August Macke (1887-1914)


Verkauft

 

 

TITEL  Türke 2

TECHNIK  Kopierstift / Papier

SIGNATUR  -

ENTSTEHUNGSJAHR  1914

GRÖSSE (H x B)  14,6 x 8,8 cm

RAHMEN  Silberner Holzrahmen mit Passepartout

ZUSTAND  In guter Erhaltung

PROVENIENZ  Aus dem Nachlass des Künstlers (mit dem Nachlassstempel). Galerie Utermann, Dortmund. Privatsammlung Baden-Württemberg (1986 beim Vorgenannten erworben).

LITERATUR  Günter Busch, August Macke. Handzeichnungen, Mainz/Berlin 1966, Kat.-Nr. 47 (mit Abb.)

 

KUNSTWERK

"Türke 2", Kopierstift / Papier, 1914, 14,6 x 8,8 cm, Verso von Elisabeth Macke datiert und betitelt sowie mit dem Nachlassstempel, dort handschriftlich bezeichnet "TuZ 42", Heiderich 2549. 

Die hier angebotene Zeichnung aus einem aufgelösten Skizzenblock entsteht während Mackes im April 1914 angetretener Tunisreise mit Paul Klee. Hier überwiegen Figurenskizzen von der Straße, ausgeführt mit schwarzer Kreide oder Kopierstift. Mehrere der formklärenden „Kompositionszeichnungen“ wurden nach der Rückkehr zu Gemälden ausgearbeitet.

Eine der berühmtesten Reisen der Kunstgeschichte geht nach Tunesien. Im Frühjahr 1914 tauchen die Maler August Macke, Paul Klee und Louis Moilliet ein in eine faszinierende Welt und geraten in einen wahren Schaffensrausch. Für August Macke war die "Tunisreise" der künstlerische Höhepunkt seines Lebens. Am 26. September 1914 fiel er als Soldat im Ersten Weltkrieg. "Wir liegen in der Sonne, essen Spargel. Dabei kann man sich umdrehen und hat Tausende von Motiven. Ich habe heute schon sicher 50 Skizzen gemacht. Gestern 25. Es geht wie der Teufel und ich bin in einer Arbeitsfreude, wie ich sie nie gekannt habe. Die afrikanische Landschaft ist noch viel schöner als die Provence!" Die drei Künstler wurden zu Meisterwerken inspiriert: Die "Tunisreise" ist als fester Begriff in die Kunstgeschichte eingegangen. Anfang April 1914 gehen die Künstlerfreunde an Bord der "Carthage". Am 7. April 1914 läuft die Fähre in den Hafen von Tunis ein. Die drei Künstler tauchen ein in ein Land, das für Europäer damals voller Geheimnisse und Wunder ist: die arabische Sprache und der Ruf des Muezzins, die Berber in ihren langen traditionellen Gewändern, die Dromedare als Lasttiere und die enge Medina, die Altstadt. Unmittelbar an der mittelalterlichen Stadtmauer bezieht man Quartier. August Macke aquarelliert Ansichten der Stadt und schemenhafte Figuren in Berbertracht mit roten Gewändern, Fez oder Turban.

Die ersten Tunis-Bilder zeigen den lichten blauen Himmel, schlichte Architekturformen und lebhafte Menschen. Es sind nicht die großartigen Moscheen, nicht die Baudenkmäler aus griechischen und römischen Zeiten oder die Kunst der Berber, die August Macke interessieren. Er hält die Menschen und ihre alltägliche Umgebung fest, mit Fotoapparat, Skizzenbuch und Aquarellpinsel. Die Ölfarben hat er diesmal zuhause gelassen. Nach ein paar Tagen in Tunis ziehen Macke, Klee und Moilliet in das Landhaus eines Schweizer Freundes, Dr. Jäggi. Es liegt am Golf von Tunis, im Villenviertel St. Germain. Moilliet faulenzt dort und lässt seine Eindrücke im Geist Revue passieren; Klee arbeitet ab und an. August Macke hingegen ist in einem richtigen Rausch, fertigt Skizze um Skizze. Er hält fest, was er sieht: Die Terrasse des Hauses, den Blick aus dem Fenster, kleine, kubische hellgelbe Häuser mit roten Ziegeldächern, davor ein strahlend blauer Fensterladen, dahinter die Andeutung von grauen Bergen. Auffallend ist, dass August Macke seine Bilder flächig anlegt. Es dominieren Mosaike aus Farben und Formen, die Perspektive ist nebensächlich. Der Maler empfindet die Farben Tunesiens, wie er schreibt, „so bunt und dabei so klar wie ein Kirchenfenster.“ (aus: SWR2 Wissen. Eine Sendung von Martina Conrad)

 

KÜNSTLER

August Robert Ludwig Macke (* 3. Januar 1887 in Meschede, Hochsauerland; † 26. September 1914 bei Perthes-lès-Hurlus, Champagne) war einer der bekanntesten deutschen Maler des Expressionismus. Er beteiligte sich an den beiden Ausstellungen des Blauen Reiters.

