TITEL Winterlandschaft in der Surheide (Föhren)
TECHNIK Öl auf Leinwand
SIGNATUR Unten rechts „O Modersohn 35“
ENTSTEHUNGSJAHR 1935
GRÖSSE (H x B) 64,5 x 68,5 cm
RAHMEN Holzrahmen
ZUSTAND Gut erhalten
PROVENIENZ Nachlass Otto Modersohn / Louise Modersohn-Breling / Privatsammlung Norddeutschland / Galerie Cohrs-Zirus, Worpswede / Privatbesitz Dötlingen
KUNSTMARKT Gemälde des Künstlers aus den 1930er Jahren werden bei Auktionen für bis zu 45.000€ gehandelt
KUNSTWERK
"Winterlandschaft in der Surheide (Föhren)", 1935, Öl auf Leinwand, 64,5 x 68,5 cm, signiert und datiert „O.Modersohn 35“, verso auf dem Keilrahmen mit Titel bezeichnet, das Gemälde ist im Otto-Modersohn-Archiv verzeichnet unter WV-OM-SW-1935 Nr. 24, in Otto Modersohns Atelierbuch ist das Gemälde unter dem Titel "Surheide - Föhren" geführt, Expertise Christian Modersohn vom 12.12. 1988.
Das Spätwerk von Otto Modersohn ist durch den Umzug nach Fischerhude geprägt. Losgelöst von der Worpsweder Künstlergruppe, konzentriert er sich auf das Einfache und Naheliegende. In seinem Bildaufbau treten jetzt frei aufeinander bezogene Formen in den Vordergrund und statt klarer Farbflächen setzt er transparente Farbsphären. Modersohn gelingt es meisterhaft, in gekonnt gesetzten Pinselstrichen und Farbflächen die Atmosphäre dieser herbstlichen Moorlandschaft einzufangen. Wege und Wasserläufe führen weit in den Horizont hinein. Dort beginnt der Himmel, den der Künstler in seiner unbeschreiblichen Veränderlichkeit und Größe brillant wiedergibt. Die Sonne bricht durch die dunklen Wolkenberge und erhellt für einen kurzen Moment die Landschaft, bevor der Wind die nächsten Regenwolken herantreibt. "Stets will ich von der Natur ausgehen, in ihr meine Lehrmeisterin erkennen, aber nicht in bloßer Nachahmung befangen, sondern sie überwinden, verklären durch die Kunst. - Was nicht durch die Phantasie umgestaltet wird, bleibt Abklatsch. Jene herrscht und siegt über die Materie, erhebt sich in freiem Fluge wie der Vogel in der Luft, jener sucht mühsam auf dem Boden seine Nahrung. - Die Natur ist gewissermaßen die Grammatik, sie enthält die Teile, der Künstler schafft mit ihnen im Bilde ein Ganzes. Es muß der Geist hinzukommen und das Beste tun" (zit. aus: Otto Modersohn, Tagebuch 1897, in: Otto Modersohn, Monographie einer Landschaft, Ausst.Kat. Otto Modersohn-Nachlass-Museum in Fischerhude, Hamburg 1978, S. 347).
KÜNSTLER
Friedrich Wilhelm Otto Modersohn (* 22. Februar 1865 in Soest, Westfalen; † 10. März 1943 in Rotenburg, Wümme) war ein Mitbegründer der Künstlerkolonie Worpswede und wurde einer der bekanntesten deutschen Landschaftsmaler.
1884 siedelt die Familie Modersohn von Soest nach Münster über, wo Otto bereits während der Gymnasialzeit eine Vorliebe für die Kunst entwickelt. So geht er nach dem Abitur an die Akademie nach Düsseldorf, doch entsprechen hier die Lehrmethoden nicht seinen Vorstellungen. Nach einem kurzen Aufenthalt in München hofft Otto Modersohn, an der Akademie in Karlsruhe künstlerische Vorbilder zu finden, jedoch wird er auch hier in seinen Erwartungen enttäuscht. Eine sommerliche Reise durch Norddeutschland zusammen mit Mackensen im Jahr 1888 hingegen beflügelt Modersohn zu einer Reihe kleiner Bilder, die einen ersten Höhepunkt seiner frühen Entwicklungsphase darstellt.
Ein weiteres gemeinsames Reiseunterfangen der beiden nach Worpswede führt 1889 zu der übereinstimmenden Entscheidung, ganz in der Künstlerkolonie zu bleiben. Bei anfänglicher Gleichgesinntheit beginnt sich Modersohn allerdings allmählich von seinen Freunden abzugrenzen. "Stille, stille Größe ist so recht eigentlich mein Ziel", schreibt er und will lieber "Mit wenigem viel sagen [..]". 1895 gehen acht Arbeiten von ihm zur ersten Gemeinschaftsausstellung der Worpsweder an die Bremer Kunsthalle. Die Reaktion auf die Ausstellung ist geteilt, aber umso mehr wird die nachfolgende Beteiligung an der "Internationalen Glaspalastausstellung" in München besonders für Modersohn ein großer Erfolg.
1897 kommt Paula Becker, die Modersohn 1901 heiratet, zum ersten Mal nach Worpswede. Der Maler trägt sich inzwischen mit dem Gedanken, die Kolonie zu verlassen. Die folgende Zeit ist geprägt von zahlreichen Reisen und verschiedenen Aufenthalten in Deutschland und Frankreich, die Modersohn großenteils zusammen mit seiner Frau unternimmt. Erst im Frühjahr 1907 kehren die Modersohns endgültig nach Worpswede zurück, wo Paula im November nach der Geburt ihrer Tochter stirbt.
Otto Modersohn zieht nach Fischerhude, wo für ihn 1908 "eine neue Zeit anbricht". In ländlicher Umgebung widmet sich der Künstler dem Studium der Natur und hierher kehrt er auch nach erneuten Aufenthalten in Worpswede und Berlin im Jahr 1917 wieder zurück. "Vereinfachung, Zusammenfassung in Form und Farbe ist ein Hauptziel" seiner Kunst in den 20er Jahren. In Holland und im Allgäu, wo er 1930 auch ein Haus erwirbt, findet Modersohn fortan wichtige Anregungen. Als der Maler 1936 die Sehkraft eines Auges verliert, stellt er die Aufenthalte im Allgäu ein und malt nur noch im Fischerhuder Atelier.