Peter August Böckstiegel (1889-1951)


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TITEL  Porträt Karl Woermann - II

TECHNIK  Kaltnadelradierung / Velin

SIGNATUR  "P.A. Böckstiegel" unten rechts

ENTSTEHUNGSJAHR  1925

GRÖSSE (H x B)  49,8 x 39,8 cm (69,2 x 50 cm)

AUFLAGE  Mindestens 5 Abzüge

RAHMEN  Neuer Galerierahmen aus Eichenholz mit säurefreiem Passepartout und UV-Schutzverglasung

ZUSTAND  Schöner, gratiger Druck

PROVENIENZ  Privatbesitz

AUSSTELLUNG  Werke von Peter August Böckstiegel • Historisches Museum Steinhagen • 30. Juni 2019

AUSSTELLUNG  Das Bild ist Teil der folgenden Ausstellung:
​ 

SIEH MICH AN
Die Macht des Gesichts

1. März - 14. Mai 2023

Kunsthaus Rietberg - Museum Wilfried Koch
Emsstraße 1, 33397 Rietberg
www.museum.rietberg.de

 

KUNSTWERK

"Porträt Karl Woermann - II", Kaltnadelradierung auf Velin, 1925, 49,8 x 39,8 cm, signiert "P.A. Böckstiegel" und im Stein monogrammiert "PAB", betitelt und bezeichnet "Org. Radierung K. Nadel   Geh. Rat. Prof. Dr. Karl Woermann", Werkverzeichnis: Matuszak 163 II (Abb. S. 126).

Karl Woermann (1844-1933) war ein Kunsthistoriker und wurde 1892 Direktor der Dresdner Gemäldegalerie und leitete zudem bis 1895 das Kupferstichkabinett in Dresden. 1910 ging er in den Ruhestand (siehe auch Wikipeda Karl Woermann). Von Peter August Böckstiegel existieren noch eine Lithograhie (Matuszak 162) und zwei Zeichnungen Karl Woermanns (v. Wedel Z159, Z160). Böckstiegel schrieb in einem Brief an seinen Freund Max Tietz in Werther am 19.3.1925: "Gestern und die Tage davor war ich bei Geh. Rat Prof. Dr. Karl Woermann, früherer Leiter der Dresdner Galerie. 81 Jahre ist dieser alte Herr und dabei jung wie ein Fisch im Wasser so munter, für alles moderne ein offenes Auge. Es war für mich eine Freude zu zeichnen und zu radieren - ein echter westfälischer Kopf. Sein Großvater war in Enger geboren, so hatten wir doppelte Freude."

 

KÜNSTLER

Peter August Böckstiegel (* 7. April 1889 in Arrode (heute Werther (Westfalen)); † 22. März 1951 ebenda) war ein deutscher Maler und Vertreter des Westfälischen Expressionismus.

Peter August Böckstiegel wuchs als fünftes von sechs Kindern in Arrode, das heute zu Werther (Westfalen) gehört, in einer Kleinbauern- und Leineweberfamilie in einfachsten Verhältnissen auf. Bereits in der Volksschule in Werther wurde seine künstlerische Begabung deutlich. 1903 begann er eine Maler- und Glaserlehre im benachbarten Bielefeld.

Nach dem erfolgreichen Abschluss der Gesellenprüfung als Maler im Jahr 1907 besuchte Böckstiegel die neu gegründete Handwerker- und Kunstgewerbeschule Bielefeld, wo er den Bildhauer Erich Lossie, sowie die Maler Victor Tuxhorn, Ernst Sagewka und Heinz Lewerenz kennenlernte. Ludwig Godewols, Lehrer für Zeichnen nach der Natur an der Fachschule der Malerinnung in Bielefeld, erkannte Böckstiegels ungewöhnliches künstlerisches Talent und förderte ihn.

Im Jahr 1909 besuchte er mit Godewols und Mitschülern das Folkwang-Museum in Hagen, wo Werke von Paul Gauguin, Paul Cézanne, Édouard Manet, Auguste Renoir, Auguste Rodin und Anselm Feuerbach ausgestellt wurden. Böckstiegel wird im gleichen Jahr Mitglied der Bielefelder Künstlergruppe "Rote Erde".

Erste datierte Bilder Böckstiegels stammen aus dem Jahr 1910. Obwohl in der Kunstgewerbeschule auf naturalistische Darstellungen äußersten Wert gelegt wurde und durch Böckstiegel akademische Zeichnungen mit klassischen Schattierungen und Verwischungen entstanden, fand Böckstiegel schon früh zu seinem eigenen Stil.

