Second Generation“, Fort Worth, Texas, Modern Art Museum of Fort Worth
1989: LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster
1990: Jüdisches Museum Frankfurt, Expressionismus und Exil. Die Sammlung Ludwig und Rosy Fischer
1999: Hamburger Kunsthalle, Die Sammlung Bunte
2001: Kreishaus Gütersloh, „Peter August Böckstiegel. Das Werk sehen. Den Künstler entdecken“
2003: Gesicht - Maske - Farbe, Frauenbilder des frühen 20. Jahrhunderts, Westfälisches Landesmuseum Münster
2006: Städtische Galerie Dresden, „Arbeitswelten – Conrad Felixmüller, Peter August Böckstiegel“
2007: Kunsthalle Bielefeld, „Arbeitswelten – Conrad Felixmüller, Peter August Böckstiegel“ (rund 45.000 Besucher)
2009: Wilhelm-Morgner-Haus Soest, „Menschenbilder“
2010: Kunsthalle Bielefeld, „Westfälischer Expressionismus“
2012: Haus Opherdicke, „Mit der Erde verbunden“
2015: Stadtmuseum Gütersloh, „Peter August Böckstiegels ‚Familienbild‘. Vom Suchen, Finden und vom Restaurieren“

Einige wichtige Werke Böckstiegels befinden sich in großen Sammlungen und Museen: Stedelijk Museum Amsterdam, Düsseldorf, Dresden, Berlin, Hamburg, Stuttgart, LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster, Kunsthalle Bielefeld und Los Angeles County Museum of Art.

 

Stichwörter: Kunst, Maler, Künstler, Gemälde, Ölgemälde, Bild, Bilder, Galerie, Kunsthandel, Malerei, Museum, kaufen, 20. Jahrhundert, Gemäldegalerie, Bad Iburg, Osnabrück, Münster, Bielefeld, Werther, Arrode, Kunsthalle, Expressionismus, Expressionist, Klassische Moderne, Westfalen, Henneken, Kunsthandlung, Dresden, Godewols, P.A. Böckstiegel, Freundeskreis, Dresdner, Bielefelder, www.böckstiegel.de, Kauf, Verkauf, verkaufen.

 


Peter August Böckstiegel (1889-1951)


Verkauft

 

 

TITEL  „Westfälisches Bauerngehöft“ (Westfälischer Bauernhof VI)

TECHNIK  Holzschnitt / Bütten

SIGNATUR  "P.A. Böckstiegel" unten rechts

ENTSTEHUNGSJAHR  1937

GRÖSSE (H x B)  49,5 x 64 cm (Blattgröße 55,5 x 68,3 cm)

AUFLAGE  Mindestens 6 Abzüge

RAHMEN  Neuer Rahmen aus Eichenholz mit säurefreiem Passepartout

ZUSTAND  Gute Erhaltung. Leicht gebräunt und leicht fleckig

PROVENIENZ  Privatbesitz Osnabrück; Privatbesitz Werther

 

KUNSTWERK

Werkverzeichnis: Matuszak 196, II (von II). Unter dem Holzschnitt signiert und bezeichnet: "Org. Holzschnitt Handdruck  P.A. Böckstiegel".

Der Holzschnitt zeigt Heinings-Hof in der Nachbarschaft von Böckstiegels Elternhaus in Arrode. Im Böckstiegel-Museum befindet sich eine seitengleiche Tuschpinsel-Vorzeichnung in Schwarz über blauem Farbstift auf graubraun grundiertem Papier. 

"Peter-August Böckstiegel gilt in erster Linie als Maler. Doch in jeder Phase seines Schaffens begleiten die druckgraphischen Arbeiten nicht lediglich seine malerischen Werke, sondern sie stehen vielmehr gleichwertig neben diesen.“ (aus: P.A. Böckstiegel, Das druckgraphische Werk, Thomas Matuszak).

 

KÜNSTLER

Peter August Böckstiegel (* 7. April 1889 in Arrode (heute Werther (Westfalen)); † 22. März 1951 ebenda) war ein deutscher Maler und Vertreter des Westfälischen Expressionismus.

Peter August Böckstiegel wuchs als fünftes von sechs Kindern in Arrode, das heute zu Werther (Westfalen) gehört, in einer Kleinbauern- und Leineweberfamilie in einfachsten Verhältnissen auf. Bereits in der Volksschule in Werther wurde seine künstlerische Begabung deutlich. 1903 begann er eine Maler- und Glaserlehre im benachbarten Bielefeld.

Nach dem erfolgreichen Abschluss der Gesellenprüfung als Maler im Jahr 1907 besuchte Böckstiegel die neu gegründete Handwerker- und Kunstgewerbeschule Bielefeld, wo er den Bildhauer Erich Lossie, sowie die Maler Victor Tuxhorn, Ernst Sagewka und Heinz Lewerenz kennenlernte. Ludwig Godewols, Lehrer für Zeichnen nach der Natur an der Fachschule der Malerinnung in Bielefeld, erkannte Böckstiegels ungewöhnliches künstlerisches Talent und förderte ihn.

Im Jahr 1909 besuchte er mit Godewols und Mitschülern das Folkwang-Museum in Hagen, wo Werke von Paul Gauguin, Paul Cézanne, Édouard Manet, Auguste Renoir, Auguste Rodin und Anselm Feuerbach ausgestellt wurden. Böckstiegel wird im gleichen Jahr Mitglied der Bielefelder Künstlergruppe "Rote Erde".

Erste datierte Bilder Böckstiegels stammen aus dem Jahr 1910. Obwohl in der Kunstgewerbeschule auf naturalistische Darstellungen äußersten Wert gelegt wurde und durch Böckstiegel akademische Zeichnungen mit klassischen Schattierungen und Verwischungen entstanden, fand Böckstiegel schon früh zu seinem eigenen Stil.

Im Jahr 1912 besuchte Böckstiegel mit seinem Lehrer Godewols und einigen Mitschülern die Sonderbund-Ausstellung in Köln, wo ihn besonders Vincent van Gogh beeindruckte.

Zum Wintersemester 1913 wechselte er mit Hilfe eines privaten Stipendiums an die Akademie der Bildenden Künste nach Dresden, wo er vor allem auch den acht Jahre jüngeren Conrad Felixmüller und wenig später dessen Schwester Hanna Müller († 1988) kennenlernte. Seine Lehrer waren Oskar Zwintscher und später Otto Gussmann, bei dem er später Meisterschüler wurde. Gegen Widerstände im Lehrbetrieb, in dem er vor allem das „jugendliche Brennen der Brücke-Maler“ vermisste, behielt er seinen bereits entwickelten Stil bei und beeinflusste nach Einschätzung Felixmüllers durch seine befreiend wirkende farbige Kraft, seinen unmittelbaren Vortrag und seine Naturverbundenheit nicht nur das Schaffen seiner Mitschüler, sondern auch seines Lehrers Gussmann. Im Jahr 1914 entstand eines der beeindruckendsten Porträts dieser Zeit, das Conrad Felixmüller breitbeinig und Pfeife rauchend vor einer wild geblümten Tapete als selbstbewussten Künstler zeigt.

Zu Beginn des Jahres 1915 wurde Böckstiegel zum Kriegsdienst herangezogen. Am 1. Januar 1915 vollendete er das Bild Abschied, das ihn und seine Verlobte Hanna vor einem leuchtend gelb-orangen Hintergrund zeigt. Während Böckstiegel aufrecht stehend in beiden Händen und im Mund Pinsel hält, schmiegt sich Hanna an ihn, wobei ihr Gesicht in grünen und gelben Tönen gehalten ist. Im Krieg musste er als Landsturmmann dienen, behielt aber die Möglichkeit, nebenher künstlerisch zu arbeiten. In den Jahren 1916 bis 1919 wurde er in Russland, Rumänien und in der Ukraine eingesetzt.

Während des Krieges brachen seine Kontakte zur Dresdner Szene nicht ab. Er schloss sich 1917 mit Conrad Felixmüller, Bernhard Kretzschmar, Otto Lange und Constantin von Mitschke-Collande zur Gruppe 1917 zusammen, deren Werke nun gemeinsam mit denen der Brücke-Künstler gezeigt wurden.

Ein englisches Schiff brachte ihn und seine Kameraden im März 1919 von Nykolajew am Schwarzen Meer zurück nach Deutschland.

1919 gründete sich die Dresdner Sezession Gruppe 1919, zu deren Mitgliedern Conrad Felixmüller, Otto Dix, Otto Schubert, Gela Foster, Otto Lange, Lasar Segall, Constantin von Mitschke-Collande, Wilhelm Heckrott, Hugo Zehder und als auswärtiges Mitglied Oskar Kokoschka gehörten. Nach seiner Rückkehr aus dem Krieg im März schloss Böckstiegel sich der Gruppe an. Im Juli 1919 heiratete er seine Verlobte Hanna Müller. Ende des Jahres verließ er gemeinsam mit Felixmüller und Schubert die Gruppe 1919.

