Eugen Spiro (1874-1972)


Verkauft

 

 

TITEL  Wolken am Meer

TECHNIK  Öl / Leinwand / Karton

SIGNATUR  Oben rechts "Eugen Spiro 18"

ENTSTEHUNGSJAHR  1918

GRÖSSE (H x B) 33,5 x 45,8 cm

RAHMEN  Schöner Holzrahmen

ZUSTAND  Der alte, wohl ursprüngliche Karton an der Unterkante bemalt

PROVENIENZ  Galerie Bassenge, Berlin, Auktion 94, 2009; Süddeutscher Privatbesitz

 

KUNSTWERK

"Wolken am Meer", 1918, Öl / Leinwand / Karton, 33,5 x 45,8 cm, signiert "Eugen Spiro 18".

Das Gemälde enstand in der erfolgreichen Berliner Zeit Eugen Spiros. Er war seit 1915 im Vorstand der Berliner Sezession und beteiligte sich regelmäßig an den großen Berliner Kunst-Ausstellungen. Eugen Spiro war auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Auf der Insel Hiddensee hatte die Familie Spiro im sogenannten "Sethe-Hof" ihr Familiendomizil. Es gab u.a. Kontakt mit Gerhart Hauptmann. Vermutlich enstand dieses Gemälde im Sommer 1918 an der Ostsee. Die Grüne Küste und das Meer mit dem großen Wolkenhimmel sind typisch für den Norden Deutschlands. 

 

KÜNSTLER

Eugene Spiro, geboren als Eugen Spiro, (* 18. April 1874 in Breslau, Schlesien; † 26. September 1972 in New York) war ein deutsch-amerikanischer Maler und Grafiker. Er ist bekannt als Landschafts- und Porträtmaler, Bruder von Baladine Klossowska.

Eugen Spiro wurde am 18. April 1874 in Breslau als eines von neun Kindern des Synagogen-Kantors und Komponisten Abraham Baer Spiro (1833–1903) und der Fanny Spiro, geb. Form (1837–1901), geboren. Die jüdische deutschsprachige Bevölkerung war in dieser Zeit Träger eines regen geistigen und künstlerischen Lebens in Breslau. Spiro besuchte das St.-Elisabeth-Gymnasium seiner Heimatstadt, wo vor allem seine künstlerische und mathematische Begabung auffiel. Nach kurzer Lehrzeit in einer Breslauer Firma für Damenkonfektion studierte er von 1892 bis 1894 Malerei an der Akademie für Kunst und Kunstgewerbe in Breslau bei Albrecht Bräuer (1830–1897). Als Lehrer von zahlreichen Schülern hochgeschätzt, war Bräuer das Vorbild für die Titelfigur in dem Drama Michael Kramer von Gerhart Hauptmann, der von 1880 bis 1882 an der Breslauer Akademie Bildhauerei studiert hatte.

1894 wechselte Spiro an die Akademie der Bildenden Künste München, die eine der führenden künstlerischen Ausbildungsstätten im deutschsprachigen Raum war. Zunächst Schüler bei dem Historienmaler Wilhelm von Lindenschmit dem Jüngeren (1829–1895) wurde Spiro 1895 zusammen mit Richard Pietzsch einer der ersten Schüler Franz von Stucks, die dieser nach seiner Berufung als Akademieprofessor persönlich auswählte. 1897 ernannte Franz von Stuck Eugen Spiro zu seinem Meisterschüler und wies ihm ein eigenes Atelier in der Villa Stuck zu. Im selben Jahr erhielt Spiro das Stipendium eines privaten Kunstmäzens, das ihm 1897/98 einen einjährigen Italienaufenthalt ermöglichte. Spiro nutzte dieses Jahr vor allem, um durch Kopien alter Meister in den italienischen Museen seine technischen Fähigkeiten zu schulen.

Nach Deutschland zurückgekehrt, ließ sich Spiro zunächst in München als Maler nieder, wurde 1900 Mitglied der Münchner Secession (bis 1933) und beschickte deren Ausstellungen im Glaspalast München. Er beteiligte sich an zahlreichen weiteren Ausstellungen. Besonders die dort gezeigten Porträts wurden spätestens seit der Jahrhundertwende von der Fachpresse gewürdigt. Zwischen 1898 und 1921 veröffentlichte Spiro auch in der Zeitschrift Jugend.

