Wilhelm Heiner (1902-1965)


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TITEL  Kniender Mönch

TECHNIK  Majolika handgeformt und grün glasiert

SIGNATUR  Verso undeutlich signiert

ENTSTEHUNGSJAHR  Um 1922/24

GRÖSSE (H)  35 cm

ZUSTAND  Kleinere Fehlstellen an der Kapuzenspitze, der linken Schulter und an einer Sockelkante

PROVENIENZ  Privatbesitz München

 

KUNSTWERK

"Kniender Mönch", um 1922/24, Majolika handgeformt und grün glasiert, 35 cm, verso undeutlich signiert.

Es handelt sich bei dieser Figur um eine frühe Arbeit von Wilhelm Heiner. Heiner war u.a. Schüler von Guntermann, Muggly, Enseling und Bleeker. Von 1925-1928 war er Schüler bei Prof. Hugo Lederer an der Preußischen Akademie der Künste, Berlin mit Aufnahme in sein Meisteratelier. 

Die Skulptur entstand entweder noch 1922 an der Kunstgewerbeschule Essen (hier war Wilhelm Heiner Schüler des Bildhauers Joseph Enseling) oder in den beiden Folgejahren an der Akademie der Bildenden Künste München. Im Werkverzeichnis des Künstlers existieren zwei Typen des knienden Mönches in Gips (WVZ-Nr. HSK 40, 41) und zwei stehende Versionen (WVZ-Nr. HSK 42, 43).

Die Skulptur beeindruckt durch die ruhige, kontemplative Haltung des betenden Mönches und durch die aussergewöhnliche Farbgebung der Glasur. Frühwerke Wilhelm Heiners sind äußerst selten auf dem Markt zu finden.

 

KÜNSTLER

Wilhelm Heiner (Willy) (* 1. September 1902 in Enger, Westfalen; † 26. April 1965 in Bielefeld) war ein deutscher Bildhauer, Maler und Grafiker.

Wilhelm Heiner wurde 1902 in Enger als erster Sohn des Zigarrenfabrikanten und späteren Verlegers Anton Heiner geboren. Er wuchs in einer Musik- und Theater begeisterten Familie auf, die 1907 nach Bielefeld zog. 1919 beendete Wilhelm Heiner auf eigenen Wunsch vorzeitig seine Schulzeit am Ratsgymnasium und begann eine Stein- und Holzbildhauerlehre. In Abendkursen besuchte er die Handwerker- und Kunstgewerbeschule Bielefeld. Seine Lehrer waren der Bildhauer Franz Guntermann und der Glasmaler Karl Muggly. Der Ausbildung folgte eine Gesellenzeit in Münster/West. Hier entstanden seine ersten expressiven Krippen-Figuren.

1922 begann er sein Studium an der Essener Kunstgewerbeschule, der späteren Folkwang Hochschule, bei Joseph Enseling (Bildhauerei) und Josef Urbach (Malerei). Ab dem Wintersemester 1923/24 studierte er an der Akademie der Bildenden Künste München bei dem Bildhauer Bernhard Bleeker. Parallel besuchte er Anatomievorlesungen an der Münchner Universität. In München begegnete er Mary Wigmans expressivem Tanztheater, das ihn über die Bildhauerei hinaus zur verstärkten Auseinandersetzung mit Ballett, Theater und Musik führte. 1925 wechselte Heiner nach Berlin an die Preußische Akademie der Künste. Von 1925 bis 1929 war er Meisterschüler von Hugo Lederer. In seinem engen Umfeld arbeiteten der Bildhauer Hans Mettel, der spätere Direktor der Städelschule in Frankfurt/M., der Bildhauer Hermann Blumenthal und der Maler Felix Nussbaum. 1929 bezog er ein Atelier im Berliner Atelierhaus am Kaiserplatz 17.

Bereits 1926 nahm er an Ausstellungen teil und bekam öffentliche Aufträge. In Zusammenarbeit mit dem Düsseldorfer Maler Hubert Schöllgen und dem Literaten Ignaz Gentges leitete er die Mainzer Theaterausstellung des Bühnenvolksbundes (BVB). Er wurde künstlerischer Beirat der Preußischen Landesbühne und der Deutschen Grammophon, arbeitete für die UFA Berlin (Bühnenbilder, Figurinen, Ausstellungen); 1927 war er künstlerischer Mitarbeiter der Deutschen Theaterausstellung in Magdeburg.

