Arnold Topp (1887-1945)


Verkauft

© VG Bild-Kunst, Bonn

 

 

TITEL  Abstrakte Komposition

TECHNIK  Holzschnitt / Maschinenbütten

SIGNATUR  "Arnold Topp 21" unten rechts

ENTSTEHUNGSJAHR  1921

GRÖSSE (H x B) 27,5 x 21,5 cm (37,5 x 31,5 cm)

RAHMEN  Neuer, schwarzer Rahmen aus Holz mit säurefreiem Passepartout und UV-Schutzglas

ZUSTAND  Allgemein sehr schön. Leicht gebräunt und lichtrandig, minimal knittrig und kleiner Fleck in der oberen rechten Ecke

AUFLAGE  Wohl eines von 100 Exemplaren

PROVENIENZ  Galerie Nierendorf, Berlin; Privatsammlung, Norddeutschland.

 

KUNSTWERK

"Abstrakte Komposition", 1921, Holzschnitt / Maschinenbütten, 27,5 x 21,5 cm (37,5 x 31,5 cm), signiert "Arnold Topp 21".

Ein Blatt aus der dritten Bauhaus-Mappe "Neue Europäische Graphik", mit dem Trockenstempel unten links (Söhn HDO 103-13). 

Die Graphische Druckerei des Staatlichen Bauhauses Weimar nahm im Gründungsjahr 1919 ihre Arbeit auf. Die technische Ausrüstung übernahm sie von der ehemaligen Weimarer Hochschule für Bildende Künste. Der Grafiker und Lehrer dieser Schule, Walther Klemm, leitete die Druckerei als Formmeister, bis er 1921 vom Maler und Bauhaus-Meister Lyonel Feininger abgelöst wurde. Mit der Unterstützung von Walter Gropius forcierte Feininger den Druck grafischer Arbeiten von Schülern und Meistern des Bauhauses. Bedeutende Mappen entstanden, darunter die „Zwölf Holzschnitte“ von Feininger, der Radier-Zyklus „Ypsilon“ von Georg Muche, die Mappe „Kleine Welten“ von Wassily Kandinsky und die „Meistermappe des Staatlichen Bauhauses“. Zwischen 1921 und 1924 entstand das fünfteilige Mappenwerk „Neue Europäische Graphik“ mit Drucken internationaler Künstler der Avantgarde.

"Die Bauhausmeister, namentlich Lyonel Feininger und Walter Gropius wählten mit sicherem Auge Werke der hervorragendsten Künstlerpersönlichkeiten, so daß heute aus bereits historischer Sicht die Mappenwerke einen Querschnitt hervorragender Namen europäischer Kunst repräsentieren. So leistete das Bauhaus mit diesen Graphik-Editionen, die zu den bedeutendsten des frühen 20. Jahrhunderts gehören, der progressiven Kunstentwicklung einen wichtigen Dienst." (Bauhaus, Werkstattarbeiten. Katalog Weimar 1977, S. 62). L. Feininger gestaltete den Titel und entwarf die Schrift für Inhaltsverzeichnis, Rückendeckel etc.

Bauhaus-Drucke Neue Europäische Graphik. 3te Mappe: Deutsche Künstler. Hergestellt und hrsg. vom Staatlichen Bauhaus in Weimar. Mit 14 (12 sign.) Orig.-Graphiken von R. Bauer, W. Baumeister, H. Campendonk, W. Dexel, O. Fischer, J. van Heemskerk, B. Hoetger, A. Macke, F. Marc, J. Molzahn, K. Schwitters, F. Stuckenberg, A. Topp und W. Wauer. Potsdam, Müller 1921.

Diese Grafik wurde in wenigstens fünf Exemplaren (Köln, Breslau, Erfurt, Chemnitz, Weimar) im Rahmen der Aktion Entartete Kunst mit anderen Arbeiten Arnold Topps beschlagnahmt und in den verschiedenen Ausstellungen der "entarteten Kunst" gezeigt - u.a. in München 1937.

 

KÜNSTLER

Arnold Topp (* 8. März 1887 in Soest (Westfalen); 1945 verschollen und 1961 für tot erklärt) war ein deutscher Maler des Expressionismus und Kubismus.