Nach einem Aufenthalt in Breslau und Reisen nach Venedig und Paris zog Spiro 1904 nach Berlin um, weil er sich von dem kosmopolitischen Klima der Hauptstadt und dem Kontakt mit der Berliner Secession sowie dem französischen Impressionismus, dessen Werke in Berliner Ausstellungen regelmäßig zu sehen waren, neue Anregungen für seine Kunst versprach. 1903 heiratete er die Schauspielerin Tilla Durieux; die Ehe wurde 1905 in beiderseitigem Einvernehmen geschieden, nachdem sich Durieux in den Berliner Kunsthändler Paul Cassirer verliebt hatte. Spiro hat seine erste Frau mehrfach porträtiert. 1906 wurde er Mitglied der Berliner Secession (bis 1933).

Im selben Jahr siedelte er nach Paris über, ohne jedoch seine Ausstellungstätigkeit in Deutschland zu vernachlässigen. In Berlin unterhielt er weiterhin ein Atelier und nahm Porträtaufträge an. In Frankreich fand Spiro Anschluss an den Malerkreis des „Café du Dôme“. Die in Paris geknüpfte Freundschaft mit Hans Purrmann sollte noch viele Jahre überdauern. Spiro unterrichtete an der „Académie Moderne“, einer mit der Künstlergruppe Nabis in Verbindung stehende Ausbildungsstätte, und stellte mehrfach im 1903 gegründeten Salon d’Automne aus. 1911 wurde er zum „Officier de l’Académie des Beaux-Arts“ ernannt.

Der Kriegsausbruch von 1914 und die damit verbundene Deutschenfeindlichkeit veranlassten Spiro, nach Berlin zurückzukehren. Von 1915 bis 1917 arbeitete er als Zeichner in der „Kartographischen Abteilung des Generalstabs der Armee“, wo u. a. Hans Meid und Joseph Oppenheimer seine Kollegen waren. Gleichzeitig setzte er seine Tätigkeit als Maler, besonders als Porträtist fort. Nach dem Krieg war er zudem als Lehrer in seinem eigenen Atelier und an der Lewin-Funcke-Schule tätig. Zu seinen Schülern zählten Egbert Lammers und die Französin Marcelle Cahn (1895–1981), spätere Protagonistin der kubistischen und konstruktivistischen Kunst, die von 1915 bis 1918 die Berliner Malklassen von Eugen Spiro und Lovis Corinth besuchte.

1915 wurde Spiro in den Vorstand der Berliner Secession gewählt, zunächst als Schatzmeister, in den folgenden Jahren bis 1933 als ordentliches Vorstandsmitglied. Die bereits 1907 begonnene regelmäßige Beteiligung an den „Großen Berliner Kunstausstellungen“ setzte er bis 1931 fort. 1924 wurde er Mitglied der Ankaufskommission der Nationalgalerie Berlin. Im gleichen Jahr erfolgte auch die Ernennung zum Professor an der Staatlichen Kunstschule Berlin. 1917 heiratete Spiro in zweiter Ehe Elisabeth Saenger-Sethe. Aus der Ehe ging ein Sohn hervor, der 1918 in Berlin geborene Peter Spiro. In den Jahren zwischen 1918 und 1935 reiste das Ehepaar viel, nach Oberitalien (Lago Maggiore), Paris, Südfrankreich (Cassis), Korsika, Spanien (Tossa del Mar), Portugal, Marokko und Dalmatien. Dazu kamen Fahrten an den Bodensee zu der Familie des Malerfreundes Hans Purrmann, und häufige Sommeraufenthalte auf Hiddensee, wo sich Spiro von dem mit der Familie verwandten Architekten Otto Firle (1889–1966) ein Sommerhaus erbauen ließ. Dort pflegten die Spiros auch den Kontakt mit Gerhart Hauptmann. 1921 finanzierte die Marées-Gesellschaft auf Anregung des mit Spiro befreundeten Kunstkritikers Julius Meier-Graefe eine Reise Spiros nach Italien, damit dieser für ein Mappenwerk originalgetreue Kopien der römischen Fresken im Vatikan und in Neapel schaffen konnte. Vielgefragter Porträtist der gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und künstlerische Elite, selbst weltgewandter Lebemann, befand sich Spiro im Berlin der „goldenen zwanziger Jahre“ in materieller Hinsicht auf dem Höhepunkt seiner Karriere.

