Moriz Melzer (1877-1966)


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TITEL  Spreebrücke

TECHNIK  Lithographie

SIGNATUR  Im Stein unten rechts monogrammiert "MM"

ENTSTEHUNGSJAHR  1919

GRÖSSE (H x B)  20,8 x 25,6 cm

RAHMEN  Schwarzer Wechselrahmen aus Aluminium mit säurefreiem Passepartout

ZUSTAND  Schöner Zustand

PROVENIENZ  Privatbesitz

 

KUNSTWERK

"Spreebrücke", 1919, Lithographie, 20,8 x 25,6 cm, im Stein monogrammiert "MM".

Die Lithographie "Spreebrücke" war für eine von dem Dresdner Kunsthistoriker Fridomar Dörffler geplante Grafikmappe „Berliner Novembergruppe 1919“ vorgesehen, die infolge der Inflation jedoch nicht zur Auslieferung kam. Sie sollte dreizehn Blätter in unterschiedlichen Techniken von zwölf Künstlern enthalten, die z. T. bereits vor der Gründung der Novembergruppe entstanden waren. Siehe auch Georg Tappert "Berliner Rummel" und Willy Zierath "Stadtbahn"

Um 1918 gehörte Moriz Melzer zu den Expressionisten mit heftig splitternden, kubofuturistischen Stadt- und Naturdarstellungen. Hier wurde versucht, die Stilerfindungen des „Blauen Reiters“, des franz. Kubismus und des ital. Futurismus durch einen zur Abstraktion tendierenden Kubo-Expressionismus zur Synthese zu bringen. Vor allem durch die Arbeiten jener Stilphase ist Melzer bekannt geworden und genau aus dieser Phase stammt die zersplitterte Lithographie "Spreebrücke".

Deutschlandfunk 3.2.2008 - Das streben nach reiner Malerei - Die Wiederentdeckung des Malers Moritz Melzer

taz 6.5.2008 - Die Sehnsucht nach Erlösung

 

KÜNSTLER

Moriz Melzer (* 22. Dezember 1877 in Albendorf, Böhmen; † 30. Juni 1966 in Berlin) war ein deutscher Maler und Grafiker des Expressionismus.

Melzer verdiente sich seinen Lebensunterhalt zunächst mit dem Bemalen von Keramik und studierte seit 1903 an der Kunstakademie in Weimar bei Ludwig v. Hofmann. Seit 1909 beteiligte er sich an den Ausstellungen der Berliner Secession. 1910 gehörte er gemeinsam mit Max Pechstein, Georg Tappert und anderen, die von der Ausstellungsjury der Berliner Secession zurückgewiesen wurden, zu den Gründern der expressionistisch orientierten Neuen Sezession. In diesem Jahr gründete er mit Tappert in Weimar die „Schule für freie und angewandte Kunst“. 1912 hielt sich Melzer in Paris auf und nahm mit Erfolg am Salon d'Automne teil. 1913 erhielt er den Villa-Romana-Preis, doch wurde sein Aufenthalt in Florenz durch den Ausbruch des 1. Weltkriegs beendet. Melzer war Mitarbeiter der Zeitschriften „Der Sturm“, „Die Aktion“, „Die weißen Blätter“ und „Die Schöne Rarität“, die Originalgraphiken von ihm veröffentlichten. Im Dezember 1918 gründete er gemeinsam mit Pechstein, Tappert, César Klein, Otto Freundlich, Rudolf Belling und anderen die Berliner „Novembergruppe“, die sich als „Vereinigung der radikalen bildenden Künstler“ verstand; um 1922 war er ihr Vorsitzender. Seit 1921 arbeitete Melzer als Lehrer an der Reimann-Schule in Berlin. 1933 wurde er als „entarteter“ Künstler aus dem Schuldienst entlassen. 30 seiner Werke wurden in öffentlichen Sammlungen beschlagnahmt und z. T. vernichtet. Seit den 30er Jahren lebte Melzer zurückgezogen bis zu seinem Tod in Berlin.

Nach impressionistischen Anfängen entwickelte Moriz Melzer seit 1911/12 einen expressiven Figuralstil, der von Anfang an eine unverwechselbare persönliche Handschrift aufweist. Sein stärkstes Erlebnis war 1912 in Paris die Begegnung mit der Sammlung oriental. Miniaturen im Louvre. Während seines Italienaufenthalts hatten ihn sowohl die Malereien der ital. Frührenaissance als auch die Fresken von Hans v. Marées beeindruckt. Diese Eindrücke sind, verbunden mit der Erinnerung an die noble Jugendstilmalerei seines Lehrers Hofmann, in Melzers Werken auf eigenwillige Weise zu einem neuen Ganzen verarbeitet. Die manieristisch überlängten großen Gestalten, welche die Vordergründe seiner idealen Landschaften bevölkern, lassen ebenso die Erinnerung an griech. und russ. Ikonen wie an die frühe ital. Freskenmalerei wach werden. Das „O, Mensch“-Pathos der zweiten Expressionistengeneration ist in Melzers auf Monumentalität angelegten Bildern von religiöser Inbrunst getragen. Um 1918 gehörte er zu den Begründern des Stils, der für den Synkretismus eines Teils des deutschen Expressionismus der Zeit nach dem Krieg maßgebend geworden ist. Hier wurde versucht, die Stilerfindungen des „Blauen Reiters“, des franz. Kubismus und des ital. Futurismus durch einen zur Abstraktion tendierenden Kubo-Expressionismus zur Synthese zu bringen. Vor allem durch die Arbeiten jener Stilphase ist Melzer bekannt geworden. In diesen Zusammenhang gehören einige seiner bedeutendsten Gemälde wie „Segnung“ (1917, Berlin, Nat.-gal.) und „Im Glanz der Sonne“ (1918, Privatbes.). Seit Mitte der 20er Jahre hat Moriz Melzer die Stereotypen seines expressiven Figuralstils wiederaufgegriffen und in Variationen bis zum Ende seines Schaffens beibehalten.