Im Jahr 1920 wurde seine Tochter Sonja († 2005) geboren. Im gleichen Jahr gewährte ihm die Dresdner Akademie der Bildenden Künste das Carlo Torniamentische Reise-Stipendium.

Im Jahr 1921 erhielt er anstelle des auch Rompreis genannten Großen Sächsischen Staatspreises, den er als Bürger Preußens nicht erhalten konnte, ein Ehrenzeugnis mit dem dazugehörigen Geldpreis.

1925 kam sein Sohn Vincent († 2007) zur Welt.

Im Jahr 1929 begann Böckstiegel mit der Fertigung erster plastischer Arbeiten. Noch im selben Jahr starb seine Mutter. Wenig später (1931) starb Böckstiegels Vater. Böckstiegel verlor mit ihnen die Menschen, von denen er selbst schrieb, dass sie ihm als erdverbundene Menschen, die unermüdlich ihr ganzes Leben lang, mit ausdauerndem Fleiß und größter Liebe ihr Ackerland in Arrode bebauten, in seiner Arbeit zum Sinnbild des Menschentums wurden.

Eine deutliche Zäsur erfuhr sein Schaffen in der Zeit des Dritten Reiches. Zwar wurde Böckstiegel nicht mit einem Ausstellungsverbot belegt, jedoch wurden seine Werke zur „entarteten Kunst“ erklärt, abgehängt, zurückgewiesen, beschlagnahmt oder gar zerstört. 1933 wurden sein Gemälde Bauernkind mit Äpfeln zunächst aus der Dresdner Gemäldegalerie und anschließend weitere Werke von anderen Museen aus den Sammlungen entfernt. 1937/1938 wurden über 100 seiner Werke beschlagnahmt und, soweit sie nicht gegen Devisen im Ausland verkauft werden konnten, auf dem Hof der Berliner Hauptfeuerwache verbrannt.

Bei der Bombardierung Dresdens am 13./14. Februar 1945 wurden sein Atelier am Antonsplatz 1 und über tausend seiner Werke, Plastiken, Gemälde, Zeichnungen, Druckstöcke und Radierplatten vernichtet. Böckstiegel selbst entging dem Bombardement nur knapp, nachdem er zuvor versucht hatte, Teile seines Werkes auszulagern. Er kehrte mit seiner Familie zurück in sein Elternhaus nach Werther, das den Krieg unbeschadet überstanden hatte. Dort ging er an den Ausbau des Hauses, um sich ein neues Atelier und eine dauerhafte Bleibe zu schaffen.

Im Jahr 1947 wurde Böckstiegel Erster Vorsitzender der „Westfälischen Sezession 1945“.

In den Jahren 1948 und 1949 porträtierte Böckstiegel meist unter der Überschrift „Stumme Anklage“ eine Reihe von durch Krieg, Not, Flucht und Vertreibung gezeichneten Flüchtlingen, die nach Westfalen gekommen und bei den Bauern seiner Nachbarschaft untergebracht worden waren.

1949 kehrte Böckstiegel nach Dresden zurück und beteiligte sich an der 2. Deutschen Kunstausstellung. Er erhielt ein Ehrenatelier in der Akademie in Dresden. Noch im gleichen Jahr besuchte er mit seinem Sohn Vincent die Ruine am Antonsplatz 1. Aus dem verschütteten Keller barg er beschädigte Plastiken und einen Teil der Fragmente.

In den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden begann 1950 eine umfassende Einzelausstellung, die über Böckstiegels Tod hinaus in vielen Städten zu sehen war.

Am 22. März 1951 verstarb Peter August Böckstiegel in seinem durch sein künstlerisches Schaffen durch und durch geprägten Elternhaus in Arrode. Er liegt auf dem Evangelischen Friedhof in Werther begraben.

Böckstiegels Platz in der Kunstgeschichte heute
Sein Frühwerk ab 1910 ist zunächst noch impressionistisch verhaftet. Aufgrund seines Schaffens in der Zeit von 1913 bis 1925 gehört er zu den wichtigsten Vertretern des späten Expressionismus. Zusammen mit August Macke, Heinrich Campendonk, Wilhelm Morgner, Hermann Stenner und Christian Rohlfs gehört er zu den herausragenden Vertretern des rheinisch-westfälischen Expressionismus.

Hervorzuheben sind die Vielfalt der von ihm meisterlich beherrschten künstlerischen Ausdrucksformen, ausgehend von der Malerei über die Grafik, insbesondere auch der Druckgrafik, die Plastik, dekorative Werke (wie Reliefs, Mosaike und künstlerisch gestaltete Glasfenster) bis hin zur künstlerischen Gestaltung seines Eltern- und Wohnhauses durch Farbgebung und Schnitzereien.

Seine Liebe zur Natur, seine lebenslange Verbundenheit zu seiner Familie, vor allem seinen Eltern, seiner Frau und seinen zwei Kindern, den Nachbarn und seinem Elternhaus und seiner westfälischen Heimat prägen sein Werk.

Böckstiegels Werke zeigen vor allem die bäuerliche Lebenswelt. Als sein Vorbild bezeichnete der Maler den Franzosen Jean-François Millet. Denn so echt und bäuerlich groß wollte er auch malen. Böckstiegels Œuvre zeigt enge Bezüge zu van Gogh, nicht nur sein Selbstbildnis von 1914, sondern auch diverse Gemälde mit Sonnenblumen sind Indizien für seine intensive Auseinandersetzung mit Werken von Vincent van Gogh.
(Quelle: Wikipedia.de)

 

AUSSTELLUNGEN

Seine Bilder und Arbeiten wurden in einer Vielzahl von Ausstellungen in Europa und den USA gezeigt, u.a.:

1916: Zweite Ausstellung „Dresdner Künstler“
1917: Herbstausstellung Dresden
1918: 46. Ausstellung „Der expressionistische Holzschnitt“
1919: Galerie Emil Richter „Dresdner Sezession Gruppe 1919“
1919: Kunstausstellung Berlin 1919
1920: Sommerausstellung – Freie Secession
1920: Galerie Alice Frank – Kunstausstellung Berlin
1921: Galerie Alfred Flechtheim – Große Berliner Kunstausstellung
1921: Künstlervereinigung Dresden, Sommer Ausstellung
1923: Sommer Ausstellung Künstlervereinigung Dresden
1924: Sommer Ausstellung Künstlervereinigung Dresden
1925: Sommer Ausstellung Künstlervereinigung Dresden
1926: Sächsischer Kunstverein; Große Aquarell-Ausstellung, Brühlsche Terrasse
1927: Graphische Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes, Städtisches Kunstausstellungsgebäude Dresden
1928: Deutsche Kunst der Gegenwart, Norishalle Nürnberg
1928 Deutscher Künstlerbund, Kunstverein Hannover
1929: III. Große Westfälische Kunstausstellung – Münster
1929: Paris, Exposition Des Peintres Graveurs Allemands Contemporains
1929: Ausstellung Dresdner Handzeichnungen und Aquarelle der Gegenwart – Nürnberg
1931: Ausstellung Essen – Deutscher Künstlerbund
1933: Ausstellung Magdeburg – Deutscher Künstlerbund
1941: Große Westfälische Kunstausstellung, Städtisches Kulturamt Dortmund
1943: Ausstellung Deutsche Holzschnitte der Gegenwart, Kunstverein Flensburg August-September 1943
1943: Kunstausstellung Gau Sachsen, Brühlsche Terrassen
1947: Karl-Ernst-Osthaus-Museum Hagen, „2. Ausstellung Westfälische Sezession 1945“
1949: Dresden, Stadthalle am Nordplatz, „2. Deutsche Kunstausstellung“
1950: Staatliche Kunstsammlungen Dresden
1951: Kunstverein Bielefeld
1956: LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster
1969: LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster / Westfälischer Kunstverein Münster
1970: Kunsthalle Bielefeld
1975: Karl-Ernst-Osthaus-Museum Hagen, „Rohlfs Böckstiegel Morgner“
1975: Kunstmuseum Düsseldorf
1978/1979: Museumsgesellschaft Ettlingen
1979: Berlin, „Gedächtnisausstellung Peter August Böckstiegel“
1988: „German Expressionism. 1915–1925. The Second Generation“, Fort Worth, Texas, Modern Art Museum of Fort Worth
1989: LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster
1990: Jüdisches Museum Frankfurt, Expressionismus und Exil. Die Sammlung Ludwig und Rosy Fischer
1999: Hamburger Kunsthalle, Die Sammlung Bunte
2001: Kreishaus Gütersloh, „Peter August Böckstiegel. Das Werk sehen. Den Künstler entdecken“
2003: Gesicht - Maske - Farbe, Frauenbilder des frühen 20. Jahrhunderts, Westfälisches Landesmuseum Münster
2006: Städtische Galerie Dresden, „Arbeitswelten – Conrad Felixmüller, Peter August Böckstiegel“
2007: Kunsthalle Bielefeld, „Arbeitswelten – Conrad Felixmüller, Peter August Böckstiegel“ (rund 45.000 Besucher)
2009: Wilhelm-Morgner-Haus Soest, „Menschenbilder“
2010: Kunsthalle Bielefeld, „Westfälischer Expressionismus“
2012: Haus Opherdicke, „Mit der Erde verbunden“
2015: Stadtmuseum Gütersloh, „Peter August Böckstiegels ‚Familienbild‘. Vom Suchen, Finden und vom Restaurieren“

Einige wichtige Werke Böckstiegels befinden sich in großen Sammlungen und Museen: Stedelijk Museum Amsterdam, Düsseldorf, Dresden, Berlin, Hamburg, Stuttgart, LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster, Kunsthalle Bielefeld und Los Angeles County Museum of Art.

