TITEL Porträt eines Mädchens
TECHNIK Bleistift- und Kohlezeichnung
SIGNATUR Unten rechts "H. Assmann 1913"
ENTSTEHUNGSJAHR 1913
GRÖSSE (H x B) 34 × 29 cm
RAHMEN Holzrahmen mit säurefreiem Passepartout und UV-Schutzverglasung
ZUSTAND Gut erhalten
PROVENIENZ Privatbesitz, Norddeutschland
KUNSTMARKT Werke des Künstlers werden auf dem Kunstmarkt sehr selten angeboten
AUSSTELLUNG Das Bild ist Teil der folgenden Ausstellung:
SIEH MICH AN
Die Macht des Gesichts
1. März - 14. Mai 2023
Kunsthaus Rietberg - Museum Wilfried Koch
Emsstraße 1, 33397 Rietberg
www.museum.rietberg.de
KUNSTWERK
"Porträt eines Mädchens", 1913, Bleistift- und Kohlezeichnung, 34 x 29 cm, signiert und datiert "H. Assmann 1913".
Die Zeichnung stammt aus der Zeit, in der Heinrich Assmann in Worpswede lebte und arbeitete. Der Name des Mädchens mit den markanten Zöpfen war Senta Schneider.
KÜNSTLER
Heinrich Assmann (* 26. Mai 1890 in Osnabrück; † 20. August 1915 in Ostrów Mazowiecka (Polen)) war ein deutscher Maler.
Bereits während der Schulzeit Heinrich Assmanns auf dem Realgymnasium Osnabrück erkannte sein Zeichenlehrer Gerhard Rohlfes seine zeichnerische Begabung. Über die Schulzeit hinaus verknüpfte beide eine lebenslange Freundschaft. Sie waren u.a. Mitglieder der Osnabrücker Künstlergruppe »Barenturm«.
Nach dem Besuch des Realgymnasiums ging Assmann 1909 nach Worpswede, dessen Umgebung ihm auf einer Reise besonders zugesagt hatte. Er erlernte dort die Anfänge seiner Kunstausbildung in der Kunstschule von Georg Tappert. Hier freundete er sich mit dem 1916 gefallenen Wilhelm Morgner an, der ihn in Farbe und Stil beeinflußte. So endet u.a. ein Brief vom 5. Juni 1910 von Wilhelm Morgner an Georg Tappert: "Grüßen Sie Herrn Assmann von mir und sagen Sie ihm, ich wäre glatt in Soest angekommen". Ungetrübt war die Freundschaft wohl nicht. So schrieb Wilhelm Morgner an Tappert 1911: "Ich habe mich auch manchmal über Assmann geärgert. Der schwor ewig auf Leibl usw. redete aber nur davon, war er wollte. Ich meine, man sollte Leibl ruhig bestehen lassen, aber ich sehe nicht ein, warum ich nach Gesetzen leben soll, die andere aufstellen. Sagte ich Assmann mal etwas, so sagte er mir, ich sei streitsüchtig. Ich wurde so wütend über alles und über mich". Mehrere Fotos aus der Zeit zeigen Assmann mit Georg Tappert, Udo Peters, Edwin Koenemann und anderen Schülern.
Auf Anraten von Tappert wechselte Assmann 1910 nach Berlin, um sich in der privaten Kunstschule von Lovis Corinth besonders dem Zeichnen zu widmen. Ein Aufenthalt in München schloss sich an. Heinrich Assmann war dort seit dem 20. Oktober 1910 an der Königlichen Akademie der Künste eingeschrieben (Matrikelnr. 3937). Er besuchte die Zeichenklasse bei Professor Peter von Halm.
Seit 1911 wohnte Heinrich Assmann in einem Dorf bei Worpswede. Er hat dort engeren Kontakt zu den Malern Heinrich Vogeler und Carl Emil Uphoff. In den Jahren 1911 bis 1914 entstehen hier seine wichtigsten Werke. Studienreisen führten ihn nach Böhmen, Österreich und in die Schweiz. Sonst blieb er stets in der Worpsweder Landschaft, bis er Soldat wurde. Seine Ausstellungen brachten ihm schon früh Erfolge, ohne daß er besonders auffiel; er hat meistens still für sich geschaffen. 1913 stellte er erstmalig in Osnabrück aus: Ölbilder und Radierungen.
1915 wurde Heinrich Assmann beim Sturm auf Bielsk (Polen) schwer verwundet und starb zwei Tage später im Lazarett von Ostrowo, wo man ihn auch bestattete.
Im Jahr 1929 schenkte Philipp Nussbaum (1872-1944), der Vater des Künstlers Felix Nussbaum, dem Städtischen Museum in Osnabrück seine Sammlung von Werken Heinrich Assmanns, darunter 7 Ölgemälde und 80 Zeichnungen bzw. Linolschnitte. Philipp Nussbaum war Kunstsammler und besonders beeindruckt von dem avantgardistischen Maler Heinrich Assmann, den er mit seinen Ankäufen auch persönlich fördern und unterstützen wollte. Die Bilder des Künstlers haben lange Zeit den Alltag der Familie Nussbaum begleitet. Assmann war vom Pinselstrich van Goghs beeindruckt, darin stand er völlig im Einklang mit der besonderen Verehrung van Goghs im Hause Nussbaum.
Die Gedächtnisausstellung von 1955 brachte den beinahe vergessenen Maler den Osnabrückern wieder nahe; sie legte überraschend bloß, wie modern bereits der Künstler vor 1914 war, weil sich Züge bei ihm finden, die auf Paralleles zu Van Gogh, Cezanne oder zu seinem Freund Morgner hinweisen, ohne daß von einem besonderen Einfluß die Rede sein könnte. Vieles in ihm war eine Vorstufe zum deutschen Expressionismus. Neben einer großen Anzahl von Zeichnungen, Ex Libris und Linoldrucken entstanden vor allem Ölgemälde: Landschaften und Porträts.
INFORMATIONEN
WERKE (AUSWAHL)
- Stillleben mit Kanne und Trauben | Öl auf Leinwand | 1906
- Portrait einer jungen Frau mit Haarband | Kohlezeichnung | 1910
- Selbstbildnis in grüner Weste | Öl auf Leinwand | 1912
- Porträt Carl Emil Uphoff | Öl auf Leinwand | 1912
- Ringkampf | Lithographie | 1912
- Kornhocken | Holzschnitt | 1913
- Selbstbildnis | Öl auf Karton | 1913
- Schloßgarten | Öl auf Leinwand | 1913
- Ackerfurchen | Holzschnitt | o.D.
- Blühende Kastanien vor Bauernhaus | Öl auf Leinwand | 1914
- Mohnfeld | Öl auf Leinwand | 1914
- Landstraße | Öl auf Leinwand | um 1914
AUSSTELLUNGEN
- Dürerbund Einzelausstellung - Ausstellungshalle IHK Osnabrück, 1913
- Dürerbund Gedächtnisausstellung - Museum Osnabrück, 1916
- Osnabrücker Maler - Städtisches Museum Osnabrück, 1955
- Heinrich Assmann - Kulturgeschichtliches Museum Osnabrück, 1987
- Heinrich Assmann - Barkenhoff Worpswede, 1988
- Avantgarde in Osnabrück. Sammlung Philipp Nussbaum. "Heinrich Assmann" - Felix-Nussbaum-Haus, Osnabrück, 2012/13