Im Jahr 1912 besuchte Böckstiegel mit seinem Lehrer Godewols und einigen Mitschülern die Sonderbund-Ausstellung in Köln, wo ihn besonders Vincent van Gogh beeindruckte.

Zum Wintersemester 1913 wechselte er mit Hilfe eines privaten Stipendiums an die Akademie der Bildenden Künste nach Dresden, wo er vor allem auch den acht Jahre jüngeren Conrad Felixmüller und wenig später dessen Schwester Hanna Müller († 1988) kennenlernte. Seine Lehrer waren Oskar Zwintscher und später Otto Gussmann, bei dem er später Meisterschüler wurde. Gegen Widerstände im Lehrbetrieb, in dem er vor allem das „jugendliche Brennen der Brücke-Maler“ vermisste, behielt er seinen bereits entwickelten Stil bei und beeinflusste nach Einschätzung Felixmüllers durch seine befreiend wirkende farbige Kraft, seinen unmittelbaren Vortrag und seine Naturverbundenheit nicht nur das Schaffen seiner Mitschüler, sondern auch seines Lehrers Gussmann. Im Jahr 1914 entstand eines der beeindruckendsten Porträts dieser Zeit, das Conrad Felixmüller breitbeinig und Pfeife rauchend vor einer wild geblümten Tapete als selbstbewussten Künstler zeigt.

Zu Beginn des Jahres 1915 wurde Böckstiegel zum Kriegsdienst herangezogen. Am 1. Januar 1915 vollendete er das Bild Abschied, das ihn und seine Verlobte Hanna vor einem leuchtend gelb-orangen Hintergrund zeigt. Während Böckstiegel aufrecht stehend in beiden Händen und im Mund Pinsel hält, schmiegt sich Hanna an ihn, wobei ihr Gesicht in grünen und gelben Tönen gehalten ist. Im Krieg musste er als Landsturmmann dienen, behielt aber die Möglichkeit, nebenher künstlerisch zu arbeiten. In den Jahren 1916 bis 1919 wurde er in Russland, Rumänien und in der Ukraine eingesetzt.

Während des Krieges brachen seine Kontakte zur Dresdner Szene nicht ab. Er schloss sich 1917 mit Conrad Felixmüller, Bernhard Kretzschmar, Otto Lange und Constantin von Mitschke-Collande zur Gruppe 1917 zusammen, deren Werke nun gemeinsam mit denen der Brücke-Künstler gezeigt wurden.

Ein englisches Schiff brachte ihn und seine Kameraden im März 1919 von Nykolajew am Schwarzen Meer zurück nach Deutschland.

1919 gründete sich die Dresdner Sezession Gruppe 1919, zu deren Mitgliedern Conrad Felixmüller, Otto Dix, Otto Schubert, Gela Foster, Otto Lange, Lasar Segall, Constantin von Mitschke-Collande, Wilhelm Heckrott, Hugo Zehder und als auswärtiges Mitglied Oskar Kokoschka gehörten. Nach seiner Rückkehr aus dem Krieg im März schloss Böckstiegel sich der Gruppe an. Im Juli 1919 heiratete er seine Verlobte Hanna Müller. Ende des Jahres verließ er gemeinsam mit Felixmüller und Schubert die Gruppe 1919.

Im Jahr 1920 wurde seine Tochter Sonja († 2005) geboren. Im gleichen Jahr gewährte ihm die Dresdner Akademie der Bildenden Künste das Carlo Torniamentische Reise-Stipendium.

Im Jahr 1921 erhielt er anstelle des auch Rompreis genannten Großen Sächsischen Staatspreises, den er als Bürger Preußens nicht erhalten konnte, ein Ehrenzeugnis mit dem dazugehörigen Geldpreis.

1925 kam sein Sohn Vincent († 2007) zur Welt.

Im Jahr 1929 begann Böckstiegel mit der Fertigung erster plastischer Arbeiten. Noch im selben Jahr starb seine Mutter. Wenig später (1931) starb Böckstiegels Vater. Böckstiegel verlor mit ihnen die Menschen, von denen er selbst schrieb, dass sie ihm als erdverbundene Menschen, die unermüdlich ihr ganzes Leben lang, mit ausdauerndem Fleiß und größter Liebe ihr Ackerland in Arrode bebauten, in seiner Arbeit zum Sinnbild des Menschentums wurden.