Bereits 1904 war Arnold Topp mit den Soester Künstler Wilhelm Morgner, Wilhelm Wulff und Eberhard Viegener freundschaftlich verbunden. So schreibt Wilhelm Morgner an Wilhelm Wulff in einem  Brief am 1. Oktober 1909: "Heute ist Arnold Topp nach Düsseldorf abgefahren. Er hat sich vorher noch eine Skizze in dem schwarzen Rahmen »Die Heuhaufen« gekauft zum Preise von 20 M, freilich nicht sehr viel, aber doch immerhin etwas"1910 begann Topp eine künstlerische Ausbildung an der Kunstgewerbeschule Düsseldorf, wo er am Seminar für Zeichenlehrer bei Lothar von Kunowski studierte. Schon in dieser Zeit kam er in Kontakt zu den rheinischen Expressionisten. Nach dem Besuch und Abschluss des Soester Lehrerseminares begann er 1913 als Sport- und später als Zeichenlehrer am Saldernschen Realgymnasium in Brandenburg an der Havel.

Von hier aus pflegte Topp seinen früher geknüpften Kontakt mit Herwarth Waldens Galerie „Der Sturm“. Während der regelmäßigen Berlinaufenthalte entstanden Freundschaften mit Künstlerkollegen wie Bruno Taut und Georg Muche. Der künstlerische Erfolg stellte sich bald ein. Topps Arbeiten wurden 1915 in der Galerie „Der Sturm“ ausgestellt. Jedoch erfuhr noch im selben Jahr seine künstlerische Schaffenskraft eine Unterbrechung, bedingt durch den Einzug zum Kriegsdienst. Während der Schlacht um Verdun erlitt er Verwundungen und kehrte 1918 nach Lazarettaufenthalten nach Brandenburg zurück, wo er weiter als Lehrer arbeitete. Ab 1927 hatte er den Titel Studienrat.

1914 heiratete der Maler Else Hollerbaum (* 1891) und im darauffolgenden Jahr wurde sein erster Sohn Helmut, 1921 sein zweiter Sohn Franz-Georg geboren. Seine Ehe stand unter keinem guten Stern. Neben zahlreichen Seitensprüngen behandelte er seine Frau oft übel, was seine Freunde befremdete. Andererseits hatte seine Frau wenig Verständnis für seine Kunst.

Arnold Topp zählt zu den Gründungsmitgliedern des 1919 entstandenen Arbeitsrates für Kunst. 1926 stellte er mit Kurt Schwitters und Lajos d’Ebneth in „Der Sturm“ aus. Bis 1929 folgten Beteiligungen an zahlreichen Ausstellungen in Deutschland, aber auch in den Vereinigten Staaten von Amerika, der Sowjetunion, Japan sowie Frankreich. Weiterhin wurde von ihm im Zuge des Illustratorberufes Das Hohe Ufer gestaltet.

In Reaktion auf das Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums trat er 1933 in den NS-Lehrerbund ein. Trotzdem brandmarkten die Nationalsozialisten sein Schaffen als entartet und er wurde folglich mit mindestens fünf seiner Werke in der Ausstellung Entartete Kunst von 1937 ausgestellt.

Obwohl Topp ab 1934 wieder mit seiner Frau verheiratet ging sein Lebenswandel unverändert weiter. Als sich eine seiner Geliebten das Leben nahm, verlangte Oberbürgermeister Wilhelm Sievers seine Bestrafung. Das Schulamt, das ihn weiter als Lehrer schätzte, nahm ihn aus der Schusslinie und versetzte ihn 1940 nach Meseritz im Osten Brandenburgs. Im letzten Kriegsjahr wurde er zum Volkssturm einberufen und anschließend zur Wehrmacht versetzt. Seit einem Kampfeinsatz selben Jahres gilt er als verschollen, vermutlich geriet er in sowjetische Kriegsgefangenschaft.

Bedingt durch die Flucht vor der Roten Armee war seine Frau gezwungen, Haus, Atelier und damit auch Arbeiten ihres Mannes zurückzulassen. Sie beantragte 1961 die Todeserklärung ihres Mannes durch das Amtsgericht Soest.

Arnold Topp ist bekannt für seine farbenfrohen, kubistischen Bilder, die oft figurative, landschaftliche und architektonische Elemente enthalten. Charakteristisch für sein Werk ist die kompositorisch angelegte innere Dynamik, seine Ölgemälde kennzeichnet eine glühende Farbigkeit.

  

LITERATUR

Rainer Enders: Arnold Topp - Ein Lebensbild. Vdg, Weimar 2007, ISBN 3-89739-547-9.