 

Stichwörter: Kunst, Maler, Künstler, Gemälde, Ölgemälde, Bild, Bilder, Galerie, Kunsthandel, Malerei, Museum, kaufen, 20. Jahrhundert, Gemäldegalerie, Bad Iburg, Osnabrück, Münster, Bielefeld, Werther, Arrode, Kunsthalle, Expressionismus, Expressionist, Klassische Moderne, Westfalen, Henneken, Kunsthandlung, Dresden, Godewols, P.A. Böckstiegel, Freundeskreis, Dresdner, Bielefelder, Art & Antik Messe Münster 2018.

 


Peter August Böckstiegel (1889-1951)


Verkauft

 

 

TITEL  „Bauerngehöft in Westfalen“ (Westfälischer Bauernhof III)

TECHNIK  Holzschnitt / Weiches Velinpapier

SIGNATUR  "P.A. Böckstiegel" unten rechts

ENTSTEHUNGSJAHR  1936/37

GRÖSSE (H x B)  49 x 64 cm (Blattgröße 54 x 67 cm)

AUFLAGE  Eines von nur etwa 4 Exemplaren

RAHMEN  Neuer Wechselrahmen aus Eichenholz mit säurefreiem Passepartout

ZUSTAND  Gute Erhaltung. Leicht gebräunt und schwach lichtrandig, Blattkanten mit vereinzelten kleinen Einrisschen.

PROVENIENZ  Privatbesitz; Privatsammlung Norddeutschland

 

KUNSTWERK

Werkverzeichnis: Matuszak 139. Unter dem Holzschnitt signiert, datiert und bezeichnet: "Org. Holzschnitt Handdruck  Bauerngehöft in Westfalen  P.A. Böckstiegel". 

"Peter-August Böckstiegel gilt in erster Linie als Maler. Doch in jeder Phase seines Schaffens begleiten die druckgraphischen Arbeiten nicht lediglich seine malerischen Werke, sondern sie stehen vielmehr gleichwertig neben diesen.“ (aus: P.A. Böckstiegel, Das druckgraphische Werk, Thomas Matuszak).

 

KÜNSTLER

Peter August Böckstiegel (* 7. April 1889 in Arrode (heute Werther (Westfalen)); † 22. März 1951 ebenda) war ein deutscher Maler und Vertreter des Westfälischen Expressionismus.

Peter August Böckstiegel wuchs als fünftes von sechs Kindern in Arrode, das heute zu Werther (Westfalen) gehört, in einer Kleinbauern- und Leineweberfamilie in einfachsten Verhältnissen auf. Bereits in der Volksschule in Werther wurde seine künstlerische Begabung deutlich. 1903 begann er eine Maler- und Glaserlehre im benachbarten Bielefeld.

Nach dem erfolgreichen Abschluss der Gesellenprüfung als Maler im Jahr 1907 besuchte Böckstiegel die neu gegründete Handwerker- und Kunstgewerbeschule Bielefeld, wo er den Bildhauer Erich Lossie, sowie die Maler Victor Tuxhorn, Ernst Sagewka und Heinz Lewerenz kennenlernte. Ludwig Godewols, Lehrer für Zeichnen nach der Natur an der Fachschule der Malerinnung in Bielefeld, erkannte Böckstiegels ungewöhnliches künstlerisches Talent und förderte ihn.

Im Jahr 1909 besuchte er mit Godewols und Mitschülern das Folkwang-Museum in Hagen, wo Werke von Paul Gauguin, Paul Cézanne, Édouard Manet, Auguste Renoir, Auguste Rodin und Anselm Feuerbach ausgestellt wurden. Böckstiegel wird im gleichen Jahr Mitglied der Bielefelder Künstlergruppe "Rote Erde".

Erste datierte Bilder Böckstiegels stammen aus dem Jahr 1910. Obwohl in der Kunstgewerbeschule auf naturalistische Darstellungen äußersten Wert gelegt wurde und durch Böckstiegel akademische Zeichnungen mit klassischen Schattierungen und Verwischungen entstanden, fand Böckstiegel schon früh zu seinem eigenen Stil.

Im Jahr 1912 besuchte Böckstiegel mit seinem Lehrer Godewols und einigen Mitschülern die Sonderbund-Ausstellung in Köln, wo ihn besonders Vincent van Gogh beeindruckte.

Zum Wintersemester 1913 wechselte er mit Hilfe eines privaten Stipendiums an die Akademie der Bildenden Künste nach Dresden, wo er vor allem auch den acht Jahre jüngeren Conrad Felixmüller und wenig später dessen Schwester Hanna Müller († 1988) kennenlernte. Seine Lehrer waren Oskar Zwintscher und später Otto Gussmann, bei dem er später Meisterschüler wurde. Gegen Widerstände im Lehrbetrieb, in dem er vor allem das „jugendliche Brennen der Brücke-Maler“ vermisste, behielt er seinen bereits entwickelten Stil bei und beeinflusste nach Einschätzung Felixmüllers durch seine befreiend wirkende farbige Kraft, seinen unmittelbaren Vortrag und seine Naturverbundenheit nicht nur das Schaffen seiner Mitschüler, sondern auch seines Lehrers Gussmann. Im Jahr 1914 entstand eines der beeindruckendsten Porträts dieser Zeit, das Conrad Felixmüller breitbeinig und Pfeife rauchend vor einer wild geblümten Tapete als selbstbewussten Künstler zeigt.

Zu Beginn des Jahres 1915 wurde Böckstiegel zum Kriegsdienst herangezogen. Am 1. Januar 1915 vollendete er das Bild Abschied, das ihn und seine Verlobte Hanna vor einem leuchtend gelb-orangen Hintergrund zeigt. Während Böckstiegel aufrecht stehend in beiden Händen und im Mund Pinsel hält, schmiegt sich Hanna an ihn, wobei ihr Gesicht in grünen und gelben Tönen gehalten ist. Im Krieg musste er als Landsturmmann dienen, behielt aber die Möglichkeit, nebenher künstlerisch zu arbeiten. In den Jahren 1916 bis 1919 wurde er in Russland, Rumänien und in der Ukraine eingesetzt.

Während des Krieges brachen seine Kontakte zur Dresdner Szene nicht ab. Er schloss sich 1917 mit Conrad Felixmüller, Bernhard Kretzschmar, Otto Lange und Constantin von Mitschke-Collande zur Gruppe 1917 zusammen, deren Werke nun gemeinsam mit denen der Brücke-Künstler gezeigt wurden.

Ein englisches Schiff brachte ihn und seine Kameraden im März 1919 von Nykolajew am Schwarzen Meer zurück nach Deutschland.

1919 gründete sich die Dresdner Sezession Gruppe 1919, zu deren Mitgliedern Conrad Felixmüller, Otto Dix, Otto Schubert, Gela Foster, Otto Lange, Lasar Segall, Constantin von Mitschke-Collande, Wilhelm Heckrott, Hugo Zehder und als auswärtiges Mitglied Oskar Kokoschka gehörten. Nach seiner Rückkehr aus dem Krieg im März schloss Böckstiegel sich der Gruppe an. Im Juli 1919 heiratete er seine Verlobte Hanna Müller. Ende des Jahres verließ er gemeinsam mit Felixmüller und Schubert die Gruppe 1919.

Im Jahr 1920 wurde seine Tochter Sonja († 2005) geboren. Im gleichen Jahr gewährte ihm die Dresdner Akademie der Bildenden Künste das Carlo Torniamentische Reise-Stipendium.