In rund zehn Jahren schuf Macke ein Werk, das sich unter dem Einfluss der vielfältigen Kunstströmungen der Zeit zunächst stilistisch rasch wandelte. Der persönliche Stil, zu dem er schließlich fand und der heute als typisch für Macke empfunden wird, ist geprägt durch die Beschäftigung mit der Wirkung des Lichts und durch die Verwendung reiner, leuchtender, harmonierender Farben. Die Gemälde wirken heiter und leicht, alles Tragische ist ihnen fremd. „Seine Bilder befriedigen die Sehnsucht nach positiven Bildern einer intakten Welt, dem Gleichklang des Menschen mit den Dingen, die ihn umgeben.“

Er studiert 1904-1906 an der Düsseldorfer Akademie und Kunstgewerbeschule. Er gehört in dieser Zeit dem Kreis um die Schauspielerin Luise Dumont an und enwirft auch Bühnenbilder für das Schauspielhaus in Düsseldorf. 1907/08 reist August Macke zweimal nach Paris, zudem besucht er in Berlin die Malschule von Lovis Corinth. 1909 reist er in die Schweiz, begegnet hier dem Maler Louis Moilliet, reist anschließend wiederum nach Paris, wo er Carl Hofer kennenlernt. 1909/10 hält sich August Macke in München und am Tegernsee auf. Er freundet sich mit Franz Marc an, dessen Werke er bewundert. Ebenso hat er Kontakt zur "Neuen Künstlervereinigung München". Der Besuch einer Ausstellung mit islamischer Kunst in München im Jahr 1910 regt Macke zur Darstellung orientalischer Motive in Gemälden und auf Wandbehängen an. Ab 1911 lebt er in Bonn. 1911/12 gehört August Macke der Künstlergruppe "Der Blaue Reiter" an und nimmt an dessen beiden Ausstellungen teil. 1912 beteiligt er sich – sowohl künstlerisch als auch organisatorisch – an der "Sonderbund"-Ausstellung in Köln. Im selben Jahr findet seine vierte Reise nach Paris statt, diesmal in Begleitung von Franz Marc. Sie besuchen Robert Delaunay in seinem Atelier. 1913 zieht Macke nach Hilterfingen am Thuner See. 1914 findet die wichtige Tunis-Reise gemeinsam mit Louis Moilliet und Paul Klee statt. Noch im selben Jahr fällt Macke als Soldat im ersten Weltkrieg. Trotz seines kurzen Lebens hat August Macke ein beträchtliches Werk von ungeheurer Kraft und Qualität geschaffen. Macke ist in erster Linie ein großer Kolorist, der in seinen Gemälden und Aquarellen eine bunte und heitere Welt erstehen lässt. Von einer anfänglich impressionistischen Malweise ausgehend nimmt August Macke auch Elemente des Futurismus und Kubismus auf. Durch die Kenntnis der orphistischen Malerei von Robert Delaunay erfolgt eine Klärung und zunehmende Vereinfachung der Formen. August Macke malt Porträts, Landschaften, Stillleben, Akte sowie Figurenbilder mit wiederkehrender Thematik, seine Bilder zeigen Spaziergänger unter Bäumen, in Anlagen, im Zoo, Frauen vor Schaufenstern, Modegeschäften und Hutläden. August Macke gilt als einer der bedeutendsten Künstler des deutschen Expressionismus. August Macke stirbt am 26.9.1914 bei Perthe-les-Hurlus in der Champagne.

 

MUSEEN

  • Suermondt Ludwig Museum Aachen
  • Museum Frieder Burda, Baden-Baden
  • Kunstmuseum Bonn
  • Kunsthalle Bremen
  • Kolumba, Köln
  • Museum Ludwig, Köln
  • HLMD – Hessisches Landesmuseum Darmstadt
  • Lehmbruck Museum, Duisburg
  • K20 Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Duesseldorf
  • Kunsthalle in Emden
  • Museum Folkwang Essen
  • Museum für Neue Kunst, Freiburg
  • Karl-Ernst-Osthaus-Museum, Hagen
  • Gustav-Lübecke-Museum, Hamm
  • Staatliche Kunsthalle Karlsruhe
  • Wilhelm Hack Museum, Ludwigshafen
  • Kunstmuseum Mühlheim an der Ruhr, Mühlheim/Ruhr
  • LWL – Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster
  • Clemens-Sels-Museum, Neuss
  • Märkisches Museum Witten
  • Von der Heydt Museum, Wuppertal
  • Kunstmuseum Basel, Schweiz
  • Kunsthaus Zug, Schweiz
  • Albertina, Wien
  • Museo Thyssen-Bornemisza, Madrid, Spanien
  • Courtauld Institute of Art, London, England
  • The Detroit Institute of Arts, Detroit, USA
  • Los Angeles County Museum of Art - LACMA, Los Angeles, USA
  • Saint Louis Art Museum, Saint Louis, USA

 

AUSSTELLUNGEN

  • August Macke. Handzeichnungen und Aquarelle, Kunsthalle Bremen, 1964/65, Kat.-Nr. 293.
  • August Macke 1887-1914. Aquarelle und Zeichnungen, Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Münster; Städtisches Kunstmuseum, Bonn; Kaiser-Wilhelm-Museum, Krefeld 1976/77, Kat.-Nr. 290, Abb. S. 224.
  • Die Tunisreise. Klee, Macke, Moilliet, Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Münster; Städtisches Kunstmuseum Bonn, 1982/83, Kat.-Nr. 116, Abb. S. 242.
  • August Macke zum 100. Geburtstag, Galerie Utermann, Dortmund, 1986, Kat.-Nr. 48 (mit Farbabb.)

 

LINKS

Tagesspiegel
LWL-Museum Münster