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DIE MAGISCHE PFLANZENWELT DES ERNST BAHN
TITEL Geissblatt II
TECHNIK Kaltnadelradierung
SIGNATUR Unten rechts signiert "Ernst Bahn"
ENTSTEHUNGSJAHR o.J.
GRÖSSE (H x B) 33,5 x 25 cm (52 x 37,5 cm)
AUFLAGE Unbekannt
PROVENIENZ Privatbesitz, Süddeutschland
RAHMEN Aluminiumrahmen mit säurefreiem, gelbem Passepartout und UV-Schutzverglasung
ZUSTAND Sehr guter Gesamteindruck
KUNSTWERK
"Geissblatt II", o.J., Kaltnadelradierung, 33,5 x 25 cm, signiert "Ernst Bahn", in der Platte monogrammiert "E.B.", mit Bleistift bezeichnet "unverstählter Druck".
Eine stimmungsvolle Radierung Ernst Bahns aus seiner umfangreichen Serie der Pflanzenbilder. Das Geißblatt ist eine Kletterpflanze, die auch als Jelängerjelieber bekannt ist. Es gilt als Pflanze der Übereinstimmung und seine Wachstumsperiode hat es von Ende Mai bis Ende Juli. Das Geißblatt verschönt vor allem die hellen Abende und Nächte im Juni mit ihrem betörenden Duft. Die weiß, rosa und rotfarbenen zarten Blüten öffnen sich wie Finger einer Hand. Heute gibt es viele Kulturarten des ursprünglich weiß-gelblichen Waldgeißblattes. Als Geburtsblume weist die Pflanze vor allem eine Symbolik der festen Freundschaft und der Verbindung auf. Da sie früher sehr gerne von Ziegen verzehrt wurde, kam dieses wundervolle Gewächs so zu seinem Namen. Die wesentlichen symbolischen Eigenschaften des Geißblatts sind:
Die Engländer nennen das zarte und dabei schier unverwüstliche Klettergewächs „honeysuckle“, was aber mehr dem süßen Duft als dem Geschmack zu verdanken ist. Genießbar für Menschen sind die Blüten nicht, aber Sie werden als Heilmittel gerne genutzt und Kolibris lieben den Nektar der Blume. So, wie sich das Geißblatt an Bäume, Hauswände und Pergolen windet und diese geradezu verschlingt mit seiner üppigen Pracht, symbolisiert die Pflanze eine feste Verbundenheit. Ihren Wachstumshöhepunkt hat sie Mitte Juni zur Sommersonnenwende.
Menschen mit dieser Geburtsblume weisen ein sonniges und fröhliches Gemüt auf. Sie sind meist zart, einfühlsam und gefühlvoll. Da die Blüten ihren betörenden Duft nur abends verströmen und die Pflanze nie alleine wächst, ist sie das Symbol für Freundschaft und lauschige Stunden zu zweit sowie tiefe Innigkeit. Sie möchte Ihre Blütenpracht wild präsentieren, weshalb sie für die Vase und das Heim eher weniger geeignet ist.
KÜNSTLER
Ernst Bahn (* 9. August 1901 in Bonn; † 14. Dezember 1978 in Münster) war ein deutscher Maler, Zeichner und Grafiker.
Ernst Bahn wurde 1901 in Bonn als ältestes von drei Geschwistern geboren. Der Vater starb, als Ernst Bahn zehn Jahre alt war. Die Mutter kehrte mit den Kindern in ihr väterliches Haus nach Koblenz zurück. Ernst Bahn wuchs im Haus seines Großvaters, des Schumachers Ernst Pollesche, auf. Ab 1916 besuchte er die Kunstgewerbeschule in Koblenz. Ein Onkel nahm Ernst Bahn im Jahr 1918 mit nach Köln und ermöglichte ihm so die weitere Ausbildung an der dortigen Werkschule. Dort entwickelte Bahn ein besonders gutes Verhältnis zu seinem Lehrer Wilhelm Schuler (* 1875 in Karlsruhe), der ihn drängte, neben seinem Studium eine Ausbildung im Handwerk zu machen. Ernst Bahn absolvierte für ein Jahr ein Volontariat zur Erlernung der Technik der Wandmalerei. Nach dem Tod von Wilhelm Schuler verließ Bahn im Jahr 1921 die Werkschule.
1922 kam Ernst Bahn nach Münster (Westfalen). Er hatte den Sohn der münsterischen Kunsthändlerin Elisabeth Kraus, Hermann Kraus, in Köln kennengelernt. Elisabeth Kraus veranstaltete im selben Jahr eine Ausstellung des jungen Bahn in Münster. Ernst Bahn wurde sogleich Mitglied der Freien Künstlergemeinschaft Schanze in Münster, fand Freunde und Gleichgesinnte, und auch sein künstlerisches Schaffen war bald in der Stadt und auch darüber hinaus anerkannt. Bahn beteiligte sich regelmäßig an den Ausstellungen der Schanze. 1928 heiratete er Ottilie Schmidt. Reisen führten ihn nach Holland, auf die ostfriesischen Inseln und 1929 nach Paris. 1932 kam sein Sohn zur Welt. In den 1930er Jahren war der Maler mit Aufträgen viel beschäftigt, trat regelmäßig auch mit dem eigenen künstlerischen Werk an die Öffentlichkeit. Ab 1939 entstanden nur noch wenige Werke, Ernst Bahn wurde Soldat, 1944 in Belgien verwundet, und geriet in Kriegsgefangenschaft. Er blieb bis März 1946 im Kriegsgefangenenlager Camp Indiantown in Pennsylvania (USA).