Im Jahr 1921 erhielt er anstelle des auch Rompreis genannten Großen Sächsischen Staatspreises, den er als Bürger Preußens nicht erhalten konnte, ein Ehrenzeugnis mit dem dazugehörigen Geldpreis.

1925 kam sein Sohn Vincent († 2007) zur Welt.

Im Jahr 1929 begann Böckstiegel mit der Fertigung erster plastischer Arbeiten. Noch im selben Jahr starb seine Mutter. Wenig später (1931) starb Böckstiegels Vater. Böckstiegel verlor mit ihnen die Menschen, von denen er selbst schrieb, dass sie ihm als erdverbundene Menschen, die unermüdlich ihr ganzes Leben lang, mit ausdauerndem Fleiß und größter Liebe ihr Ackerland in Arrode bebauten, in seiner Arbeit zum Sinnbild des Menschentums wurden.

Eine deutliche Zäsur erfuhr sein Schaffen in der Zeit des Dritten Reiches. Zwar wurde Böckstiegel nicht mit einem Ausstellungsverbot belegt, jedoch wurden seine Werke zur „entarteten Kunst“ erklärt, abgehängt, zurückgewiesen, beschlagnahmt oder gar zerstört. 1933 wurden sein Gemälde Bauernkind mit Äpfeln zunächst aus der Dresdner Gemäldegalerie und anschließend weitere Werke von anderen Museen aus den Sammlungen entfernt. 1937/1938 wurden über 100 seiner Werke beschlagnahmt und, soweit sie nicht gegen Devisen im Ausland verkauft werden konnten, auf dem Hof der Berliner Hauptfeuerwache verbrannt.

Bei der Bombardierung Dresdens am 13./14. Februar 1945 wurden sein Atelier am Antonsplatz 1 und über tausend seiner Werke, Plastiken, Gemälde, Zeichnungen, Druckstöcke und Radierplatten vernichtet. Böckstiegel selbst entging dem Bombardement nur knapp, nachdem er zuvor versucht hatte, Teile seines Werkes auszulagern. Er kehrte mit seiner Familie zurück in sein Elternhaus nach Werther, das den Krieg unbeschadet überstanden hatte. Dort ging er an den Ausbau des Hauses, um sich ein neues Atelier und eine dauerhafte Bleibe zu schaffen.

Im Jahr 1947 wurde Böckstiegel Erster Vorsitzender der „Westfälischen Sezession 1945“.

In den Jahren 1948 und 1949 porträtierte Böckstiegel meist unter der Überschrift „Stumme Anklage“ eine Reihe von durch Krieg, Not, Flucht und Vertreibung gezeichneten Flüchtlingen, die nach Westfalen gekommen und bei den Bauern seiner Nachbarschaft untergebracht worden waren.

1949 kehrte Böckstiegel nach Dresden zurück und beteiligte sich an der 2. Deutschen Kunstausstellung. Er erhielt ein Ehrenatelier in der Akademie in Dresden. Noch im gleichen Jahr besuchte er mit seinem Sohn Vincent die Ruine am Antonsplatz 1. Aus dem verschütteten Keller barg er beschädigte Plastiken und einen Teil der Fragmente.

In den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden begann 1950 eine umfassende Einzelausstellung, die über Böckstiegels Tod hinaus in vielen Städten zu sehen war.

Am 22. März 1951 verstarb Peter August Böckstiegel in seinem durch sein künstlerisches Schaffen durch und durch geprägten Elternhaus in Arrode. Er liegt auf dem Evangelischen Friedhof in Werther begraben.

Böckstiegels Platz in der Kunstgeschichte heute
Sein Frühwerk ab 1910 ist zunächst noch impressionistisch verhaftet. Aufgrund seines Schaffens in der Zeit von 1913 bis 1925 gehört er zu den wichtigsten Vertretern des späten Expressionismus. Zusammen mit August Macke, Heinrich Campendonk, Wilhelm Morgner, Hermann Stenner und Christian Rohlfs gehört er zu den herausragenden Vertretern des rheinisch-westfälischen Expressionismus.

Hervorzuheben sind die Vielfalt der von ihm meisterlich beherrschten künstlerischen Ausdrucksformen, ausgehend von der Malerei über die Grafik, insbesondere auch der Druckgrafik, die Plastik, dekorative Werke (wie Reliefs, Mosaike und künstlerisch gestaltete Glasfenster) bis hin zur künstlerischen Gestaltung seines Eltern- und Wohnhauses durch Farbgebung und Schnitzereien.

Seine Liebe zur Natur, seine lebenslange Verbundenheit zu seiner Familie, vor allem seinen Eltern, seiner Frau und seinen zwei Kindern, den Nachbarn und seinem Elternhaus und seiner westfälischen Heimat prägen sein Werk.

Böckstiegels Werke zeigen vor allem die bäuerliche Lebenswelt. Als sein Vorbild bezeichnete der Maler den Franzosen Jean-François Millet. Denn so echt und bäuerlich groß wollte er auch malen. Böckstiegels Œuvre zeigt enge Bezüge zu van Gogh, nicht nur sein Selbstbildnis von 1914, sondern auch diverse Gemälde mit Sonnenblumen sind Indizien für seine intensive Auseinandersetzung mit Werken von Vincent van Gogh.
(Quelle: Wikipedia.de)

 

AUSSTELLUNGEN

Seine Bilder und Arbeiten wurden in einer Vielzahl von Ausstellungen in Europa und den USA gezeigt, u.a.:

1916: Zweite Ausstellung „Dresdner Künstler“
1917: Herbstausstellung Dresden
1918: 46. Ausstellung „Der expressionistische Holzschnitt“
1919: Galerie Emil Richter „Dresdner Sezession Gruppe 1919“
1919: Kunstausstellung Berlin 1919
1920: Sommerausstellung – Freie Secession
1920: Galerie Alice Frank – Kunstausstellung Berlin
1921: Galerie Alfred Flechtheim – Große Berliner Kunstausstellung
1921: Künstlervereinigung Dresden, Sommer Ausstellung
1923: Sommer Ausstellung Künstlervereinigung Dresden
1924: Sommer Ausstellung Künstlervereinigung Dresden
1925: Sommer Ausstellung Künstlervereinigung Dresden
1926: Sächsischer Kunstverein; Große Aquarell-Ausstellung, Brühlsche Terrasse
1927: Graphische Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes, Städtisches Kunstausstellungsgebäude Dresden
1928: Deutsche Kunst der Gegenwart, Norishalle Nürnberg
1928 Deutscher Künstlerbund, Kunstverein Hannover
1929: III. Große Westfälische Kunstausstellung – Münster
1929: Paris, Exposition Des Peintres Graveurs Allemands Contemporains
1929: Ausstellung Dresdner Handzeichnungen und Aquarelle der Gegenwart – Nürnberg
1931: Ausstellung Essen – Deutscher Künstlerbund
1933: Ausstellung Magdeburg – Deutscher Künstlerbund
1941: Große Westfälische Kunstausstellung, Städtisches Kulturamt Dortmund
1943: Ausstellung Deutsche Holzschnitte der Gegenwart, Kunstverein Flensburg August-September 1943
1943: Kunstausstellung Gau Sachsen, Brühlsche Terrassen
1947: Karl-Ernst-Osthaus-Museum Hagen, „2. Ausstellung Westfälische Sezession 1945“
1949: Dresden, Stadthalle am Nordplatz, „2. Deutsche Kunstausstellung“
1950: Staatliche Kunstsammlungen Dresden
1951: Kunstverein Bielefeld
1956: LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster
1969: LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster / Westfälischer Kunstverein Münster
1970: Kunsthalle Bielefeld
1975: Karl-Ernst-Osthaus-Museum Hagen, „Rohlfs Böckstiegel Morgner“
1975: Kunstmuseum Düsseldorf
1978/1979: Museumsgesellschaft Ettlingen
1979: Berlin, „Gedächtnisausstellung Peter August Böckstiegel“
1988: „German Expressionism. 1915–1925. The Second Generation“, Fort Worth, Texas, Modern Art Museum of Fort Worth
1989: LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster
1990: Jüdisches Museum Frankfurt, Expressionismus und Exil. Die Sammlung Ludwig und Rosy Fischer
1999: Hamburger Kunsthalle, Die Sammlung Bunte
2001: Kreishaus Gütersloh, „Peter August Böckstiegel. Das Werk sehen. Den Künstler entdecken“
2003: Gesicht - Maske - Farbe, Frauenbilder des frühen 20. Jahrhunderts, Westfälisches Landesmuseum Münster
2006: Städtische Galerie Dresden, „Arbeitswelten – Conrad Felixmüller, Peter August Böckstiegel“
2007: Kunsthalle Bielefeld, „Arbeitswelten – Conrad Felixmüller, Peter August Böckstiegel“ (rund 45.000 Besucher)
2009: Wilhelm-Morgner-Haus Soest, „Menschenbilder“
2010: Kunsthalle Bielefeld, „Westfälischer Expressionismus“
2012: Haus Opherdicke, „Mit der Erde verbunden“
2015: Stadtmuseum Gütersloh, „Peter August Böckstiegels ‚Familienbild‘. Vom Suchen, Finden und vom Restaurieren“

Einige wichtige Werke Böckstiegels befinden sich in großen Sammlungen und Museen: Stedelijk Museum Amsterdam, Düsseldorf, Dresden, Berlin, Hamburg, Stuttgart, LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster, Kunsthalle Bielefeld und Los Angeles County Museum of Art.

