TITEL Petristraße Berlin
TECHNIK Lithographie
SIGNATUR -
ENTSTEHUNGSJAHR Um 1918
GRÖSSE (H x B) 26 x 30 cm
RAHMEN Ungerahmt
ZUSTAND Schöner Zustand; kl. Flecken u. Knicke
PROVENIENZ Privatbesitz
KUNSTWERK
"Petristraße Berlin", um 1918, Lithographie, 26 x 30 cm, unsigniert.
Die Lithographie "Petristraße Berlin" war für eine von dem Dresdner Kunsthistoriker Frikomar Dörfler geplante Grafikmappe „Berliner Novembergruppe 1919“ vorgesehen, die infolge der Inflation jedoch nicht zur Auslieferung kam. Sie sollte dreizehn Blätter in unterschiedlichen Techniken von zwölf Künstlern enthalten, die z. T. bereits vor der Gründung der Novembergruppe entstanden waren.
Siehe auch Georg Tappert "Berliner Rummel" und Moriz Melzer "Spreebrücke"
KÜNSTLER
Otto Nagel (* 27. September 1894 in Berlin-Wedding; † 12. Juli 1967 in Berlin-Biesdorf) war ein Berliner Maler. Er wurde 1970 postum Ehrenbürger von Berlin.
Otto Nagel wurde als Sohn des Tischlers und Sozialdemokraten Carl Nagel geboren. Nach der Volksschule begann er in einer Mosaik- und Glasmalereiwerkstatt eine Lehre zum Glasmaler, die er nicht abschloss, und arbeitete später als Transportarbeiter. Nagel engagierte sich früh in der Arbeiterjugend und trat 1912 in die SPD ein. Er leistete im Ersten Weltkrieg zunächst Kriegsdienst, kam dann aber wegen Kriegsdienstverweigerung in das Straflager Wahn bei Köln. 1917 wurde er Mitglied der USPD.
Im Jahr 1919 malte Otto Nagel seine ersten Ölbilder und Pastelle unter dem Einfluss von August Macke. 1920 wurde er Mitglied der KPD. Im Jahr 1922 initiierte er mit Erwin Piscator die Künstlerhilfe in der Internationalen Arbeiterhilfe (IAH). 1924 trat Nagel der Roten Gruppe Berlin bei und begleitete eine Ausstellung junger Künstler 1924–1925 in die Sowjetunion. Im Jahr 1926 stellte Otto Nagel im Sängerheim, einem Bierlokoal in Wedding, seine aktuellen Bilder aus. Der Wedding war inzwischen zu einem roten Arbeiterbezirk geworden, so dass es zum Ausstellungsort in der Weltbühne hieß: „Ein ungewöhnliches Milieu für Kunst. [...] Das Publikum, Männer und Frauen vom Wedding, ernst, schweigsam, langsam die Bilder betrachtend. Sie sehen sich selbst an den Wänden, von einem der ihren gemalt: den Briefträger, die alte Frau im Spital, die Nutte vom Karree Nettelbeckplatz, den Idioten ‚Vater‘ von der Wach- und Schließgesellschaft, den Budiker von der Ecke. Ich stelle mir die Menschen, die im Sängerheim diese Bilder betrachten, in der Nationalgalerie vor. Sie gehen fremd, verwundert, ratlos von Bild zu Bild und gehen verdattert zur Tür hinaus. Sie dürfen ja hingehen, aber sie fühlen sehr schnell, dass sie nur geduldet sind“.
Otto Nagel war eng mit Heinrich Zille und Käthe Kollwitz befreundet, deren Nachlass er ordnete. Nagel gab zahlreiche Schriften über ihr Werk heraus. Von 1928 bis 1931 stellte er in der Novembergruppe aus. Von 1928 bis 1932 war er Herausgeber und Redaktionsleiter der Satirezeitschrift Eulenspiegel. 1933 wurde Otto Nagel zum Vorsitzenden des Reichsverbandes der Bildenden Künstler Deutschlands gewählt. Die Wahl wurde einen Tag später von den Nazis annulliert, weil sich Nagel zu stark politisch gegen sie engagiert hatte. Hausdurchsuchungen und Inhaftierungen (unter anderem im KZ Sachsenhausen 1936/1937) folgten, Nagel erhielt Malverbot im Atelier. Zahlreiche seiner Bilder wurden als „entartet“ eingestuft und vernichtet. 1937 kam Nagel auf Initiative seiner Frau wieder frei, durfte aber in seinem Atelier weiterhin nicht arbeiten. So avancierte er zum Straßenmaler mit Stadtlandschaften des damals noch nicht zerstörten Berlin.
Nach Kriegsende lebte und arbeitete Otto Nagel zuerst in Bergholz-Rehbrücke bei Potsdam, wo eine Grundschule später seinen Namen erhielt, ab 1952 in Biesdorf. Dort gibt es eine nach ihm benannte Straße. Nagel verband eine Freundschaft mit Ursula Wendorff-Weidt. Ein Meisterschüler Nagels war Harald Metzkes, der die Berliner Malschule begründete. 1945 gehörte Otto Nagel zu den Mitbegründern des Kulturbundes. Die Zwangsvereinigung von SPD und KPD führte dazu, dass Nagel 1946 Mitglied der SED wurde. Der Kulturbund delegierte ihn als Mitglied der Beratenden Versammlung Brandenburgs. Außerdem war er Mitglied des 1. und 2. Volksrats der SBZ, der Provisorischen Volkskammer und anschließend der Volkskammer der DDR bis 1954. Während der Formalismusdebatte warnte Nagel vor den Gefahren einer ideologisch bornierten Kulturpolitik, die sich u. a. gegen die vermeintliche Dekadenz der Moderne richtete. Von 1956 bis 1962 wirkte er als Präsident der Akademie der Künste der DDR.
Er war verheiratet mit Walentina („Walli“) Nagel. Otto Nagel wurde in der Künstlerabteilung des Berliner Zentralfriedhofs Friedrichsfelde beigesetzt, sein von Gerhard Thieme geschaffenes Grabmal steht unter Denkmalschutz. Sein Grab ist Ehrengrab des Landes Berlin. (Quelle: Wikipedia.de)