Eine deutliche Zäsur erfuhr sein Schaffen in der Zeit des Dritten Reiches. Zwar wurde Böckstiegel nicht mit einem Ausstellungsverbot belegt, jedoch wurden seine Werke zur „entarteten Kunst“ erklärt, abgehängt, zurückgewiesen, beschlagnahmt oder gar zerstört. 1933 wurden sein Gemälde Bauernkind mit Äpfeln zunächst aus der Dresdner Gemäldegalerie und anschließend weitere Werke von anderen Museen aus den Sammlungen entfernt. 1937/1938 wurden über 100 seiner Werke beschlagnahmt und, soweit sie nicht gegen Devisen im Ausland verkauft werden konnten, auf dem Hof der Berliner Hauptfeuerwache verbrannt.

Bei der Bombardierung Dresdens am 13./14. Februar 1945 wurden sein Atelier am Antonsplatz 1 und über tausend seiner Werke, Plastiken, Gemälde, Zeichnungen, Druckstöcke und Radierplatten vernichtet. Böckstiegel selbst entging dem Bombardement nur knapp, nachdem er zuvor versucht hatte, Teile seines Werkes auszulagern. Er kehrte mit seiner Familie zurück in sein Elternhaus nach Werther, das den Krieg unbeschadet überstanden hatte. Dort ging er an den Ausbau des Hauses, um sich ein neues Atelier und eine dauerhafte Bleibe zu schaffen.

Im Jahr 1947 wurde Böckstiegel Erster Vorsitzender der „Westfälischen Sezession 1945“.

In den Jahren 1948 und 1949 porträtierte Böckstiegel meist unter der Überschrift „Stumme Anklage“ eine Reihe von durch Krieg, Not, Flucht und Vertreibung gezeichneten Flüchtlingen, die nach Westfalen gekommen und bei den Bauern seiner Nachbarschaft untergebracht worden waren.

1949 kehrte Böckstiegel nach Dresden zurück und beteiligte sich an der 2. Deutschen Kunstausstellung. Er erhielt ein Ehrenatelier in der Akademie in Dresden. Noch im gleichen Jahr besuchte er mit seinem Sohn Vincent die Ruine am Antonsplatz 1. Aus dem verschütteten Keller barg er beschädigte Plastiken und einen Teil der Fragmente.

In den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden begann 1950 eine umfassende Einzelausstellung, die über Böckstiegels Tod hinaus in vielen Städten zu sehen war.

Am 22. März 1951 verstarb Peter August Böckstiegel in seinem durch sein künstlerisches Schaffen durch und durch geprägten Elternhaus in Arrode. Er liegt auf dem Evangelischen Friedhof in Werther begraben.

Böckstiegels Platz in der Kunstgeschichte heute
Sein Frühwerk ab 1910 ist zunächst noch impressionistisch verhaftet. Aufgrund seines Schaffens in der Zeit von 1913 bis 1925 gehört er zu den wichtigsten Vertretern des späten Expressionismus. Zusammen mit August Macke, Heinrich Campendonk, Wilhelm Morgner, Hermann Stenner und Christian Rohlfs gehört er zu den herausragenden Vertretern des rheinisch-westfälischen Expressionismus.

Hervorzuheben sind die Vielfalt der von ihm meisterlich beherrschten künstlerischen Ausdrucksformen, ausgehend von der Malerei über die Grafik, insbesondere auch der Druckgrafik, die Plastik, dekorative Werke (wie Reliefs, Mosaike und künstlerisch gestaltete Glasfenster) bis hin zur künstlerischen Gestaltung seines Eltern- und Wohnhauses durch Farbgebung und Schnitzereien.

Seine Liebe zur Natur, seine lebenslange Verbundenheit zu seiner Familie, vor allem seinen Eltern, seiner Frau und seinen zwei Kindern, den Nachbarn und seinem Elternhaus und seiner westfälischen Heimat prägen sein Werk.