Anfang der dreißiger Jahre begann der Aufstieg des Nationalsozialismus erste Schatten auf Spiros Leben zu werfen. Obwohl 1933 in den Vorstand der Berliner Secession wiedergewählt, legte Spiro auf Anraten seiner Frau alle Ämter nieder, um möglichen antisemitischen Attacken keine Angriffsfläche zu bieten. Bis 1935 konnte er das Ausstellungsverbot, das ihn als jüdischen Künstler und Nicht-Mitglied der Reichskulturkammer traf, durch Ausstellungen im Ausland umgehen.

Im Oktober 1935 entschloss sich Spiro zur Emigration nach Paris. Bei der Überwindung rechtlicher und materieller Hürden half ihm die großzügige Unterstützung des Politikers und späteren Hohen Kommissars André François-Poncet und der Baronin Maria-Anna von Goldschmidt-Rothschild. In Paris versuchte Spiro, an seine früheren Beziehungen anzuknüpfen und sich als Porträtmaler der gesellschaftlichen und geistigen Prominenz zu etablieren. 1936 verbrachte er einen glücklichen Sommer in Sanary-sur-Mer, von 1933 bis 1939 Treffpunkt der aus Deutschland emigrierten Intellektuellen. Die Pariser Jahre blieben jedoch eine prekäre Zeit, geprägt von politischer Unsicherheit und beengten wirtschaftlichen Verhältnissen.

1936 beteiligte Spiro sich an der Gründung der „union des artistes libres“, einem aus dem „Bund freier deutscher Künstler“ hervorgegangenen Zusammenschluss emigrierter deutschsprachiger Künstler. 1938/1939 übernahm er deren Vorsitz. Mitglieder waren u. a. Max Beckmann, George Grosz, Wassily Kandinsky, Paul Klee, Oskar Kokoschka (Ehrenvorsitz), Bruno Krauskopf, Anton Räderscheidt, Gert Heinrich Wollheim, Wols u. a. Ziel war es, die aus Deutschland vertriebene deutsche Kunst in ihrer stilistischen Vielfalt zu präsentieren und den von den Nationalsozialisten mundtot gemachten Künstlern im Ausland ein Präsentationsforum zu verschaffen.

Spiro organisierte auch gemeinsam mit Paul Westheim 1938 in Paris eine große Schau von in Deutschland verfemten Künstlern als unmittelbare Antwort auf die 1938 von den Nationalsozialisten gezeigte Propaganda-Ausstellung „Entartete Kunst“. In Paris wurde Spiro Mitglied der 1928 gegründeten „Ligue International contre l’Antisemitisme“.

Der deutsche Einmarsch 1940 zwang das Ehepaar Spiro zur erneuten Flucht. Die Gestapo hatte Eugen Spiro wegen seines humanitären-freiheitlichen Engagements auf die Liste der nach dem Einmarsch in Paris zu verhaftenden Exilanten gesetzt. Eugen Spiro flüchtete zusammen mit seiner Frau, seiner neuen Lebensgefährtin Lilly Jacob und den Schwiegereltern Samuel Saenger und Irmgard Saenger-Sethe über Biarritz nach Marseille, wo er zusammen mit André Breton, Hans Bellmer und Tristan Tzara materielle Unterstützung und Schutz vor Internierung in Varian Frys Villa Bel-Air fand. Den Bemühungen des „Emergency Rescue Committee“ um Varian Fry sowie der Fürsprache von Gönnern, u. a. von Thomas Mann, bei Präsident Franklin D. Roosevelt war es auch zu verdanken, dass Spiro, Lilly Jacoby, Elisabeth Spiro und deren Eltern Ausreise-Visen über Lissabon für die USA erhielten, obwohl das Aufnahmekontingent für deutsche Flüchtlinge längst erschöpft war.

Im Frühjahr 1941 traf die Spiro-Familie in New York ein, wo Spiro seinen Wohnsitz für den Rest seines Lebens nahm. In den folgenden Jahren entstanden zahlreiche Porträts, besonders von prominenten europäischen Emigranten, wie er überhaupt engen Kontakt zu den deutschsprachigen Exilkreisen hielt und Immigranten in Not unterstützte. 1941 wurde die Ehe zwischen Eugen und Elisabeth Spiro geschieden, die schon seit 1937 zu ihrem eigentlichen Ende gekommen war, da Elisabeth Spiro in dem jüdischen Publizisten, Theatermann, Politiker und langjährigen Gerhart-Hauptmann-Vertrauten Joseph (José) Chapiro einen neuen Lebensgefährten gefunden hatte. Eugen Spiro heiratete 1941 in dritter Ehe Lilly Jacobi (gest. 1989), die er 1937 im Pariser Exil kennengelernt hatte und die ihn nach Amerika begleitete. Das Verhältnis zwischen Eugen Spiro, Elisabeth Spiro (seit 1944 verehelichte Chapiro) und Lilly Jacoby blieb bis an des Künstlers Lebensende freundschaftlich.

