Willy Zierath (1890-1934)


Preis auf Anfrage

 

 

TITEL  Stadtbahn

TECHNIK  Lithographie

SIGNATUR  Im Stein unten links monogrammiert "WZ 16"

ENTSTEHUNGSJAHR  1916

GRÖSSE (H x B)  25 x 19,5 cm (30 x 26 cm)

RAHMEN  Schwarzer Wechselrahmen aus Aluminium mit säurefreiem Passepartout

ZUSTAND  Schöner Zustand

PROVENIENZ  Privatbesitz

PRÄSENTATION  Das Kunstwerk kann in der Galerie in Bad Iburg besichtigt werden

 

KUNSTWERK

"Stadtbahn", 1916, Lithographie, 25 x 19,5 cm, im Stein monogrammiert, datiert und bezeichnet "WZ 16 Stadtbahn".

Es handelt sich hier um eine abstrahierte kubische Darstellung einer Häuserzeile in keiner einheitlichen Perspektive, mit kippendem Eindruck. Das Werk erinnert an  den Kubismus. Im Vordergrund sieht der Betrachter mehrere Bogenformen als Angabe von Straßenbahnlinien und Geschwindigkeit.  Die Lithographie besitzt Assoziation zum Futurismus mit einer stark expressiven Schraffur.

Die Lithographie "Stadtbahn" war für eine von dem Dresdner Kunsthistoriker Fridomar Dörffler geplante Grafikmappe „Berliner Novembergruppe 1919“ vorgesehen, die infolge der Inflation jedoch nicht zur Auslieferung kam. Sie sollte dreizehn Blätter in unterschiedlichen Techniken von zwölf Künstlern enthalten, die z. T. bereits vor der Gründung der Novembergruppe entstanden waren.

Siehe auch Georg Tappert "Berliner Rummel" und Moriz Melzer "Spreebrücke"

 

KÜNSTLER

Willy Zierath (eigentlich Willy Zerath; * 4. November 1890 in Berlin; † 15. Februar 1934 in Nowokusnezk) war ein deutscher Maler und Grafiker des Expressionismus.

Willy Zierath war Maler und Grafiker und ausgebildeter Innenarchitekt. Er war als sogenannter Frühkommunist ein Mitglied der "Novembergruppe" in Berlin. Zierath nahm an den Ausstellungen der Novembergruppe bis 1922 teil. Er war 1921 gemeinsam mit Otto Dix, George Grosz, Raoul Hausmann, Hannah Höch, Rudolf Schlichter und Georg Scholz Unterzeichner eines offenen Briefes an die Novembergruppe.

Willy Zierath besuchte von 1927 bis 1930 das Bauhaus in Dessau (Immatrikulationsnummer 192). Der Berliner, der bis dahin nur nebenher zur Erwerbstätigkeit lernen konnte, wollte das Studium intensiv nutzen, um danach als ausgebildeter Architekt einen festen Beruf ausüben zu können. Im Buch «Vom Material zur Architektur« von Lázló Moholy-Nagy wird eine «zweizeilige Tastleiter und optische Übersetzung« (1927) von Willy Zierath abgebildet.  Es gibt Hinweise, dass er an der Ausgestaltung der Laubenganghäuser in Dessau beteiligt war und auch an der Ausmalung der ADGB-Bundesschule in Bernau. 1930 trat er dem von Arthur Korn gegründeten „Kollektiv des sozialistischen Bauens“ bei und arbeitete in dessen Architekturbüro. Dafür plante er eine Zeitschrift und Schriftenreihe und beteiligte sich an der Vorbereitung der „Proletarischen Bauausstellung“ 1931 in Berlin. Im Mai d.J. allerdings reiste er als Vertragsarchitekt nach Moskau. Seit 1933 auf der Baustelle des Kusnezkstroj beim Aufbau des Metallurgischen Kombinats in Nowokusnezk, starb er 1934 dort unerwartet an einem Herzinfarkt. (Astrid Volpert)

Beiträge des Künstlers existieren u.a. in -Die Aktion-; Gemeinschaftsausstellung zusammen mit Arthur Goetz und Thomas Ring in -Casa d’Arte Italiana (Rom)- (16.06.-22.07.1920) Zierath war befreundet mit zahlreichen Künstlern wie Ludwig Meidner, Felixmüller, George Grosz, u.a.

Im Los Angeles County Museum of Art existiert ein Porträt von Willy Zierath von Ludwig Meidner (um 1914).