1927 reiste er zu Studienzwecken nach Italien, 1928 mit dem Maler Kurt Weinhold nach Paris.

Im Frühjahr 1930 heiratete er Anna Müller. Das Paar bekam fünf Kinder. Die politischen Verhältnisse erschwerten seine künstlerische Laufbahn. Heiner verließ Deutschland, studierte in Paris an der Académie de la Grande Chaumière und lebte später in Les Saintes-Maries-de-la-Mer, wo er sich vor allem der Malerei widmete. Familiäre Probleme führten ihn nach Deutschland zurück. Ihm wurden öffentlichen Aufträge und Ausstellungsmöglichkeiten verwehrt, da er die Mitgliedschaft in der Reichskunstkammer und NSDAP ablehnte. Er stürzte in eine tiefe Krise, wie viele Künstler seiner Generation (die "verschollene Generation"), die in der NS-Zeit die besten Jahre ihres Schaffens verloren haben. 1934 gründete er in seiner Heimatstadt Bielefeld mit dem Essener Studienkollegen Herbert Viseneber das Grafik-Studio Zweimann. Die folgenden 12 Jahre waren für Heiner existenz- und lebensbedrohlich. Trotzdem unternahm er 1935 und 1936 Studienreisen nach Italien und Jugoslawien.

Von 1942 bis 1945 war Wilhelm Heiner Soldat in der Dolmetscher-Kompanie Münster/Westf. 1944 wurde sein Bielefelder Atelier durch einen Bombenangriff zerstört und damit ein Großteil seines Frühwerks. Er geriet nicht in Kriegsgefangenschaft und konnte schon ab 1945 wieder als freischaffender Künstler arbeiten und ausstellen. Die erste Einzelausstellung fand im Januar 1946 im Bielefelder Kunstsalon Otto Fischer im Blauen Haus statt, kuratiert von Paul Herzogenrath, der Vater von Wulf Herzogenrath. Sein Engagement galt darüber hinaus dem kulturellen und politischen Wiederaufbau der Stadt Bielefeld. Der britische Stadtkommandant Mc Olive berief ihn in den Kulturausschuss, er wurde Vorsitzender der Vereinigung Bielefelder Künstler, Mitbegründer des Vereins der Theater- und Konzertfreunde. Sein Haus war lebendiger Treffpunkt vieler Musiker, Maler, Theaterleute und Schriftsteller, wie die Maler Erwin Wendt, Kurt Weinhold, Otto Pankok, Hubert Berke, die Musiker Hans Werner Henze, Ludwig Hoelscher, Tiny Wirtz, Sandor Konya und der Schriftsteller Stefan Andres. 1950 erhielt er einen Lehrauftrag für freie Malerei und Zeichnen an der Werkkunstschule Bielefeld, den er bis zu seinem Tod ausübte.

Neben der Malerei, in der seine Liebe zu den französischen Impressionisten deutlich wird, entstanden zahlreiche Zeichnungen zum Thema Musik, Tanz und Zirkus, Bühnenbilder, Glasfenster, Mosaike und Skulpturen. Herausragend ist das Konvolut mit Zeichnungen von namhaften Interpreten der klassischen Musik, die überwiegend zwischen 1945 und 1960 während der Konzerte in der Rudolf-Oetker-Halle entstanden.

Auf Studienreisen durch Frankreich (1950 und 1953), rund ums Mittelmeer (1957) und nach Spanien (1960) hielt er seine Impressionen in Ölbildern und Aquarellen fest.

Wilhelm Heiner starb am 26. April 1965 in Bielefeld.

(Quelle: Wikipedia.de)

 

AUSSTELLUNGEN (AUSWAHL)

  • 2000 „Mensch und Musik“ Bilder hören, Klänge sehen - Wilhelm Heiner, Musikerzeichnungen, Beethoven-Haus, Bonn
  • 2003 Wilhelm Heiner - Musikerporträts, Stadtmuseum Düsseldorf
  • 2004 Wilhelm Heiner - Musikerporträts, Museum Baden, Solingen
  • 2009 "Mit allen Sinnen" Wilhelm Heiner; Malerei und Grafik, Dornenhaus, Ahrenshoop
  • 2018 Wilhelm Heiner - Bildhauer, Maler, Zeichner, Museum Peter August Böckstiegel, Werther/Westf.
  • 2018 Wilhelm Heiner - Das grafische Werk, Herforder Kunstverein, Herford
  • 2019 Wilhelm Heiner - Musik Musik Musik, Richard Haizmann Museum, Niebüll