Die Galerie St. Etienne in New York richtete seit 1943 sieben Einzelausstellungen für Eugen Spiro aus, im Salmagundi-Art Club New York stellte er ebenfalls regelmäßig aus. Seit 1949 hatte Spiro eine Pädagogenstelle in der Malschule Wayman-Adams-Sommerschule „The Mill“ in Elizabethtown im Bundesstaat New York inne, 1954 übernahm er deren Leitung. In den 50er Jahren unterrichtete er als Porträtlehrer gleichfalls am Dartmouth College in Hanover (New Hampshire).

In den fünfziger Jahren wurde Eugen Spiro in seinem ehemaligen Heimatland Deutschland allmählich wiederentdeckt. Wichtige Schritte dazu waren ein 1954 von Theodor Heuss erteilter Porträtauftrag, die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes 1964 und die große Retrospektiv-Ausstellung in Berlin von 1969. Von 1954 bis 1967 führte Spiro die durch den Krieg unterbrochene Tradition der sommerlichen Malreisen fort, die neben Oberitalien auch Dänemark und die Schweiz zum Ziel hatten und besuchte Bekannte und Verwandte in Frankreich, England und Deutschland. Sein letztes Ölgemälde ist von 1967 datiert. Eugen Spiro starb am 26. September 1972 in einem New Yorker Hospital

(Quelle: Wikipedia.de)

 

AUSSTELLUNGEN

  • 1934 Berlin, Jüdisches Museum (zusammen mit Ludwig Meidner)
  • 1934 Prag und Brünn, Mährischer Kunstverein
  • 1936 Amsterdam
  • 1943 New York, Galerie St. Etienne (1945, 1946, 1949, 1954, 1960 erneut)
  • 1957 Düsseldorf, Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen,
  • 1959 München, Galerie Wolfgang Gurlitt
  • 1969 Berlin, Retrospektiv-Ausstellung
  • 1978 Köln, Retrospektiv-Ausstellung der Galerie von Abercron
  • 1979 Berlin, Kunstamt Tiergarten
  • 2002 Breslau, Stadtmuseum, Eugen Spiro und Nachkommen (zusammen mit Peter und Elizabeth Spiro)
  • 2004 London, Jewish Cultural Centre
  • 2008 München, Galerie von Abercron, The Spiro Family

 

MUSEEN UND SAMMLUNGEN

  • Deutsches Historisches Museum Berlin
  • Gemäldegalerie Berlin
  • Jüdisches Museum Berlin
  • Kupferstichkabinett Berlin
  • Kunsthalle Bremen
  • Historisches Museum der Stadt Breslau
  • Bezalel Museum, Jerusalem
  • Ben Uri, The London Jewish Museum of Art
  • Schiller-Nationalmuseum, Marbach am Neckar
  • Städtische Galerie im Lenbachhaus, München
  • Neue Pinakothek, München
  • Museum of the City of New York
  • Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg
  • Musée d’art moderne de la Ville de Paris
  • Carnegie Museum of Art, Pittsburgh
  • Kunstforum Ostdeutsche Galerie, Regensburg
  • Tel Aviv Museum of Art
  • Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen (RWTH Aachen)
  • Deutsches Theater Berlin
  • Max-Planck-Institut, Berlin-Dahlem
  • Reichstag, Berlin
  • Freie Universität Berlin
  • Sammlung Marcel Reich-Ranicki, Frankfurt am Main
  • ehem. Zeppelinwerke Friedrichshafen
  • Erzdiözese Michigan, Detroit
  • Max-Reger-Institut, Karlsruhe
  • Musikhochschule Luzern
  • Süddeutscher Verlag, München
  • Hunter College, New York
  • Außenministerium Prag
  • Staatstheater Stuttgart
  • Library of Congress, Washington
  • Deutsche Botschaft Washington
  • Sammlung Ferdinand D’Este, Wien

 

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