Die Novembergruppe
Die Novembergruppe war eine am 3. Dezember 1918 in Berlin gegründete Künstlervereinigung, die zumeist mehr als 120 Mitglieder hatte. Namengebend war die Novemberrevolution 1918. Nach der Machtübergabe an Hitler 1933 musste die Künstlergruppe ihre Arbeit einstellen. 1935 wurde ihr Ende mit der Streichung aus dem Vereinsregister der Stadt besiegelt.

In den ersten Monaten traten 170 Künstler der neugegründeten Novembergruppe bei: Allein 49 von ihnen kamen aus dem Redaktionsumfeld von Herwarth Waldens Zeitschrift Sturm. Zu Beginn schlossen sich der Künstlergruppe italienische Futuristen, bedeutende DADA-Künstler sowie wichtige Bauhaus-Mitglieder, von denen einige zum älteren Werkbund gehörten, an. Die Künstler der Novembergruppe bezeichneten sich selbst als radikal und revolutionär. Ihre Arbeit, ähnlich wie die des Arbeitsrats für Kunst, zu dem sie in engem Verhältnis standen, sollte die soziale Revolution in Deutschland unterstützen. Maßgebliches Ziel der Künstler war die Vereinigung von Kunst und Volk. Darüber hinaus versuchte die Gruppe, Einfluss auf öffentlich kulturelle Aufgaben zu nehmen.

1921 formulierten besonders Künstler aus dem linken Flügel der Novembergruppe einen Aufruf, der sich gegen die Verbürgerlichung der Künstlervereinigung wandte. Der Aufruf war von Otto Dix, George Grosz, Raoul Hausmann, John Heartfield, Hannah Höch, Rudolf Schlichter und Georg Scholz unterzeichnet und im Gegner veröffentlicht worden. 1922 wurde die dezentrale Arbeit der Novembergruppe mit den Ortsgruppen aufgegeben. Die Novembergruppe wurde als wichtiger Bestandteil in das Kartell fortschrittlicher Künstlergruppen in Deutschland integriert.

Charakteristisch für die Künstler der Novembergruppe ist ein Stil-Synkretismus, der häufig als Kubofutoexpressionismus bezeichnet wird. Die Wortschöpfung bezieht sich auf Kubismus, Futurismus und Expressionismus. Die Novembergruppe war für die Vielfalt ihrer Stile und Disziplinen bekannt, wird allerdings auch für diese Uneinheitlichkeit und die damit verbundene schwierige stilistische Einordnungsmöglichkeit kritisiert. Neben den Malern waren vor allem Künstler aus Architektur und Musik vertreten. Dabei gehörte die Musiksektion mit der Leitung durch Max Butting (später von Hans Heinz Stuckenschmidt abgelöst) mit ihrer Workshop-Arbeit zu einer der produktivsten Kräfte. Die Novembergruppe veranstaltete regelmäßig Künstlerfeste, Kostümfeste, Atelierbesuche, literarische und musikalische Veranstaltungsreihen.

Als wichtigstes Mittel der Selbstdarstellung wurden regelmäßig Ausstellungen organisiert. Alljährlich waren die Mitglieder der Künstlergruppe auf der Großen Berliner Kunstausstellung mit einem eigenen Raum Novembergruppe vertreten. Darüber hinaus stellten sie gemeinsam mit den Künstlern ihrer über die Republik verstreuten Ortsgruppen (Hallische Künstlergruppe, Kräfte, Die Kugel, Gruppe Rih, Üecht, Dresdner Sezession Gruppe 1919, Das Junge Rheinland, De Stijl) aus. Zu ihren Ausstellungen lud die Novembergruppe bedeutende internationale Künstler oder Vertreter von Künstlergruppen ein. So waren 1919 Marc Chagall, 1920 Georges Braque, Fernand Léger und Marie Laurencin, 1922 Henryk Berlewi und 1923 El Lissitzky (mit seinem legendären Proun-Raum) in der Abteilung der Novembergruppe auf der Großen Berliner Kunstausstellung vertreten. Ebenfalls 1923 gehörten Iwan Puni und László Péri zu den Ausstellenden. Zu den wichtigsten internationalen Ausstellungskooperationen gehörte die Zusammenarbeit mit den italienischen Futuristen in Rom 1920, die von Filippo Tommaso Marinetti und dem Novembergruppen-Mitglied Enrico Prampolini arrangiert wurde.

 

 

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