Die Familie Bahn wurde viermal ausgebombt, es gingen viele Bilder verloren. Ottilie Bahn lebte zeitweise in Würzburg. Ihr gelang es, das Grafikarchiv, vor allem aber die Platten für die Radierungen in Sicherheit zu bringen. Bald nach dem Krieg arbeitete Ernst Bahn wieder an Gemälden für Kirchen. Von 1953 bis 1973 war er Kunsterzieher am Clemens-Brentano-Gymnasium in Dülmen. 1967 starb seine Frau Ottilie. Ein Jahr später heiratete Bahn erneut. Mit seinem Interesse für die Formen der Natur wandte er sich in den 1960er und 1970er Jahren alpinen Gletscherlandschaften zu, die er auf Reisen studierte. Ernst Bahn starb am 14. Dezember 1978 in Münster.
Anfangs galt das Interesse von Ernst Bahn der Bildhauerei, bald wandte er sich aber der Malerei und Grafik zu. Viele seiner späteren Skizzen zeigen jedoch, dass er sich oft seinen Motiven über einfache plastische Formen näherte. Die frühen Werke Bahns sind experimentierend und von Einflüssen der Kunst der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, des Expressionismus geprägt. Der Stil des Künstlers schwankte bis zur Mitte der 1920er Jahre noch zwischen expressiver Gestaltung und einer nüchterneren, sachlicheren Malweise. In der zweiten Hälfte der 1920er Jahre bildete er dann in Malerei und Grafik seinen eigenen Stil aus, der der Neuen Sachlichkeit zugeneigt ist. Gemälde und Grafiken von Bahn fanden in den Ausstellungen der Schanze stets viel Beachtung.
Die frühere Ausbildung zur Wandmalerei ließ Bahn zu einem gefragten Freskomaler und Restaurator werden. Er erhielt in den Jahren 1927 bis 1934 große Aufträge für Altarbilder und Wandgemälde für neu erbaute Kirchen und Kapellen in Westfalen. Der Künstler beschäftigte sich mit der Frage einer zeitgemäßen modernen religiösen Malerei für die neue Sakralarchitektur in Westfalen. Die Gemälde weisen eine monumentale Sachlichkeit auf mit Figuren, die auf Typenhaftes und Wesentliches reduziert sind.
1937 erhielt Ernst Bahn den Auftrag zur Ausmalung der Empfangshalle des neu erbauten Standortlazaretts (heute Universitäts-Hautklinik) in Münster. Das Thema der Wandgemälde sind die „Heilkräfte der Natur“, die der Künstler in figürlich angelegten großen Szenen mit heldenhaft idealisierten Männern und Frauen gestaltete. Diese Fresken sind gute Beispiele für die Indienststellung der Kunst für nationalsozialistische propagandistische Zwecke. Die britische Besatzung ließ sie 1945 übermalen. Durch die erhaltenen Entwurfszeichnungen und Fotos der ausgeführten Wandgemälde sind sie jedoch gut dokumentiert. Reste der Malereien wurden 2010 bei Bauarbeiten freigelegt und restauriert.
Neben den großen Aufträgen entstanden in den 1930er Jahren viele Zeichnungen, Radierungen und Lithografien, die wesentliche Elemente der Kunst Ernst Bahns zeigen: die intensive Beobachtung des Formenreichtums der Natur und einen sensiblen, zuweilen humorvollen Blick auf Menschen. Bahns fast altmeisterliche Grafik der Jahre nach 1933 macht deutlich, dass er sich nur bei Auftragsarbeiten den nationalsozialistischen Kunstidealen ganz anpasste, sonst aber – wie viele Künstler in dieser Zeit – Landschaftsdarstellungen schuf, die weder thematisch noch stilistisch anstößig für die nationalsozialistischen Machthaber waren.
Nach dem Krieg übernahm Ernst Bahn neben seiner Lehrtätigkeit viele Aufträge für Restaurierungen vor allem von Wandmalereien. Für freie künstlerische Arbeit blieb ihm wenig Zeit. Sein Spätwerk konzentrierte sich auf alpine Gletscherlandschaften, die er auf Reisen immer wieder studierte und malte. Die jetzt entstandenen Bilder boten einen gleichsam analytischen Blick auf das Form- und Farbspiel der Natur, abstrahierte Formen überwiegen.
AUSSTELLUNGEN (AUSWAHL)
MUSEEN UND SAMMLUNGEN (AUSWAHL)
LITERATUR (AUSWAHL)