 

MUSEEN UND SAMMLUNGEN (AUSWAHL)

  • Kunsthalle Bielefeld
  • Historisches Museum Bielefeld
  • Theatermuseum Düsseldorf
  • Museum für Kindheits- und Jugendwerke bedeutender Künstler und Künstlerinnen, Halle
  • Deutsches Apothekenmuseum, Heidelberg
  • LWL-Museum für Kunst und Kultur, Münster
  • Sammlung Anaid
  • Sammlung Böllhoff, Bielefeld
  • Sammlung Herzogenrath, Berlin/Köln
  • Sammlung Gerhard Schneider, Olpe

 

LITERATUR

  • Lisa Tetzner, "Im blauen Wagen durch Deutschland" BVB Verlag, Berlin (Hg.) 1926
  • Wilhelm Karl Gerst, "Wille und Werk" Bühnenvolksbund Handbuch, BVB Verlag, Berlin (Hg.) 1928
  • Neuerwerbungen der letzten Jahre, Verzeichnis des Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte Münster/Westf.,1946
  • Katalog zur Ausstellung "Buch- und Werbekunst – Deutsches Buchschaffen", Bielefeld 1947 mit einem Beitrag von Wernher Siebert über Wilhelm Heiner, Verlag C. Bertelsmann, Gütersloh
  • Fritz Nemitz, "Deutsche Malerei der Gegenwart", R. Piper & Co Verlag, München (Hg.) 1948
  • Egon Vietta, "Musiker-Porträts, Willi Heiner, Handzeichnungen", Kunstverlag Bentrup & Becker, Bielefeld, 1948
  • Ausstellungskatalog "Ostwestfälische Künstler 1949" Regierungspräsident Drake, Detmold (Hg.), 1949
  • Ausstellungskatalog "Kunst und Theater", Malerei, Plastik, Zeichnung, Städtisches Kunsthaus Bielefeld 1954
  • Wolf v. Niebelschütz, "Indikation in Farbe – Wilhelm Heiner und die ASTA", Asta-Werke AG, Brackwede/Westf. (Hg.), 1958
  • "Rheinisches Bilderbuch – 100 Jahre Rheinische Glasmalerei" Landesbildstelle Rheinland (Hg.) 1959
  • Wulf Schäfer, "Das Tor", August Hörmann u. Sohn KG, Steinhagen/Westf. (Hg.), 1960 ("Buch des Jahres", ausgezeichnet vom Gutenberg-Museum, Mainz)
  • Ausstellungskatalog "Glasbild", Kunstverein Darmstadt 1964
  • Ausstellungskatalog "WILHELM HEINER 1902-1965", Städtisches Kunsthaus, Bielefeld 1966, Autoren: Hanna Böllhoff-Becker, Heinrich Becker
  • Katalog der Gemälde, Kunsthalle der Stadt Bielefeld, 1968
  • Ausstellungskatalog "Die 1. Generation nach 1945, Künstler aus Ostwestfalen-Lippe", Bezirksverband der Bildenden Künstler Ostwestfalen-Lippe, Bielefeld, 1986
  • Andreas Bootz "Kultur in Bielefeld 1945-1960" Stadtarchiv und Landesgeschichte, Bibliothek, Bielefeld (Hg.), 1993
  • "Kunstleben 1945-1960, Wendt, Heiner, Kraft und die Bielefelder Kunstszene", Cornelia Foerster, Gerhard Renda, Historisches Museum Bielefeld (Hg.), 2001
  • "Alles Ton und Schwingung, Wilhelm Heiner", Gudrun Pamme-Vogelsang, Johanna und Matthias Heiner (Hg.), Kerber Verlag, Bielefeld, 2002
  • "Wilhelm Heiner – Der Tanz ist der Ursprung aller Künste", Ulrich Schmidt, Stadttheater Bielefeld (Hg.), 2007
  • "Werkkunst – Kunst und Gestaltung in Bielefeld 1907-2007", Andreas Beaugrand, Gerhard Renda, Historisches Museum Bielefeld (Hg.), 2007
  • "Entdeckte Moderne – Werke aus der Sammlung Schneider", Gerhard Schneider, Rolf Jessewitsch (Hg.), Kettler Verlag, Bönen/Westf. 2008
  • "Wilhelm Heiner, Bildhauer, Maler, Zeichner", Ausstellungskatalog des Museums Peter August Böckstiegel, Werther und des Herforder Kunstvereins, Herford 2018/19