Die Novembergruppe
Die Novembergruppe war eine am 3. Dezember 1918 in Berlin gegründete Künstlervereinigung, die zumeist mehr als 120 Mitglieder hatte. Namengebend war die Novemberrevolution 1918. Nach der Machtübergabe an Hitler 1933 musste die Künstlergruppe ihre Arbeit einstellen. 1935 wurde ihr Ende mit der Streichung aus dem Vereinsregister der Stadt besiegelt.

In den ersten Monaten traten 170 Künstler der neugegründeten Novembergruppe bei: Allein 49 von ihnen kamen aus dem Redaktionsumfeld von Herwarth Waldens Zeitschrift Sturm. Zu Beginn schlossen sich der Künstlergruppe italienische Futuristen, bedeutende DADA-Künstler sowie wichtige Bauhaus-Mitglieder, von denen einige zum älteren Werkbund gehörten, an. Die Künstler der Novembergruppe bezeichneten sich selbst als radikal und revolutionär. Ihre Arbeit, ähnlich wie die des Arbeitsrats für Kunst, zu dem sie in engem Verhältnis standen, sollte die soziale Revolution in Deutschland unterstützen. Maßgebliches Ziel der Künstler war die Vereinigung von Kunst und Volk. Darüber hinaus versuchte die Gruppe, Einfluss auf öffentlich kulturelle Aufgaben zu nehmen.

1921 formulierten besonders Künstler aus dem linken Flügel der Novembergruppe einen Aufruf, der sich gegen die Verbürgerlichung der Künstlervereinigung wandte. Der Aufruf war von Otto Dix, George Grosz, Raoul Hausmann, John Heartfield, Hannah Höch, Rudolf Schlichter und Georg Scholz unterzeichnet und im Gegner veröffentlicht worden. 1922 wurde die dezentrale Arbeit der Novembergruppe mit den Ortsgruppen aufgegeben. Die Novembergruppe wurde als wichtiger Bestandteil in das Kartell fortschrittlicher Künstlergruppen in Deutschland integriert.

Charakteristisch für die Künstler der Novembergruppe ist ein Stil-Synkretismus, der häufig als Kubofutoexpressionismus bezeichnet wird. Die Wortschöpfung bezieht sich auf Kubismus, Futurismus und Expressionismus. Die Novembergruppe war für die Vielfalt ihrer Stile und Disziplinen bekannt, wird allerdings auch für diese Uneinheitlichkeit und die damit verbundene schwierige stilistische Einordnungsmöglichkeit kritisiert. Neben den Malern waren vor allem Künstler aus Architektur und Musik vertreten. Dabei gehörte die Musiksektion mit der Leitung durch Max Butting (später von Hans Heinz Stuckenschmidt abgelöst) mit ihrer Workshop-Arbeit zu einer der produktivsten Kräfte. Die Novembergruppe veranstaltete regelmäßig Künstlerfeste, Kostümfeste, Atelierbesuche, literarische und musikalische Veranstaltungsreihen.

Als wichtigstes Mittel der Selbstdarstellung wurden regelmäßig Ausstellungen organisiert. Alljährlich waren die Mitglieder der Künstlergruppe auf der Großen Berliner Kunstausstellung mit einem eigenen Raum Novembergruppe vertreten. Darüber hinaus stellten sie gemeinsam mit den Künstlern ihrer über die Republik verstreuten Ortsgruppen (Hallische Künstlergruppe, Kräfte, Die Kugel, Gruppe Rih, Üecht, Dresdner Sezession Gruppe 1919, Das Junge Rheinland, De Stijl) aus. Zu ihren Ausstellungen lud die Novembergruppe bedeutende internationale Künstler oder Vertreter von Künstlergruppen ein. So waren 1919 Marc Chagall, 1920 Georges Braque, Fernand Léger und Marie Laurencin, 1922 Henryk Berlewi und 1923 El Lissitzky (mit seinem legendären Proun-Raum) in der Abteilung der Novembergruppe auf der Großen Berliner Kunstausstellung vertreten. Ebenfalls 1923 gehörten Iwan Puni und László Péri zu den Ausstellenden. Zu den wichtigsten internationalen Ausstellungskooperationen gehörte die Zusammenarbeit mit den italienischen Futuristen in Rom 1920, die von Filippo Tommaso Marinetti und dem Novembergruppen-Mitglied Enrico Prampolini arrangiert wurde.

 
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