 

Stichwörter: Kunst, Maler, Künstler, Gemälde, Ölgemälde, Bild, Bilder, Galerie, Kunsthandel, Malerei, Museum, kaufen, 20. Jahrhundert, Gemäldegalerie, Bad Iburg, Osnabrück, Münster, Bielefeld, Werther, Arrode, Kunsthalle, Expressionismus, Expressionist, Klassische Moderne, Westfalen, Henneken, Kunsthandlung, Dresden, Godewols, P.A. Böckstiegel, Freundeskreis, Dresdner, Bielefelder, www.böckstiegel.de, Kauf, Verkauf, verkaufen.

 


Peter August Böckstiegel (1889-1951)


Verkauft

 

 

TITEL  Westfälisches Bauernpaar

TECHNIK  Kaltnadelradierung / Weiches Velinpapier

SIGNATUR  "P.A. Böckstiegel" unten rechts

ENTSTEHUNGSJAHR  1923

GRÖSSE (H x B)  49 x 50 cm (Blattgröße 69 x 55 cm)

AUFLAGE  Eines von 40 nummerierten Exemplaren

RAHMEN  Neuer Galerierahmen aus Eichenholz mit säurefreiem Passepartout

ZUSTAND  Gute Erhaltung. Blattkanten leicht gebräunt, schwache Fleckchen.

PROVENIENZ  Privatbesitz; Privatsammlung Norddeutschland

 

KUNSTWERK

Werkverzeichnis: Matuszak 147. Unter der Radierung signiert, datiert und bezeichnet: "Org. Radierung K.Nadel   Druck 8   Westfälisches Bauernpaar  P.A. Böckstiegel 1923". 

"Peter-August Böckstiegel gilt in erster Linie als Maler. Doch in jeder Phase seines Schaffens begleiten die druckgraphischen Arbeiten nicht lediglich seine malerischen Werke, sondern sie stehen vielmehr gleichwertig neben diesen.“ (aus: P.A. Böckstiegel, Das druckgraphische Werk, Thomas Matuszak).

 

KÜNSTLER

Peter August Böckstiegel (* 7. April 1889 in Arrode (heute Werther (Westfalen)); † 22. März 1951 ebenda) war ein deutscher Maler und Vertreter des Westfälischen Expressionismus.

Peter August Böckstiegel wuchs als fünftes von sechs Kindern in Arrode, das heute zu Werther (Westfalen) gehört, in einer Kleinbauern- und Leineweberfamilie in einfachsten Verhältnissen auf. Bereits in der Volksschule in Werther wurde seine künstlerische Begabung deutlich. 1903 begann er eine Maler- und Glaserlehre im benachbarten Bielefeld.

Nach dem erfolgreichen Abschluss der Gesellenprüfung als Maler im Jahr 1907 besuchte Böckstiegel die neu gegründete Handwerker- und Kunstgewerbeschule Bielefeld, wo er den Bildhauer Erich Lossie, sowie die Maler Victor Tuxhorn, Ernst Sagewka und Heinz Lewerenz kennenlernte. Ludwig Godewols, Lehrer für Zeichnen nach der Natur an der Fachschule der Malerinnung in Bielefeld, erkannte Böckstiegels ungewöhnliches künstlerisches Talent und förderte ihn.

Im Jahr 1909 besuchte er mit Godewols und Mitschülern das Folkwang-Museum in Hagen, wo Werke von Paul Gauguin, Paul Cézanne, Édouard Manet, Auguste Renoir, Auguste Rodin und Anselm Feuerbach ausgestellt wurden. Böckstiegel wird im gleichen Jahr Mitglied der Bielefelder Künstlergruppe "Rote Erde".

Erste datierte Bilder Böckstiegels stammen aus dem Jahr 1910. Obwohl in der Kunstgewerbeschule auf naturalistische Darstellungen äußersten Wert gelegt wurde und durch Böckstiegel akademische Zeichnungen mit klassischen Schattierungen und Verwischungen entstanden, fand Böckstiegel schon früh zu seinem eigenen Stil.

Im Jahr 1912 besuchte Böckstiegel mit seinem Lehrer Godewols und einigen Mitschülern die Sonderbund-Ausstellung in Köln, wo ihn besonders Vincent van Gogh beeindruckte.

Zum Wintersemester 1913 wechselte er mit Hilfe eines privaten Stipendiums an die Akademie der Bildenden Künste nach Dresden, wo er vor allem auch den acht Jahre jüngeren Conrad Felixmüller und wenig später dessen Schwester Hanna Müller († 1988) kennenlernte. Seine Lehrer waren Oskar Zwintscher und später Otto Gussmann, bei dem er später Meisterschüler wurde. Gegen Widerstände im Lehrbetrieb, in dem er vor allem das „jugendliche Brennen der Brücke-Maler“ vermisste, behielt er seinen bereits entwickelten Stil bei und beeinflusste nach Einschätzung Felixmüllers durch seine befreiend wirkende farbige Kraft, seinen unmittelbaren Vortrag und seine Naturverbundenheit nicht nur das Schaffen seiner Mitschüler, sondern auch seines Lehrers Gussmann. Im Jahr 1914 entstand eines der beeindruckendsten Porträts dieser Zeit, das Conrad Felixmüller breitbeinig und Pfeife rauchend vor einer wild geblümten Tapete als selbstbewussten Künstler zeigt.

Zu Beginn des Jahres 1915 wurde Böckstiegel zum Kriegsdienst herangezogen. Am 1. Januar 1915 vollendete er das Bild Abschied, das ihn und seine Verlobte Hanna vor einem leuchtend gelb-orangen Hintergrund zeigt. Während Böckstiegel aufrecht stehend in beiden Händen und im Mund Pinsel hält, schmiegt sich Hanna an ihn, wobei ihr Gesicht in grünen und gelben Tönen gehalten ist. Im Krieg musste er als Landsturmmann dienen, behielt aber die Möglichkeit, nebenher künstlerisch zu arbeiten. In den Jahren 1916 bis 1919 wurde er in Russland, Rumänien und in der Ukraine eingesetzt.

Während des Krieges brachen seine Kontakte zur Dresdner Szene nicht ab. Er schloss sich 1917 mit Conrad Felixmüller, Bernhard Kretzschmar, Otto Lange und Constantin von Mitschke-Collande zur Gruppe 1917 zusammen, deren Werke nun gemeinsam mit denen der Brücke-Künstler gezeigt wurden.

Ein englisches Schiff brachte ihn und seine Kameraden im März 1919 von Nykolajew am Schwarzen Meer zurück nach Deutschland.

1919 gründete sich die Dresdner Sezession Gruppe 1919, zu deren Mitgliedern Conrad Felixmüller, Otto Dix, Otto Schubert, Gela Foster, Otto Lange, Lasar Segall, Constantin von Mitschke-Collande, Wilhelm Heckrott, Hugo Zehder und als auswärtiges Mitglied Oskar Kokoschka gehörten. Nach seiner Rückkehr aus dem Krieg im März schloss Böckstiegel sich der Gruppe an. Im Juli 1919 heiratete er seine Verlobte Hanna Müller. Ende des Jahres verließ er gemeinsam mit Felixmüller und Schubert die Gruppe 1919.

Im Jahr 1920 wurde seine Tochter Sonja († 2005) geboren. Im gleichen Jahr gewährte ihm die Dresdner Akademie der Bildenden Künste das Carlo Torniamentische Reise-Stipendium.

Im Jahr 1921 erhielt er anstelle des auch Rompreis genannten Großen Sächsischen Staatspreises, den er als Bürger Preußens nicht erhalten konnte, ein Ehrenzeugnis mit dem dazugehörigen Geldpreis.

1925 kam sein Sohn Vincent († 2007) zur Welt.

Im Jahr 1929 begann Böckstiegel mit der Fertigung erster plastischer Arbeiten. Noch im selben Jahr starb seine Mutter. Wenig später (1931) starb Böckstiegels Vater. Böckstiegel verlor mit ihnen die Menschen, von denen er selbst schrieb, dass sie ihm als erdverbundene Menschen, die unermüdlich ihr ganzes Leben lang, mit ausdauerndem Fleiß und größter Liebe ihr Ackerland in Arrode bebauten, in seiner Arbeit zum Sinnbild des Menschentums wurden.

