TITEL Salome
TECHNIK Kolorierter Linolschnitt auf Velin
SIGNATUR Unten rechts "Maetzel 19"
ENTSTEHUNGSJAHR 1919
GRÖSSE (H x B) 22 × 18 cm
AUFLAGE Mind. 7 Exemplare
RAHMEN Holzrahmen mit säurefreiem Passepartout und UV-Schutzverglasung
ZUSTAND Gut erhalten
PROVENIENZ Privatsammlung, Süddeutschland; Privatbesitz, München
KUNSTMARKT Graphische Werke des Künstlers werden auf Auktionen mit Preisen bis zu 8.000€ gehandelt
AUSSTELLUNG Das Bild ist Teil der folgenden Ausstellung:
SIEH MICH AN
Die Macht des Gesichts
1. März - 14. Mai 2023
Kunsthaus Rietberg - Museum Wilfried Koch
Emsstraße 1, 33397 Rietberg
www.museum.rietberg.de
KUNSTWERK
"Salome", 1919, Kolorierter Linolschnitt, 22 x 18 cm, signiert, datiert und bezeichnet "kol. 7 Bl. - Salome - Maetzel 19".
Emil Maetzel hat die junge »Salome« abgebildet. Salome, die verführerische Frau, die in der Bibel den Kopf Johannes des Täufers fordert. Sterben musste Johannes, weil er es wagte, seinen Landesherrn Herodes Antipas zu kritisieren. Herodes heiratete seine eigene Schwägerin – Herodias –, und als Johannes dies anprangerte, nahm der König Johannes gefangen. Eines Tages, während Johannes im Kerker saß, gab Herodes ein Festmahl: „Da trat herein die Tochter der Herodias und tanzte und gefiel Herodes“. Der Unhold geilt sich an seiner Stieftochter auf. „Da sprach der König zu dem Mädchen: Bitte von mir, was du willst, ich will dir’s geben.“ Die Tänzerin, in außerbiblischen Quellen heißt sie Salome, fragt ihre Mutter Herodias, was sie vom König verlangen soll. „Das Haupt Johannes des Täufers“, antwortet die Mutter. Salome tut wie ihr geheißen, „und sogleich schickte der König den Henker hin und befahl, das Haupt des Johannes herzubringen. Der ging hin und enthauptete ihn im Gefängnis und trug sein Haupt herbei auf einer Schale und gab’s dem Mädchen und das Mädchen gab’s seiner Mutter.“
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es keine christlich-mythologische Frauengestalt, die in Kunst, Literatur und Musik die Zeitgenossen so faszinierte wie die Figur der Salome. Sie galt speziell in der Literatur der französischen Décadence wahlweise als Inkarnation weiblicher Grausamkeit, aber auch als Modell der Kindfrau und Verkörperung idealer Schönheit und purer Erotik.
»Salome« ist eine Oper in einem Akt von Richard Strauss (UA Dresden 1905). Sie beruht auf dem gleichnamigen Drama von Oscar Wilde aus dem Jahr 1891 und stellt eine der ersten Literaturopern dar.
Der Salome-Stoff im Besonderen und der Orient – oder was man im Abendland dafür hielt – im Allgemeinen wirkten in diesen Jahren anregend auch auf andere Gebiete der Kunst. So entstanden in den USA Kompositionen der Unterhaltungsmusik, die auf Orient, Vampire und erotischen Tanz abhoben, in Deutschland mehrere „Salome“-Filme, dazu 1918 der erste „orientalische Foxtrott“ von Robert Stolz, der ausgerechnet den Titel „Salome“ bekam und ein Weltschlager wurde. »Salome« war ein US-amerikanisches Stummfilmdrama von J. Gordon Edwards aus dem Jahr 1918. Die Titelrolle spielte Theda Bara, Amerikas erstes Sex-Symbol der Kinoleinwand. »Salome« war auch ein deutsches Filmdrama von Eugen Burg aus dem Jahr 1919. In dem Stummfilm übernahm die Schauspielerin Wanda Treumann die Titelrolle.
