Richard Sprick (1901-1968)

4.980,00
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TITEL  Tanzende Häuser

TECHNIK  Öl / Leinwand

SIGNATUR  Unten rechts signiert "Richard Sprick 23"

ENTSTEHUNGSJAHR  1923

GRÖSSE (H x B)  72,5 x 48,5 cm

RAHMEN  Alter Holzrahmen

ZUSTAND  Gut erhalten

PROVENIENZ  Familienbesitz; Auktionshaus Granier, Bielefeld (1993); Privatbesitz, Dortmund

KUNSTMARKT  Ein Gemälde des Künstlers aus dem Jahr 1922 wurde bei Christie's für 29.000€ verkauft

PRÄSENTATION  Das Bild kann in der Galerie in Bad Iburg besichtigt werden

 

KUNSTWERK  

"Tanzende Häuser", Öl / Leinwand, 1923, 72,5 x 48,5 cm, signiert und datiert "Richard Sprick 23".

Bei dem Gemälde »Tanzende Häuser« handelt es sich um eines der sehr seltenen Frühwerke (1920-23) des Künstlers. Nach dem Kunststudium in Bielefeld und Kassel zog es den 22-jährigen Richard Sprick Ende 1923 nach Berlin. Hier arbeitet er noch unter dem Einfluss des ausklingenden Expressionismus. "In Berlin habe ich auch einmal wild gemalt, ich bin durch den Expressionismus gegangen", beschreibt Sprick selbst diese Phase.

Bei der dargestellten Straße handelt es sich um die ehemalige »Essiggasse« in Kassel. Sprick hat in seinem ersten Studienjahr an der Kunstakademie in Kassel eine gleichnamige Radierung erstellt. Das Gemälde »Tanzende Häuser« aus dem Jahr 1923 unterscheidet sich nur in Details.

Die Darstellung der »tanzenden« Häuser zeigt Spricks Arbeiten im Umfeld der Künstler Christian Rohlfs (»Strasse in Soest«, 1911) und Eberhard Viegener (»Mond über Soest«, 1919). Auch die expressionistischen Filme der Zeit (»Der Golem, wie er in die Welt kam«, 1920) nahmen diese bewegte Darstellungs-form auf. Das expressive Gemälde »Tanzende Häuser« ist wohl unter dem Eindruck dieser Künstler entstanden.

Nachdem Richard Sprick 1919/20 in Bielefeld seine ersten Ausbildungsschritte bei Ludwig Godewols erhielt, wurde er Mitglied der Bielefelder Künstlergemeinschaft »Rote Erde« und nahm unter anderem im Jahr 1921 an einer Ausstellung der Gruppe in seiner Heimatstadt Herford teil. Weitere Mitglieder der »Roten Erde« waren u.a. Peter August Böckstiegel, Heinz Lewerenz, Victor Tuxhorn, Erich Lossie, Theodor Steinkühler, Ernst Sagewka, Max Westhäuser, u.v.m.

 

KÜNSTLER

Richard Sprick (* 3. Januar 1901 in Herford; † 26. Januar 1968 in Bad Salzuflen) war ein deutscher Zeichner, Porträt- und Landschaftsmaler.

Richard Sprick wurde am 3. Januar 1901 in Herford geboren. Nach Besuch der Volksschule und des Gymnasiums, begann er am 1. April 1919 ein Studium in der Malerklasse von Ludwig Godewols an der Kunstgewerbeschule Bielefeld. Sprick war Mitglied der Künstlergemeinschaft »Rote Erde« in Bielefeld. Am 1. April 1920, wechselte er an die Kunstakademie Kassel, wo er bis 1922 Schüler von Curt Witte (1882–1959) und Kay Heinrich Nebel (1888–1953) wurde. In Kassel machte er sein Examen zum Zeichenlehrer. Zum 1. Oktober 1922 trat er für kurze Zeit eine Stelle als Referendar am Friedrichs-Gymnasium in Herford an. Von 1923 bis 1925 lebte Richard Sprick in Berlin. "In Berlin habe ich auch einmal wild gemalt, ich bin durch den Expressionismus gegangen", beschreibt Sprick selbst diese Phase. 

Bei einem Besuch der Künstlerkolonie Worpswede bei Bremen im Jahre 1924 traf er dort zufällig die Metallkünstlerin Lotte Heidelbach, eine Bekannte aus seiner Kasseler Studienzeit wieder, die die Metallwerkstatt der Worpsweder Kunsthütten von Bernhard Hoetger leitete. Sprick zog im folgenden Jahr selbst nach Worpswede, wo er als freischaffender Künstler arbeitete. Im Jahre 1926 heiratete er Lotte Heidelbach. Ab 1926 konnte Sprick seine Kunst in ersten Ausstellungen u. a. in Dortmund, Kassel und Bremen präsentieren.