Eine deutliche Zäsur erfuhr sein Schaffen in der Zeit des Dritten Reiches. Zwar wurde Böckstiegel nicht mit einem Ausstellungsverbot belegt, jedoch wurden seine Werke zur „entarteten Kunst“ erklärt, abgehängt, zurückgewiesen, beschlagnahmt oder gar zerstört. 1933 wurden sein Gemälde Bauernkind mit Äpfeln zunächst aus der Dresdner Gemäldegalerie und anschließend weitere Werke von anderen Museen aus den Sammlungen entfernt. 1937/1938 wurden über 100 seiner Werke beschlagnahmt und, soweit sie nicht gegen Devisen im Ausland verkauft werden konnten, auf dem Hof der Berliner Hauptfeuerwache verbrannt.

Bei der Bombardierung Dresdens am 13./14. Februar 1945 wurden sein Atelier am Antonsplatz 1 und über tausend seiner Werke, Plastiken, Gemälde, Zeichnungen, Druckstöcke und Radierplatten vernichtet. Böckstiegel selbst entging dem Bombardement nur knapp, nachdem er zuvor versucht hatte, Teile seines Werkes auszulagern. Er kehrte mit seiner Familie zurück in sein Elternhaus nach Werther, das den Krieg unbeschadet überstanden hatte. Dort ging er an den Ausbau des Hauses, um sich ein neues Atelier und eine dauerhafte Bleibe zu schaffen.

Im Jahr 1947 wurde Böckstiegel Erster Vorsitzender der „Westfälischen Sezession 1945“.

In den Jahren 1948 und 1949 porträtierte Böckstiegel meist unter der Überschrift „Stumme Anklage“ eine Reihe von durch Krieg, Not, Flucht und Vertreibung gezeichneten Flüchtlingen, die nach Westfalen gekommen und bei den Bauern seiner Nachbarschaft untergebracht worden waren.

1949 kehrte Böckstiegel nach Dresden zurück und beteiligte sich an der 2. Deutschen Kunstausstellung. Er erhielt ein Ehrenatelier in der Akademie in Dresden. Noch im gleichen Jahr besuchte er mit seinem Sohn Vincent die Ruine am Antonsplatz 1. Aus dem verschütteten Keller barg er beschädigte Plastiken und einen Teil der Fragmente.

In den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden begann 1950 eine umfassende Einzelausstellung, die über Böckstiegels Tod hinaus in vielen Städten zu sehen war.

Am 22. März 1951 verstarb Peter August Böckstiegel in seinem durch sein künstlerisches Schaffen durch und durch geprägten Elternhaus in Arrode. Er liegt auf dem Evangelischen Friedhof in Werther begraben.

Böckstiegels Platz in der Kunstgeschichte heute
Sein Frühwerk ab 1910 ist zunächst noch impressionistisch verhaftet. Aufgrund seines Schaffens in der Zeit von 1913 bis 1925 gehört er zu den wichtigsten Vertretern des späten Expressionismus. Zusammen mit August Macke, Heinrich Campendonk, Wilhelm Morgner, Hermann Stenner und Christian Rohlfs gehört er zu den herausragenden Vertretern des rheinisch-westfälischen Expressionismus.

Hervorzuheben sind die Vielfalt der von ihm meisterlich beherrschten künstlerischen Ausdrucksformen, ausgehend von der Malerei über die Grafik, insbesondere auch der Druckgrafik, die Plastik, dekorative Werke (wie Reliefs, Mosaike und künstlerisch gestaltete Glasfenster) bis hin zur künstlerischen Gestaltung seines Eltern- und Wohnhauses durch Farbgebung und Schnitzereien.

Seine Liebe zur Natur, seine lebenslange Verbundenheit zu seiner Familie, vor allem seinen Eltern, seiner Frau und seinen zwei Kindern, den Nachbarn und seinem Elternhaus und seiner westfälischen Heimat prägen sein Werk.

Böckstiegels Werke zeigen vor allem die bäuerliche Lebenswelt. Als sein Vorbild bezeichnete der Maler den Franzosen Jean-François Millet. Denn so echt und bäuerlich groß wollte er auch malen. Böckstiegels Œuvre zeigt enge Bezüge zu van Gogh, nicht nur sein Selbstbildnis von 1914, sondern auch diverse Gemälde mit Sonnenblumen sind Indizien für seine intensive Auseinandersetzung mit Werken von Vincent van Gogh.
(Quelle: Wikipedia.de)

 

AUSSTELLUNGEN

Seine Bilder und Arbeiten wurden in einer Vielzahl von Ausstellungen in Europa und den USA gezeigt, u.a.:

1916: Zweite Ausstellung „Dresdner Künstler“
1917: Herbstausstellung Dresden
1918: 46. Ausstellung „Der expressionistische Holzschnitt“
1919: Galerie Emil Richter „Dresdner Sezession Gruppe 1919“
1919: Kunstausstellung Berlin 1919
1920: Sommerausstellung – Freie Secession
1920: Galerie Alice Frank – Kunstausstellung Berlin
1921: Galerie Alfred Flechtheim – Große Berliner Kunstausstellung
1921: Künstlervereinigung Dresden, Sommer Ausstellung
1923: Sommer Ausstellung Künstlervereinigung Dresden
1924: Sommer Ausstellung Künstlervereinigung Dresden
1925: Sommer Ausstellung Künstlervereinigung Dresden
1926: Sächsischer Kunstverein; Große Aquarell-Ausstellung, Brühlsche Terrasse
1927: Graphische Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes, Städtisches Kunstausstellungsgebäude Dresden
1928: Deutsche Kunst der Gegenwart, Norishalle Nürnberg
1928 Deutscher Künstlerbund, Kunstverein Hannover
1929: III. Große Westfälische Kunstausstellung – Münster
1929: Paris, Exposition Des Peintres Graveurs Allemands Contemporains
1929: Ausstellung Dresdner Handzeichnungen und Aquarelle der Gegenwart – Nürnberg
1931: Ausstellung Essen – Deutscher Künstlerbund
1933: Ausstellung Magdeburg – Deutscher Künstlerbund
1941: Große Westfälische Kunstausstellung, Städtisches Kulturamt Dortmund
1943: Ausstellung Deutsche Holzschnitte der Gegenwart, Kunstverein Flensburg August-September 1943
1943: Kunstausstellung Gau Sachsen, Brühlsche Terrassen
1947: Karl-Ernst-Osthaus-Museum Hagen, „2. Ausstellung Westfälische Sezession 1945“
1949: Dresden, Stadthalle am Nordplatz, „2. Deutsche Kunstausstellung“
1950: Staatliche Kunstsammlungen Dresden
1951: Kunstverein Bielefeld
1956: LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster
1969: LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster / Westfälischer Kunstverein Münster
1970: Kunsthalle Bielefeld
1975: Karl-Ernst-Osthaus-Museum Hagen, „Rohlfs Böckstiegel Morgner“
1975: Kunstmuseum Düsseldorf
1978/1979: Museumsgesellschaft Ettlingen
1979: Berlin, „Gedächtnisausstellung Peter August Böckstiegel“
1988: „German Expressionism. 1915–1925. The Second Generation“, Fort Worth, Texas, Modern Art Museum of Fort Worth
1989: LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster
1990: Jüdisches Museum Frankfurt, Expressionismus und Exil. Die Sammlung Ludwig und Rosy Fischer
1999: Hamburger Kunsthalle, Die Sammlung Bunte
2001: Kreishaus Gütersloh, „Peter August Böckstiegel. Das Werk sehen. Den Künstler entdecken“
2003: Gesicht - Maske - Farbe, Frauenbilder des frühen 20. Jahrhunderts, Westfälisches Landesmuseum Münster
2006: Städtische Galerie Dresden, „Arbeitswelten – Conrad Felixmüller, Peter August Böckstiegel“
2007: Kunsthalle Bielefeld, „Arbeitswelten – Conrad Felixmüller, Peter August Böckstiegel“ (rund 45.000 Besucher)
2009: Wilhelm-Morgner-Haus Soest, „Menschenbilder“
2010: Kunsthalle Bielefeld, „Westfälischer Expressionismus“
2012: Haus Opherdicke, „Mit der Erde verbunden“
2015: Stadtmuseum Gütersloh, „Peter August Böckstiegels ‚Familienbild‘. Vom Suchen, Finden und vom Restaurieren“

Einige wichtige Werke Böckstiegels befinden sich in großen Sammlungen und Museen: Stedelijk Museum Amsterdam, Düsseldorf, Dresden, Berlin, Hamburg, Stuttgart, LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster, Kunsthalle Bielefeld und Los Angeles County Museum of Art.