Der kolorierte Linolschnitt »Salome“ von Emil Maetzel war teil der Ausstellung »Flächenbrand Expressionismus« und wurde dort teilweise auf den Ausstellungsplakaten gezeigt:
- Aschaffenburg, Kirchnerhaus
- Bedburg-Hau, Museum Schloss Moyland
- Itzehoe, Wenzel-Hablik-Museum
- Güstrow, Ernst Barlach Museum
- Jesteburg, Kunststätte Bossard
- Neu-Ulm, Edwin Scharff Museum
KÜNSTLER
Emil Maetzel (* 5. Mai 1877 in Cuxhaven; † 23. Juni 1955 in Hamburg) war ein deutscher Architekt, Maler, Grafiker und Bildhauer sowie Mitbegründer der Hamburgischen Sezession.
1896 absolvierte Maetzel sein Abitur am Johanneum in Hamburg. Ab 1900 studierte er Architektur in Hannover, Dresden und Paris. Im Ersten Weltkrieg war er im Eisenbahnersatzbataillon in Berlin eingesetzt. Im März 1919 wurde der Baurat Emil Maetzel vom Hamburger Senat zum Bauinspektor ernannt. Von 1907 bis 1933 war er Leiter der Städtebauabteilung in der Hamburger Baudeputation. In dieser Funktion leitete er den Bau des Hamburger Hauptbahnhofs mit. Er arbeitete eng mit dem damaligen Oberbaudirektor Fritz Schumacher zusammen und war in der Architektur Vertreter der gemäßigten Variante des Neuen Bauens. Nach diesen architektonischen Vorstellungen gestaltete er ebenfalls seine zunächst 1924 als Sommerhaus, 1926 als Haupthaus erbaute Villa im peripheren Hamburger Stadtteil Volksdorf, die von 7.000 m² Grund umgeben ist. 1922 wurde er Mitglied der Hamburger Freimaurerloge Zur Hanseatentreue.
1910 heiratete Maetzel Dorothea Maetzel-Johannsen (* 1886 in Lensahn; † 1930 in Hamburg). Sie war ebenfalls Malerin und Zeichnerin. Von 1906 bis 1909 absolvierte sie eine Ausbildung an der Hamburger Gewerbeschule für Mädchen und arbeitete ein Jahr als Lehrerin in Schleswig. Das Ehepaar bekam vier Kinder. Während des Ersten Weltkriegs war Maetzel beim Eisenbahn-Ersatzbataillon in Berlin.
1918 ließen sich Maetzel und seine Ehefrau in Hamburg nieder. 1920 trat er der Hamburgischen Künstlerschaft bei. 1921 richtete er sein eigenes Atelier ein. Er war Mitbegründer der Hamburgischen Sezession, einer 1919 gegründeten Künstlervereinigung, in der zunächst die Stilrichtungen des Expressionismus, des expressiven Realismus und der Neuen Sachlichkeit hervortraten. 1927 nahm Maetzel an einer Amerikafahrt deutscher Architekten und Ingenieure teil. Von 1928 bis 1933 war er Vorsitzender der Künstlervereinigung. Die Jahresausstellung der Sezession war die erste, die im März 1933 auf Anordnung der Nationalsozialisten als den damals neuen Machthabern geschlossen worden war. 1933 erfolgte auch Maetzels von den Nationalsozialisten veranlasste Zwangspensionierung. 1937 wurden fünf seiner Holzschnitte als entartete Kunst aus der Kunsthalle Hamburg entfernt. Nach dem Krieg wurde er 1945 rückwirkend zum Baudirektor ernannt. Ab 1948 war er Zweiter Vorsitzender der wiedergegründeten Hamburgischen Sezession.
LITERATUR
- Karin von Behr: Emil Maetzel. Baumeister. Maler. Sezessionist. Ein Künstlerleben der 20er Jahre in Hamburg. Mit einer Vorrede von Rüdiger Joppien. Neumünster, Hamburg 2013, ISBN 978-3-529-02853-3.
- Maike Bruhns: Emil Maetzel: Spätwerk 1945–1955. Wachholtz, Kiel 2015, ISBN 978-3-529-03436-7.
- Roland Jaeger, Cornelius Steckner: Zinnober – Kunstszene Hamburg 1919–1933. Hamburg 1983, ISBN 3-924225-00-1, S. ?.