1927 zogen Lotte und Richard Sprick von Worpswede nach Bochum. Richard Sprick arbeitete dort zwischen 1927 und 1943 als Kunsterzieher an der Bochumer Goethe-Schule. In seiner Bochumer Zeit wurde Sprick ein etablierter und angesehener Künstler. Dazu trug auch die enge Verbindung zum Bochumer Schauspielhaus unter der Intendanz von Saladin Schmitt bei, mit dem die Spricks eine enge Freundschaft verband. Richard Sprick lieferte weit über 1000 Zeichnungen von namhaften Schauspielern und Szenen der verschiedenen Aufführungen des Bochumer und anderer großer Theater. 1933 wurde Spricks Tochter Karen geboren.

Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde bei der Aktion "Entartete Kunst" u. a. Richard Spricks Gemälde "Vater und Sohn" in der Städtischen Galerie Gelsenkirchen beschlagnahmt (seitdem verschollen). Sprick wurde von der GeStaPo verhört, entging aber weiteren Nachstellungen. Nachdem die Spricks 1943 ihre Bochumer Wohnung nach Ausbombung verlassen mussten, flüchteten sie zu Verwandten nach Schötmar (heute ein Stadtteil von Bad Salzuflen). 1943 wurde Richard Sprick trotz Nachtblindheit kurzfristig als Flakhelfer eingezogen, später dann zum Beaufsichtigungspersonal gefangener russischer Soldaten abkommandiert.

Auch nach dem Ende des 2. Weltkrieges blieben die Spricks in Schötmar und ließen sich dort ein nach eigenen Entwürfen gestaltetes Wohn- und Atelierhaus erbauen (seit 2010 unter Denkmalschutz gestellt). In den folgenden Jahrzehnten war Richard Sprick ein enorm fleißiger Künstler. Es entstanden zahlreiche Porträts namhafter Persönlichkeiten sowie Landschaftsbilder, häufig inspiriert durch seine Studienreisen durch ganz Europa, Wandbilder für öffentliche Gebäude, Buchillustrationen, aber auch Postkarten und technische Zeichnungen. Darüber hinaus nahm er fast jährlich an Ausstellungen teil, vor allem im westfälischen Raum. Wichtige Museen kauften seine Werke an. Nach kurzer schwerer Krankheit verstarb Richard Sprick am 26. Januar 1968 in Bad Salzuflen. Seit 2010 befindet sich der Großteil seines Nachlasses im Lippischen Landesmuseum in Detmold.

Der Kunsthistoriker Rainer Zimmermann (1920–2009) zählt Richard Sprick zu den Vertretern der Verschollenen Generation und des Expressiven Realismus.

 

WERKE (AUSWAHL)

  • Selbstbildnis, 1920
  • Stillleben mit afrikanischer Figur, 1920
  • Vier Menschen, 1922
  • Das Kaffeehaus, 1922
  • Tanzende Häuser, 1923
  • Selbstporträt mit Lotte, 1926
  • Worpsweder Landschaft im Gewitter, 1926
  • Der Bettler, 1927
  • Mann im Smoking, 1927
  • Liegender Frauenakt, 1927
  • Der barmherzige Samariter, 1927
  • Debatte, 1927
  • Sterbender Knabe, 1928
  • Verfolgt, 1928
  • Schlafender Jude, 1929
  • Lebensschwere, 1929
  • Kumpels, 1930
  • Sterbende Alte, 1931
  • Der Prophet, 1933

 

MUSEEN UND SAMMLUNGEN (AUSWAHL)

  • Lippisches Landesmuseum Detmold
  • Ruhmeshalle Wuppertal-Barmen (Werk verschollen)
  • Städtische Kunstsammlung Gelsenkirchen (Werk verschollen)
  • Sammlung Gerhard Schneider (u.a. "Stillleben mit afrikanischer Figur, 1920)
  • Sammlung Käseglocke, Worpswede ("Porträt Lotte Heidelbach", 1931)
  • Privatsammlung, Schweiz

 

LITERATUR (AUSWAHL)

  • „Was ich zu sagen habe, hängt an den Wänden“ - Der Maler Richard Sprick (1901-1968), Scheef & Wiesekopsieker, 2012
  • Entdeckte Moderne – Werke aus der Sammlung Gerhard Schneider, 2008
  • Kunstwerkstatt Worpswede, Bernd Küster, 1989
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