 

Stichwörter: Kunst, Maler, Künstler, Gemälde, Ölgemälde, Bild, Bilder, Galerie, Kunsthandel, Malerei, Museum, kaufen, 20. Jahrhundert, Gemäldegalerie, Bad Iburg, Osnabrück, Münster, Bielefeld, Werther, Arrode, Kunsthalle, Expressionismus, Expressionist, Klassische Moderne, Westfalen, Henneken, Kunsthandlung, Dresden, Godewols, P.A. Böckstiegel, Freundeskreis, Dresdner, Bielefelder, www.böckstiegel.de, Kauf, Verkauf, verkaufen.

 


Peter August Böckstiegel (1889-1951)


Verkauft

 

 

TITEL  „Westfälischer Bauernhof. Herbst“ (Westfälischer Bauernhof I)

TECHNIK  Holzschnitt / Bütten

SIGNATUR  "P.A. Böckstiegel" unten rechts

ENTSTEHUNGSJAHR  1937

GRÖSSE (H x B)  64,5 x 51,5 cm (Blattgröße 70,4 x 57,2 cm)

AUFLAGE  Mindestens 3 Abzüge

RAHMEN  Neuer Wechselrahmen aus Eichenholz mit säurefreiem Passepartout

ZUSTAND  Gute Erhaltung. Leicht gebräunt und schwach lichtrandig.

PROVENIENZ  Privatbesitz

 

KUNSTWERK

Werkverzeichnis: Matuszak 188, II (von II). Unter dem Holzschnitt signiert, datiert und bezeichnet: "Org. Holzschnitt Handdruck  Spätherbst in Arrode  P.A. Böckstiegel". 

"Peter-August Böckstiegel gilt in erster Linie als Maler. Doch in jeder Phase seines Schaffens begleiten die druckgraphischen Arbeiten nicht lediglich seine malerischen Werke, sondern sie stehen vielmehr gleichwertig neben diesen.“ (aus: P.A. Böckstiegel, Das druckgraphische Werk, Thomas Matuszak).

 

KÜNSTLER

Peter August Böckstiegel (* 7. April 1889 in Arrode (heute Werther (Westfalen)); † 22. März 1951 ebenda) war ein deutscher Maler und Vertreter des Westfälischen Expressionismus.

Peter August Böckstiegel wuchs als fünftes von sechs Kindern in Arrode, das heute zu Werther (Westfalen) gehört, in einer Kleinbauern- und Leineweberfamilie in einfachsten Verhältnissen auf. Bereits in der Volksschule in Werther wurde seine künstlerische Begabung deutlich. 1903 begann er eine Maler- und Glaserlehre im benachbarten Bielefeld.

Nach dem erfolgreichen Abschluss der Gesellenprüfung als Maler im Jahr 1907 besuchte Böckstiegel die neu gegründete Handwerker- und Kunstgewerbeschule Bielefeld, wo er den Bildhauer Erich Lossie, sowie die Maler Victor Tuxhorn, Ernst Sagewka und Heinz Lewerenz kennenlernte. Ludwig Godewols, Lehrer für Zeichnen nach der Natur an der Fachschule der Malerinnung in Bielefeld, erkannte Böckstiegels ungewöhnliches künstlerisches Talent und förderte ihn.

Im Jahr 1909 besuchte er mit Godewols und Mitschülern das Folkwang-Museum in Hagen, wo Werke von Paul Gauguin, Paul Cézanne, Édouard Manet, Auguste Renoir, Auguste Rodin und Anselm Feuerbach ausgestellt wurden. Böckstiegel wird im gleichen Jahr Mitglied der Bielefelder Künstlergruppe "Rote Erde".

Erste datierte Bilder Böckstiegels stammen aus dem Jahr 1910. Obwohl in der Kunstgewerbeschule auf naturalistische Darstellungen äußersten Wert gelegt wurde und durch Böckstiegel akademische Zeichnungen mit klassischen Schattierungen und Verwischungen entstanden, fand Böckstiegel schon früh zu seinem eigenen Stil.

Im Jahr 1912 besuchte Böckstiegel mit seinem Lehrer Godewols und einigen Mitschülern die Sonderbund-Ausstellung in Köln, wo ihn besonders Vincent van Gogh beeindruckte.

Zum Wintersemester 1913 wechselte er mit Hilfe eines privaten Stipendiums an die Akademie der Bildenden Künste nach Dresden, wo er vor allem auch den acht Jahre jüngeren Conrad Felixmüller und wenig später dessen Schwester Hanna Müller († 1988) kennenlernte. Seine Lehrer waren Oskar Zwintscher und später Otto Gussmann, bei dem er später Meisterschüler wurde. Gegen Widerstände im Lehrbetrieb, in dem er vor allem das „jugendliche Brennen der Brücke-Maler“ vermisste, behielt er seinen bereits entwickelten Stil bei und beeinflusste nach Einschätzung Felixmüllers durch seine befreiend wirkende farbige Kraft, seinen unmittelbaren Vortrag und seine Naturverbundenheit nicht nur das Schaffen seiner Mitschüler, sondern auch seines Lehrers Gussmann. Im Jahr 1914 entstand eines der beeindruckendsten Porträts dieser Zeit, das Conrad Felixmüller breitbeinig und Pfeife rauchend vor einer wild geblümten Tapete als selbstbewussten Künstler zeigt.

Zu Beginn des Jahres 1915 wurde Böckstiegel zum Kriegsdienst herangezogen. Am 1. Januar 1915 vollendete er das Bild Abschied, das ihn und seine Verlobte Hanna vor einem leuchtend gelb-orangen Hintergrund zeigt. Während Böckstiegel aufrecht stehend in beiden Händen und im Mund Pinsel hält, schmiegt sich Hanna an ihn, wobei ihr Gesicht in grünen und gelben Tönen gehalten ist. Im Krieg musste er als Landsturmmann dienen, behielt aber die Möglichkeit, nebenher künstlerisch zu arbeiten. In den Jahren 1916 bis 1919 wurde er in Russland, Rumänien und in der Ukraine eingesetzt.

Während des Krieges brachen seine Kontakte zur Dresdner Szene nicht ab. Er schloss sich 1917 mit Conrad Felixmüller, Bernhard Kretzschmar, Otto Lange und Constantin von Mitschke-Collande zur Gruppe 1917 zusammen, deren Werke nun gemeinsam mit denen der Brücke-Künstler gezeigt wurden.

Ein englisches Schiff brachte ihn und seine Kameraden im März 1919 von Nykolajew am Schwarzen Meer zurück nach Deutschland.

1919 gründete sich die Dresdner Sezession Gruppe 1919, zu deren Mitgliedern Conrad Felixmüller, Otto Dix, Otto Schubert, Gela Foster, Otto Lange, Lasar Segall, Constantin von Mitschke-Collande, Wilhelm Heckrott, Hugo Zehder und als auswärtiges Mitglied Oskar Kokoschka gehörten. Nach seiner Rückkehr aus dem Krieg im März schloss Böckstiegel sich der Gruppe an. Im Juli 1919 heiratete er seine Verlobte Hanna Müller. Ende des Jahres verließ er gemeinsam mit Felixmüller und Schubert die Gruppe 1919.

Im Jahr 1920 wurde seine Tochter Sonja († 2005) geboren. Im gleichen Jahr gewährte ihm die Dresdner Akademie der Bildenden Künste das Carlo Torniamentische Reise-Stipendium.

Im Jahr 1921 erhielt er anstelle des auch Rompreis genannten Großen Sächsischen Staatspreises, den er als Bürger Preußens nicht erhalten konnte, ein Ehrenzeugnis mit dem dazugehörigen Geldpreis.

1925 kam sein Sohn Vincent († 2007) zur Welt.

Im Jahr 1929 begann Böckstiegel mit der Fertigung erster plastischer Arbeiten. Noch im selben Jahr starb seine Mutter. Wenig später (1931) starb Böckstiegels Vater. Böckstiegel verlor mit ihnen die Menschen, von denen er selbst schrieb, dass sie ihm als erdverbundene Menschen, die unermüdlich ihr ganzes Leben lang, mit ausdauerndem Fleiß und größter Liebe ihr Ackerland in Arrode bebauten, in seiner Arbeit zum Sinnbild des Menschentums wurden.

Eine deutliche Zäsur erfuhr sein Schaffen in der Zeit des Dritten Reiches. Zwar wurde Böckstiegel nicht mit einem Ausstellungsverbot belegt, jedoch wurden seine Werke zur „entarteten Kunst“ erklärt, abgehängt, zurückgewiesen, beschlagnahmt oder gar zerstört. 1933 wurden sein Gemälde Bauernkind mit Äpfeln zunächst aus der Dresdner Gemäldegalerie und anschließend weitere Werke von anderen Museen aus den Sammlungen entfernt. 1937/1938 wurden über 100 seiner Werke beschlagnahmt und, soweit sie nicht gegen Devisen im Ausland verkauft werden konnten, auf dem Hof der Berliner Hauptfeuerwache verbrannt.