Böckstiegels Werke zeigen vor allem die bäuerliche Lebenswelt. Als sein Vorbild bezeichnete der Maler den Franzosen Jean-François Millet. Denn so echt und bäuerlich groß wollte er auch malen. Böckstiegels Œuvre zeigt enge Bezüge zu van Gogh, nicht nur sein Selbstbildnis von 1914, sondern auch diverse Gemälde mit Sonnenblumen sind Indizien für seine intensive Auseinandersetzung mit Werken von Vincent van Gogh.
(Quelle: Wikipedia.de)

 

AUSSTELLUNGEN

Seine Bilder und Arbeiten wurden in einer Vielzahl von Ausstellungen in Europa und den USA gezeigt, u.a.:

1916: Zweite Ausstellung „Dresdner Künstler“
1917: Herbstausstellung Dresden
1918: 46. Ausstellung „Der expressionistische Holzschnitt“
1919: Galerie Emil Richter „Dresdner Sezession Gruppe 1919“
1919: Kunstausstellung Berlin 1919
1920: Sommerausstellung – Freie Secession
1920: Galerie Alice Frank – Kunstausstellung Berlin
1921: Galerie Alfred Flechtheim – Große Berliner Kunstausstellung
1921: Künstlervereinigung Dresden, Sommer Ausstellung
1923: Sommer Ausstellung Künstlervereinigung Dresden
1924: Sommer Ausstellung Künstlervereinigung Dresden
1925: Sommer Ausstellung Künstlervereinigung Dresden
1926: Sächsischer Kunstverein; Große Aquarell-Ausstellung, Brühlsche Terrasse
1927: Graphische Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes, Städtisches Kunstausstellungsgebäude Dresden
1928: Deutsche Kunst der Gegenwart, Norishalle Nürnberg
1928 Deutscher Künstlerbund, Kunstverein Hannover
1929: III. Große Westfälische Kunstausstellung – Münster
1929: Paris, Exposition Des Peintres Graveurs Allemands Contemporains
1929: Ausstellung Dresdner Handzeichnungen und Aquarelle der Gegenwart – Nürnberg
1931: Ausstellung Essen – Deutscher Künstlerbund
1933: Ausstellung Magdeburg – Deutscher Künstlerbund
1941: Große Westfälische Kunstausstellung, Städtisches Kulturamt Dortmund
1943: Ausstellung Deutsche Holzschnitte der Gegenwart, Kunstverein Flensburg August-September 1943
1943: Kunstausstellung Gau Sachsen, Brühlsche Terrassen
1947: Karl-Ernst-Osthaus-Museum Hagen, „2. Ausstellung Westfälische Sezession 1945“
1949: Dresden, Stadthalle am Nordplatz, „2. Deutsche Kunstausstellung“
1950: Staatliche Kunstsammlungen Dresden
1951: Kunstverein Bielefeld
1956: LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster
1969: LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster / Westfälischer Kunstverein Münster
1970: Kunsthalle Bielefeld
1975: Karl-Ernst-Osthaus-Museum Hagen, „Rohlfs Böckstiegel Morgner“
1975: Kunstmuseum Düsseldorf
1978/1979: Museumsgesellschaft Ettlingen
1979: Berlin, „Gedächtnisausstellung Peter August Böckstiegel“
1988: „German Expressionism. 1915–1925. The Second Generation“, Fort Worth, Texas, Modern Art Museum of Fort Worth
1989: LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster
1990: Jüdisches Museum Frankfurt, Expressionismus und Exil. Die Sammlung Ludwig und Rosy Fischer
1999: Hamburger Kunsthalle, Die Sammlung Bunte
2001: Kreishaus Gütersloh, „Peter August Böckstiegel. Das Werk sehen. Den Künstler entdecken“
2003: Gesicht - Maske - Farbe, Frauenbilder des frühen 20. Jahrhunderts, Westfälisches Landesmuseum Münster
2006: Städtische Galerie Dresden, „Arbeitswelten – Conrad Felixmüller, Peter August Böckstiegel“
2007: Kunsthalle Bielefeld, „Arbeitswelten – Conrad Felixmüller, Peter August Böckstiegel“ (rund 45.000 Besucher)
2009: Wilhelm-Morgner-Haus Soest, „Menschenbilder“
2010: Kunsthalle Bielefeld, „Westfälischer Expressionismus“
2012: Haus Opherdicke, „Mit der Erde verbunden“
2015: Stadtmuseum Gütersloh, „Peter August Böckstiegels ‚Familienbild‘. Vom Suchen, Finden und vom Restaurieren“

Einige wichtige Werke Böckstiegels befinden sich in großen Sammlungen und Museen: Stedelijk Museum Amsterdam, Düsseldorf, Dresden, Berlin, Hamburg, Stuttgart, LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster, Kunsthalle Bielefeld und Los Angeles County Museum of Art.

 

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