TITEL Becher mit drei Federn
TECHNIK Aquarell / Tusche
SIGNATUR Unten links „A.Jawlensky“
ENTSTEHUNGSJAHR Um 1929
GRÖSSE (H x B) 19,2 x 16 cm
RAHMEN Holzrahmen
ZUSTAND Gut erhalten
PROVENIENZ Privatsammlung, Österreich; Auktionshaus Nagel; Privatsammlung, Deutschland; Villa Grisebach; Privatbesitz, Berlin
KUNSTMARKT Ein ähnliches Aquarell wurde 2010 in München für 31.720€ excl. MwSt. versteigert
KUNSTWERK
"Becher mit drei Federn", um 1929, Aquarell / Tusche, 19,2 x 16 cm, signiert „A.Jawlensky“, im vierten Band des Werkverzeichnisses unter der Nummer 626 (Seite 236) aufgenommen und registriert und auf Seite 248 farbig abgebildet.
Die kleinen Gelegenheitsarbeiten, die mitunter als vollgültige Kompositionen anzusehen sind, sind typisch für Jawlensky, der sie oft als Dank für kleine Aufmerksamkeiten verschenkte. Wie in unserem Falle sind es oft kleine Stillleben aus dem Alltagsumkreis des Künstlers, die in einer eher zufälligen Anordnung gesehen werden. Das gibt gerade diesen kleinen Aquarellen eine Spontaneität, die sonst bei Jawlensky selten zu finden ist.
Jawlensky beginnt 1905 in Aquarelltechnik zu arbeiten, jedoch setzt eine verstärkte Auseinandersetzung mit dem Medium erst im Zuge seiner ersten Aufenthalte in Murnau ab 1907 ein. Ähnlich wie seine Künstlerkollegen Wassily Kandinsky, Gabriele Münter und Marianne von Werefkin, mit welchen er die Sommermonate gemeinsam in Murnau verbingt, hält Jawlensky die umliegende Bergwelt in Aquarellen mit starken Konturen und intensiver Farbigkeit fest. Diese Elemente überträgt er zwischen 1914 und 1915 auch auf eine Reihe von Blumenaquarellen, welche ausnahmslos Blumen in Vasen und Töpfen vor farbigem Grund in all ihrer Strahlkaft in Szene setzen.
In dieser kleinen Arbeit nimmt der Künstler etliche Jahre später das Motiv des Stilllebens mit sicherem Strich und in äußerster Konzentration des Themas wieder auf. Der Hintergrund bleibt leer, jegliche Andeutung eines räumlichen Kontextes wird vermieden. In ihrer Einfachheit und formalen Typisierung gibt Jawlensky dem "Becher mit drei Federn" einen heiteren, fast humoristischen Akzent.
KÜNSTLER
Alexej von Jawlensky (ursprünglich Alexei Georgijewitsch Jawlenski; russisch Алексей Георгиевич Явленский, wiss. Transliteration Alexej Georgievič Javlenskij; * 25. März 1865 in der Nähe von Torschok, Russisches Kaiserreich; † 15. März 1941 in Wiesbaden) war ein russisch-deutscher Maler, der auch in der Schweiz und in Deutschland wirkte. Jawlensky zählt als Maler des Expressionismus zum Umfeld der von Wassily Kandinsky und Franz Marc initiierten Künstlergemeinschaft Der Blaue Reiter.
Als ehemaliger Offizier der zaristischen Armee beginnt Jawlensky erst 1889 in St. Petersburg mit seiner künstlerischen Ausbildung. Er studiert bei Ilja Repin und lernt über diesen Marianne von Werefkin und Helene Nesnakomoff, seine spätere Frau, kennen. Mit beiden siedelt Jawlensky 1896 nach München über, um eine private Kunstschule zu besuchen. Hier lernt er Wassily Kandinsky kennen. Der Künstler unternimmt mehrere Reisen nach Frankreich und kann 1905 durch Vermittlung von Sergej Djagilev im Salon d'automne zehn Gemälde zeigen. Jawlensky trifft zum ersten Mal Henri Matisse.
Im Sommer 1908 arbeitet er mit Kandinsky, Marianne von Werefkin und Gabriele Münter erstmals zusammen in Murnau. Hier entsteht auch die Idee zur Gründung der "Neuen Künstlervereinigung München", zu der sich die vier Maler und andere Münchner Künstler 1909 zusammenschließen. Im Dezember desselben Jahres findet in München die erste Ausstellung der Gruppe statt. Zwei Jahre später wird der 'Blaue Reiter' als neue große Idee einer künstlerischen Zusammenarbeit ins Leben gerufen. 1913 nimmt Jawlensky am Ersten Deutschen Herbstsalon Herwarth Waldens in Berlin teil.
Als 1914 der Erste Weltkrieg beginnt, wird Jawlensky als russischer Staatsbürger aus Deutschland ausgewiesen. Er siedelt mit seiner Familie und Marianne von Werefkin nach St. Prex am Genfer See über und lebt bis 1921 in der Schweiz, wo er 1918 mit seinen abstrakten Köpfen beginnt. Anschließend lässt sich Jawlensky endgültig in Wiesbaden nieder. Eine schwere Arthritis-Erkrankung im Jahr 1929 hat einige Kuraufenthalte zur Folge, denen sich der Künstler regelmäßig unterziehen muss. Jawlensky leidet unter einer fortschreitenden Lähmung und kann nur unter Schwierigkeiten malen. 1933 wird er von den Nationalsozialisten mit Ausstellungsverbot belegt. Im Jahr darauf beginnt der Maler mit der Reihe der kleinformatigen "Meditationen". 1937 werden 72 seiner Werke als 'entartet' beschlagnahmt. Drei Jahre später, 1941, stirbt Jawlensky in Wiesbaden. Sein Stil ist anfänglich beeinflusst von den Fauves und hier besonders von Matisse. Dann aber findet der Maler seinen eigenen expressionistischen Stil, dem eine starke Farbigkeit in einfacher Zeichnung zueigen ist. In späterer Zeit werden stille, verinnerlichte Bilder des mystisch vergeistigten menschlichen Antlitzes kennzeichnend für Jawlensky.