Bei der Bombardierung Dresdens am 13./14. Februar 1945 wurden sein Atelier am Antonsplatz 1 und über tausend seiner Werke, Plastiken, Gemälde, Zeichnungen, Druckstöcke und Radierplatten vernichtet. Böckstiegel selbst entging dem Bombardement nur knapp, nachdem er zuvor versucht hatte, Teile seines Werkes auszulagern. Er kehrte mit seiner Familie zurück in sein Elternhaus nach Werther, das den Krieg unbeschadet überstanden hatte. Dort ging er an den Ausbau des Hauses, um sich ein neues Atelier und eine dauerhafte Bleibe zu schaffen.

Im Jahr 1947 wurde Böckstiegel Erster Vorsitzender der „Westfälischen Sezession 1945“.

In den Jahren 1948 und 1949 porträtierte Böckstiegel meist unter der Überschrift „Stumme Anklage“ eine Reihe von durch Krieg, Not, Flucht und Vertreibung gezeichneten Flüchtlingen, die nach Westfalen gekommen und bei den Bauern seiner Nachbarschaft untergebracht worden waren.

1949 kehrte Böckstiegel nach Dresden zurück und beteiligte sich an der 2. Deutschen Kunstausstellung. Er erhielt ein Ehrenatelier in der Akademie in Dresden. Noch im gleichen Jahr besuchte er mit seinem Sohn Vincent die Ruine am Antonsplatz 1. Aus dem verschütteten Keller barg er beschädigte Plastiken und einen Teil der Fragmente.

In den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden begann 1950 eine umfassende Einzelausstellung, die über Böckstiegels Tod hinaus in vielen Städten zu sehen war.

Am 22. März 1951 verstarb Peter August Böckstiegel in seinem durch sein künstlerisches Schaffen durch und durch geprägten Elternhaus in Arrode. Er liegt auf dem Evangelischen Friedhof in Werther begraben.

Böckstiegels Platz in der Kunstgeschichte heute
Sein Frühwerk ab 1910 ist zunächst noch impressionistisch verhaftet. Aufgrund seines Schaffens in der Zeit von 1913 bis 1925 gehört er zu den wichtigsten Vertretern des späten Expressionismus. Zusammen mit August Macke, Heinrich Campendonk, Wilhelm Morgner, Hermann Stenner und Christian Rohlfs gehört er zu den herausragenden Vertretern des rheinisch-westfälischen Expressionismus.

Hervorzuheben sind die Vielfalt der von ihm meisterlich beherrschten künstlerischen Ausdrucksformen, ausgehend von der Malerei über die Grafik, insbesondere auch der Druckgrafik, die Plastik, dekorative Werke (wie Reliefs, Mosaike und künstlerisch gestaltete Glasfenster) bis hin zur künstlerischen Gestaltung seines Eltern- und Wohnhauses durch Farbgebung und Schnitzereien.

Seine Liebe zur Natur, seine lebenslange Verbundenheit zu seiner Familie, vor allem seinen Eltern, seiner Frau und seinen zwei Kindern, den Nachbarn und seinem Elternhaus und seiner westfälischen Heimat prägen sein Werk.

Böckstiegels Werke zeigen vor allem die bäuerliche Lebenswelt. Als sein Vorbild bezeichnete der Maler den Franzosen Jean-François Millet. Denn so echt und bäuerlich groß wollte er auch malen. Böckstiegels Œuvre zeigt enge Bezüge zu van Gogh, nicht nur sein Selbstbildnis von 1914, sondern auch diverse Gemälde mit Sonnenblumen sind Indizien für seine intensive Auseinandersetzung mit Werken von Vincent van Gogh.
(Quelle: Wikipedia.de)

 

AUSSTELLUNGEN

Seine Bilder und Arbeiten wurden in einer Vielzahl von Ausstellungen in Europa und den USA gezeigt, u.a.:

1916: Zweite Ausstellung „Dresdner Künstler“
1917: Herbstausstellung Dresden
1918: 46. Ausstellung „Der expressionistische Holzschnitt“
1919: Galerie Emil Richter „Dresdner Sezession Gruppe 1919“
1919: Kunstausstellung Berlin 1919
1920: Sommerausstellung – Freie Secession
1920: Galerie Alice Frank – Kunstausstellung Berlin
1921: Galerie Alfred Flechtheim – Große Berliner Kunstausstellung
1921: Künstlervereinigung Dresden, Sommer Ausstellung
1923: Sommer Ausstellung Künstlervereinigung Dresden
1924: Sommer Ausstellung Künstlervereinigung Dresden
1925: Sommer Ausstellung Künstlervereinigung Dresden
1926: Sächsischer Kunstverein; Große Aquarell-Ausstellung, Brühlsche Terrasse
1927: Graphische Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes, Städtisches Kunstausstellungsgebäude Dresden
1928: Deutsche Kunst der Gegenwart, Norishalle Nürnberg
1928 Deutscher Künstlerbund, Kunstverein Hannover
1929: III. Große Westfälische Kunstausstellung – Münster
1929: Paris, Exposition Des Peintres Graveurs Allemands Contemporains
1929: Ausstellung Dresdner Handzeichnungen und Aquarelle der Gegenwart – Nürnberg
1931: Ausstellung Essen – Deutscher Künstlerbund
1933: Ausstellung Magdeburg – Deutscher Künstlerbund
1941: Große Westfälische Kunstausstellung, Städtisches Kulturamt Dortmund
1943: Ausstellung Deutsche Holzschnitte der Gegenwart, Kunstverein Flensburg August-September 1943
1943: Kunstausstellung Gau Sachsen, Brühlsche Terrassen
1947: Karl-Ernst-Osthaus-Museum Hagen, „2. Ausstellung Westfälische Sezession 1945“
1949: Dresden, Stadthalle am Nordplatz, „2. Deutsche Kunstausstellung“
1950: Staatliche Kunstsammlungen Dresden
1951: Kunstverein Bielefeld
1956: LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster
1969: LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster / Westfälischer Kunstverein Münster
1970: Kunsthalle Bielefeld
1975: Karl-Ernst-Osthaus-Museum Hagen, „Rohlfs Böckstiegel Morgner“
1975: Kunstmuseum Düsseldorf
1978/1979: Museumsgesellschaft Ettlingen
1979: Berlin, „Gedächtnisausstellung Peter August Böckstiegel“
1988: „German Expressionism. 1915–1925. The Second Generation“, Fort Worth, Texas, Modern Art Museum of Fort Worth
1989: LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster
1990: Jüdisches Museum Frankfurt, Expressionismus und Exil. Die Sammlung Ludwig und Rosy Fischer
1999: Hamburger Kunsthalle, Die Sammlung Bunte
2001: Kreishaus Gütersloh, „Peter August Böckstiegel. Das Werk sehen. Den Künstler entdecken“
2003: Gesicht - Maske - Farbe, Frauenbilder des frühen 20. Jahrhunderts, Westfälisches Landesmuseum Münster
2006: Städtische Galerie Dresden, „Arbeitswelten – Conrad Felixmüller, Peter August Böckstiegel“
2007: Kunsthalle Bielefeld, „Arbeitswelten – Conrad Felixmüller, Peter August Böckstiegel“ (rund 45.000 Besucher)
2009: Wilhelm-Morgner-Haus Soest, „Menschenbilder“
2010: Kunsthalle Bielefeld, „Westfälischer Expressionismus“
2012: Haus Opherdicke, „Mit der Erde verbunden“
2015: Stadtmuseum Gütersloh, „Peter August Böckstiegels ‚Familienbild‘. Vom Suchen, Finden und vom Restaurieren“

Einige wichtige Werke Böckstiegels befinden sich in großen Sammlungen und Museen: Stedelijk Museum Amsterdam, Düsseldorf, Dresden, Berlin, Hamburg, Stuttgart, LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster, Kunsthalle Bielefeld und Los Angeles County Museum of Art.

 

Stichwörter: Kunst, Maler, Künstler, Gemälde, Ölgemälde, Bild, Bilder, Galerie, Kunsthandel, Malerei, Museum, kaufen, 20. Jahrhundert, Gemäldegalerie, Bad Iburg, Osnabrück, Münster, Bielefeld, Werther, Arrode, Kunsthalle, Expressionismus, Expressionist, Klassische Moderne, Westfalen, Henneken, Kunsthandlung, Dresden, Godewols, P.A. Böckstiegel, Freundeskreis, Dresdner, Bielefelder, www.böckstiegel.de, Kauf, Verkauf, verkaufen.

 


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